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Industrie überraschend robust

7. Januar 2016

Die deutsche Industrie hat im November wegen der guten Binnennachfrage überraschend viele Aufträge an Land gezogen. Experten hatten eine ganz andere Entwicklung erwartet und warnen vor Euphorie.

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Schweißer IG-Metall Tarifrunde NRW
Bild: Fotolia/Gina Sanders

Die Bestellungen kletterten um 1,5 Prozent zum Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag erklärte. Ökonomen hatten nur mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent gerechnet, nach 1,7 Prozent Wachstum im Oktober. "Es scheint, dass der Abwärtstrend aus dem Sommer mit zwei Anstiegen in Folge zum Ende gekommen ist", sagte BayernLB-Experte Stefan Kipar. Auch das Ministerium machte eine "verhaltene Belebung der Nachfrage aus".

Impulse erhielt die Industrie zuletzt vor allem vom Heimatmarkt. So zogen die Bestellungen aus dem Inland im November um 2,6 Prozent an, die aus dem Ausland dagegen nur um 0,6 Prozent - wobei die Nachfrage aus der Eurozone sogar um 0,5 Prozent schrumpfte. "Der Anteil an Großaufträgen war für einen November leicht unterdurchschnittlich", betonte das Ministerium.

Besonders gefragt waren bestimmte Vorleistungen wie Chemikalien mit einem Auftragsplus von 4,8 Prozent. Die Bestellungen von Maschinen, Fahrzeugen und anderen Vorleistungen sanken um 0,1 Prozent, die nach Konsumgütern um 2,4 Prozent.

Mehr Investitionen erwartet

NordLB-Fachmann Jens Kramer geht davon aus, dass die Firmen nach ihrer bisherigen Zurückhaltung künftig die Investitionen spürbar hochfahren. Dafür spreche vor allem das gute gesamtwirtschaftliche Umfeld - "offenbar nahezu unbeschadet aller Wirren und Widrigkeiten um uns herum", sagte Kramer.

Die gewerkschaftsnahen IMK-Forscher hingegen trauen der Wirtschaft zunächst noch keine Investitionsoffensive zu und sehen daher die öffentliche Hand am Zug. Das Düsseldorfer Institut taxiert den Spielraum für Ausgaben in Infrastruktur und Bildung 2016 auf rund 30 Milliarden Euro.

Viele Ökonomen warnen vor Euphorie. "Ohnehin wird das Jahr 2016 für die deutsche Industrie nicht einfach werden, denn die Probleme in den wichtigen Schwellenländern werden belasten", sagte Ulrike Kastens vom Bankhaus Sal. Oppenheim mit Blick auf die schwächelnde Konjunktur in China oder Brasilien. Skeptisch äußerte sich auch Commerzbank-Experte Marco Wagner. "Wir bleiben für die deutsche Industrie vorsichtig und fühlen uns mit unserer Wachstumsprognose sehr wohl." Die Commerzbank sagt für 2016 nur ein Anziehen um 1,3 Prozent voraus, die meisten Ökonomen hingegen erwarten rund 1,8 Prozent Wachstum.

ul/zdh (rtr, dpa)