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Nicht ohne Internet

Sabine Kinkartz13. März 2009

Junge Reisende sind anspruchsvoller geworden – wie die Tourismusbranche darauf reagieren will, stellt sie auf der ITB, der größten Tourismusmesse der Welt, in Berlin vor.

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Menschen stehen an einem Stand der Republik Kroatien (Foto: Goran Goic, DW-RADIO)
Auf der ITB in Berlin stellt auch Kroatien sein Land vorBild: DW / Goran Goic

Bei beliebten Reisezielen denkt man nicht unbedingt zuerst an Hannover. Doch der Naturpark "Steinhuder Meer" ist bei Touristen beliebt. Ein Grund dafür könnten auch originelle Angebote wie das "Beste-Freundinnen-Wochenende" sein. Im Angebot sind neben Foto-Shooting, Styling-Workshop und Massagen auch Filme, die angeblich nur Frauen verstehen. "Die liegen auf den Zimmern aus zusammen mit Zeitschriften, die Frauen lesen", erklärt Willi Rebock, der das "Steinhuder Meer" auf der ITB in Berlin vertritt. "Bei Frauen ist ja immer wichtig, dass es ganz viel Schokolade gibt. Dafür ist auch gesorgt. Und dann gibt es noch einen Überraschungsabend und ein 'Sex-and-the-city-Menü'", ergänzt Rebock.

Krisenresistente Reisende

Backpacker sitzen auf Stufen (Foto: AP)
Individualreisen statt Pauschalangebote - junges ReisenBild: AP

Wer junge Menschen für sich gewinnen wolle, müsse sie begeistern können und das gelte auch für die Reiseindustrie, sagt die Tourismuswissenschaftlerin Heike Bähre: "Junge Leute sind einfach neugierig und das zeichnet sie ja auch aus. Sie sind weniger anfällig für Krisen, weil sie sich da irgendwie keinen Kopf machen. Wenn sie Israel oder das Judentum oder die Geschichte des Christentums auf der Agenda haben und es gibt einen Billigflug nach Israel, dann fahren sie da trotzdem hin, obwohl da eben gerade Friktionen sind", sagt die Forscherin.

Ein Reisender unter 30 nennt sich nicht Tourist. Er ist ein "individual traveller", ein Individualreisender. Er entscheidet spontan und stellt sich sein Programm nach Lust und Laune zusammen. Heike Bähre erläutert: "Strand, Meer und Sonne schlagen im Sommer eindeutig Berg und Wald. Was auch im Trend liegt, sind natürlich die Städte." Die Mobilität innerhalb Europas habe teilweise zweistellige Zuwachsraten - dank der Billig-Airlines.

Reisen schweißt zusammen

Ein Mehrbettzimmer mit Doppelbetten in einem Hostel (Foto: Foto: Soeren Stache/lbn)
Hostels mit Mehrbettzimmern ohne Bad sind nicht mehr gefragtBild: picture-alliance/ ZB

Das gilt nicht nur für junge Deutsche, es gibt im touristischen Bereich mittlerweile so etwas wie eine europäische Jugendkultur. Wichtig ist nur: Es muss alles bezahlbar sein. Daher schießen in den Städten Hostels wie Pilze aus dem Boden. Oliver Winter, der Generalmanager der Kette AO-Hostels, stellt allerdings fest, dass die Ansprüche der jungen Gäste gewachsen sind: "Das Mehrbettzimmer mit zehn oder fünfzehn Betten hat ausgedient, das kann man niemandem mehr anbieten. Man muss das Bad im Zimmer anbieten. Dusche und WC auf dem Gang sind auch nicht mehr verkäuflich", sagt der Experte. Ansonsten sei es wichtig, dass man immer eine Bar im Haus habe oder einen anderen Kommunikations-Ort, an dem sich die Gäste treffen können.

Die jungen Reisenden verstünden sich als "Community", als Gemeinschaft, meint Winter: "Viele Leute sind ja zwei, vier oder sogar sechs Wochen unterwegs und dann geht es darum, sich auszutauschen: Wo kann ich in der Stadt hingehen, wo fahre ich als nächstes hin, wo lohnt es sich, wo lohnt es sich nicht? Die Mund-zu-Mund-Propaganda spielt eine ganz große Rolle."

Osteuropa zunehmend beliebt

Blick auf das Schloss in Bratislava (Foto: unbekannt)
Ziele in Osteuropa wie Bratislava werden beliebterBild: AP

Die Verbindung nach Hause und zu den Freunden wird über das Internet gehalten. Ein Internetanschluss im Hostel, so sagt Tourismuswissenschaftlerin Bähre, sei daher ein Muss: "Man braucht sich nur mal die eingestellten Fotos in ‚Facebook' anzusehen - da sind immer Reisefotos dabei. Und gerade Europa ist ein Reiseziel, das von jungen Reisenden auch aufgrund seiner Kultur beliebt ist."

Reisen heißt für die jungen Menschen nicht nur Spaß haben und unterhalten werden, sondern auch etwas Neues sehen, etwas lernen. Davon profitieren Regionen mit interessanten Zielen. Das belgische Flandern beispielsweise versucht gerade, seine Universitätsstädte zu vernetzen und zu einer Reiseregion für junge Leute auszubauen. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die jüngsten Mitgliedsländer der Europäischen Union. Die Kette AO-Hostels will darauf reagieren. Nach Prag wollen sie nun auch nach Bratislava, Budapest und Krakau expandieren.

Die Internationale Tourismusbörse in Berlin läuft noch bis zum 15. März 2009.