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Indonesien kommt nicht zur Ruhe

28. Oktober 2010

Der Vulkan Merapi ist zum zweiten Mal ausgebrochen. Zugleich wird auf den Mentawai-Inseln das Ausmaß des Horrors nach dem schweren Erdbeben und Tsunami immer klarer. Das Tsunami-Frühwarnsystem soll nicht geholfen haben.

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Der Vulkan Merapi spuckt Asche und Wolken aus (Foto: AP)
Brach zum zweiten Mal aus: Der Vulkan MerapiBild: AP

Die beiden Naturkatastrophen, die vor drei Tagen Indonesien trafen, haben mindestens 370 Menschenleben gefordert. Über 330 Einwohner werden noch vermisst. Am Donnerstag (28.10.2010) schleuderte der wieder erwachte Vulkan Merapi, der auf der Hauptinsel Java liegt, erneut heiße Aschewolken in die Luft. Ob es dabei neue Opfer gab, ist noch unklar. Beim ersten Ausbruch am Dienstag waren 34 Menschen ums Leben gekommen. Das Gebiet rund um den Vulkan liegt seitdem unter einer grauen Ascheschicht.

Für die Helfer ist es schwierig

Luftbildaufnahme der Verwüstung auf der Insel Pagai Selatan nach dem Tsunami (Foto: AP)
Nach dem Tsunami: die Insel Pagai SelatanBild: AP

Mittlerweile gibt es auch Nachrichten von den Mentawai-Inseln westlich von Sumatra über das Ausmaß der Tragödie dort. Drei Tage nach dem schweren Erdbeben und Tsunami fanden Helfer tausende verstörte Menschen vor, die in den verwüsteten Dörfern nach Angehörigen suchten. Die Rettungskräfte befürchten, dass viele der Vermissten tot sind, da sie von der Flutwelle ins Meer gerissen wurden. Zahlreiche Bewohner hatten auf höheres Gelände im Innern der Inseln flüchten können. Sie kampieren seitdem unter freiem Himmel und trauen sich nicht in die Dörfer zurück. Für die Helfer ist es schwierig, diese Menschen mit Hilfsgütern zu erreichen. Denn auch das Benzin ist knapp geworden.

Die Nothilfe ist nur schleppend angelaufen. Fährschiffe brauchen zehn Stunden von Sumatra bis zu den Inseln. Hunderte Verletzte warten dringend auf ärztliche Hilfe. Indonesiens staatliche Nachrichtenagentur Antara zitierte einen Katastrophenhelfer mit den Worten: "Wir brauchen dringend ein paar hundert Leichensäcke." Zudem seien Medikamente knapp. Einige Dörfer auf der Insel Pagai Selatan sind noch von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Sprecher sagte, man wisse nicht, wie es den rund 1950 Einwohnern dort gehe.

Warnung und Welle kamen zeitgleich an

Luftbildaufnahme der Verwüstung auf der Insel Pagai Selatan nach dem Tsunami (Foto: AP)
Die Rettungskräfte befürchten, dass viele von den Vermissten tot sindBild: AP

Die Nachrichten von den Mentawai-Inseln wecken Erinnerungen an den verheerenden Tsunami, der Weihnachten 2004 rund um den Indischen Ozean mehr als 230.000 Menschenleben forderte. Obwohl Indonesien im November 2008 als Konsequenz aus dieser Katastrophe ein modernes und kostspieliges Tsunami-Frühwarnsystem installiert hatte, wurden die Bewohner am Montag nicht rechtzeitig gewarnt. Nach Behördenangaben hat das für 100 Millionen Euro eingerichtete System nicht funktioniert. Die deutsch-indonesische Anlage sei nicht richtig gewartet worden und deswegen vor einem Monat ausgefallen, hieß es.

Dem widersprach das an dem Projekt beteiligte Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ). Sämtliche Komponenten des Frühwarnsystems hätten funktioniert, Meldungen über durch defekte oder gar mutwillig zerstörte Einheiten entbehrten jeglicher Grundlage, teilte das GFZ mit. Knapp fünf Minuten nach dem Erdbeben sei von dem Warnsystem in Jakarta aus der Tsunami-Alarm ausgelöst und an rund 400 Einrichtungen wie die Polizei und Katastrophenschutzbehörden geleitet worden. Allerdings sei die Warnung zur gleichen Zeit eingetroffen wie die Welle, so ein Sprecher des GFZ in der Zeitung "Die Welt". Der Ausgangspunkt des Erdbebens habe zu nahe an der Küste gelegen, "da hätte kein Frühwarnsystem der Welt helfen können." Das Zentrum erklärte, die aktuelle Situation zeige, dass es "einen umfassenden Schutz vor Erdbeben und Tsunamis nicht geben kann". Direkt am Entstehungsort seien das Erdbeben und das Eintreffen des Tsunamis stets nahezu zeitgleich.

Der Tsunami war nach einem mächtigen Seebeben der Stärke 7,7 vor der Westküste Sumatras mit einer bis zu drei Meter hohen Flutwelle über die Inseln gerollt und hatte Hunderte Häuser mit sich gerissen. Indonesien liegt im pazifischen "Feuerring" mit zahlreichen Vulkanen, in dem Verschiebungen von Erdplatten immer wieder zu Erschütterungen führen.

Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel