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Politik

Indischer Grenzschützer in Kaschmir-Region getötet

3. Oktober 2016

Keine Beruhigung in Kaschmir: Inmitten der Konfrontation zwischen Indien und seinem Erzfeind Pakistan ist ein indischer Grenzschützer getötet worden. Inzwischen werden weitere Staaten der Region in den Konflikt gezogen.

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Ein indischer Soldat an der Grenze zu Pakistan
Ein indischer Soldat an der Grenze zu PakistanBild: REUTERS/M. Gupta

Ein Soldat der indischen Border Security Force ist beim Beschuss eines Stützpunkts durch mutmaßliche Rebellen getötet worden. Ein weiterer Soldat derselben paramilitärischen Grenzschutzeinheit sei verletzt worden, wie ein ranghoher Polizeivertreter sagte. Der Vorfall ereignete sich demnach in der Stadt Baramulla rund 50 Kilometer nordwestlich der Kaschmir-Hauptstadt Srinagar. Ein Armeesprecher berichtete von Gefechten zwischen den Soldaten und Angreifern.

Die Spannungen zwischen den beiden Erzfeinden hatten nach einem tödlichen Rebellenangriff auf ein indisches Militärlager in Kaschmir Mitte September weiter zugenommen. Indien hatte am Donnerstag mit einer Kommandoaktion auf den Überfall mit 19 Toten reagiert. Man habe mehrere Stellungen der Rebellen auf der pakistanischen Seite der Demarkationslinie angegriffen, teilte Neu Delhi mit. Obwohl es an der Grenze immer wieder Schusswechsel gibt, ist der Einsatz von Bodentruppen auf gegnerischem Gebiet selten. Am Samstag reiste der indische Armeechef General Dalbir Singh ins Hauptquartier des Kommandos Nord, um an dem Einsatz beteiligten Soldaten zu gratulieren.

Beim SAARC-Gipfel 2014 sprachen Modi (l.) und Sharif (r.) noch miteinander
Beim SAARC-Gipfel 2014 sprachen Modi (l.) und Sharif (r.) noch miteinanderBild: Getty Images/AFP/N. Shrestha

Der indische Regierungschef Narendra Modi warf Pakistan vor, "Terrorismus in alle Ecken" zu exportieren. Pakistans Premierminister Nawaz Sharif wiederum bezeichnete den indischen Militäreinsatz von Donnerstag als "offene Aggression".  Auch am Samstag gab es an der Demarkationslinie in Kaschmir erneut einen Schusswechsel.

Die Krise überschattet auch die Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation (SAARC). Eigentlich sollten die acht Länder am 9. und 10. November erstmals nach fast zwei Jahren in Pakistan zusammenkommen. Doch nun blies Nepal als Koordinator den Gipfel komplett ab. Wegen der Spannungen im indisch-pakistanischen Konflikt hatten nach Indien auch Afghanistan, Bangladesch und Bhutan am Mittwoch ihre Teilnahme abgesagt. Laut Nepals Außenministerium signalisierte zuletzt Pakistan, sich nicht im Stande zu sehen, Gastgeber des Gipfels zu sein. "Nepal bedauert, dass das regionale Umfeld nicht günstig ist, um dem 19. SAARC-Gipfel in Islamabad auszurichten", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums. Nepal rief die Mitgliedsstaaten auf, den Frieden und die Stabilität in der Region aufrechtzuhalten.

Karte Kaschmir umstrittene Grenzregionen

Angesichts der Eskalation hatte sich am Freitag UN-Generalsekretär Ban Ki Moon als Vermittler zwischen Indien und Pakistan angeboten. Ban stehe zur Verfügung, wenn dies von beiden Seiten akzeptiert werde, erklärte sein Sprecher. Er rief die Konfliktparteien zur sofortigen "Deeskalation der Lage" auf.

Seit der Tötung eines Separatistenführers durch indische Soldaten im Juli ereignen sich in Kaschmir regelmäßig Zusammenstöße. Dabei wurden mehr als 80 Menschen getötet. Trotz einer Ausgangssperre gibt es weiter Unruhen. Das Auswärtige Amt riet von "nicht unbedingt notwendigen Reisen in die unmittelbare Grenzregion zu Pakistan" sowie nach Kaschmir einschließlich der Regionalhauptstadt Srinagar ab.

Die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Bergregion ist seit einem Krieg 1947 zwischen Indien und Pakistan geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten vollständig beansprucht. Seit 1989 kämpfen mehrere Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss an Pakistan. Die indische Armee hat hunderttausende Soldaten in der Himalaya-Region stationiert, was den Unmut der Bevölkerung nährt. Die beiden Atommächte Pakistan und Indien führten bereits drei Kriege um Kaschmir.

Stu/SC (afp, dpa)