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Das Leben ist etwas teurer geworden

18. September 2017

Eine Inflation von knapp zwei Prozent - das ist das große Ziel der Geldpolitik in Europa. Heute wurden die neuesten Inflationsraten bekannt. Sie beeinflussen die Debatte über ein Ende des Anleihen-Kaufprogramms der EZB.

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Symbolbild Kassensturz
Bild: picture alliance/dpa/Schönberger

Da pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) jeden Monat viel Geld in den Markt und trotzdem - die Inflation im Euro-Raum ist weiterhin deutlich schwächer, als es sich die Währungshüter wünschen. Die Verbraucherpreise stiegen im August um 1,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Das teilte das Statistikamt Eurostat am Montag mit. Im Juli lag das Plus bei 1,3 Prozent.

Vor allem die Energiekosten sind für den Preisauftrieb verantwortlich. Energie verteuerte sich mit 4,0 Prozent weit stärker als im Juli mit 2,2 Prozent.  Die Preise von Lebens- und Genussmitteln erhöhten sich um 1,4 Prozent, Dienstleistungen verteuerten sich um 1,6 Prozent. Industriell gefertigte Güter waren 0,5 Prozent teurer. Die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel lag unverändert bei 1,2 Prozent.

Angestrebt wird aber eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent. Sie gilt als ideal für die Konjunktur. Das Inflationsgefälle im Euroraum ist nach wie vor steil. Während die Inflation in den baltischen Staaten mit bis zu 4,6 Prozent (Litauen) am höchsten liegt, beträgt sie in Irland, Zypern und Griechenland deutlich weniger als ein Prozent. Deutschland liegt mit 1,8 Prozent im Mittelfeld.

Die EZB prüft derzeit angesichts der wirtschaftlichen Erholung in der Euro-Zone die Zukunft ihres Anleihen-Kaufprogramms, das vor allem in Deutschland umstritten ist. Die Währungshüter versuchen mit dem auf 2,28 Billionen Euro angelegten Wertpapier-Kaufprogramm, die Wirtschaft anzuschieben und für mehr Inflation zu sorgen. Angesichts der Konjunkturerholung gehen die meisten Experten davon aus, dass die Notenbank im Oktober beschließt, bald weniger Anleihen zu kaufen.

Amerikaner bremsen zuerst

Als erste der großen Notenbanken weltweit wird die Federal Reserve in den USA voraussichtlich am Mittwoch die Abkehr von der seit der Finanzkrise betriebenen Geldflut einleiten. Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen haben den großen Schritt minutiös vorbereitet. Alle technischen Details sind längst geklärt, wie das in den Jahren nach der Finanzkrise auf die Riesensumme von 4,5 Billionen Dollar angeschwollene Portfolio der Notenbank nach und nach eingedampft werden soll.

Konkret plant die Notenbank, ihren Bestand an Staatsanleihen allmählich zu senken. Auslaufende Papiere sollen anders als bisher jeweils in Stufen nicht mehr ersetzt werden. Damit treten die Washingtoner Geldpolitiker geldpolitisch auf die Bremse.

In Europa denkt die EZB zwar darüber nach, ihre Anleihenkäufe im kommenden Jahr herunterzufahren, damit würde aber nur das monatliche Kaufvolumen sinken, die Bilanzsumme der EZB würde aber immer noch ausgeweitet. Um es mit Bundesbankchef Jens Weidmann zu sagen: "Wir sprechen geldpolitisch nicht über eine Vollbremsung, sondern darüber, das Gaspedal nicht noch ständig weiter durchzutreten."

iw/bea (rtr, dpa)