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Inflation in Deutschland bleibt niedrig

30. Mai 2016

Schon seit Monaten ist die Inflation in Deutschland sehr niedrig. Daran hat sich auch im Mai wenig geändert. Was Verbraucher beim Tanken und Heizen freut, macht Währungshütern Sorge.

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Bild: picture-alliance/dpa/Armin Weigel

Die Inflation in Deutschland bleibt wegen billigerer Energie und stabilen Lebensmittelpreisen sehr niedrig. Im Mai 2016 lagen die Verbraucherpreise gerade einmal um 0,1 Prozent über dem Vorjahresniveau, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag anhand vorläufiger Zahlen mitteilte. Im April waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr sogar um 0,1 Prozent gesunken - erstmals seit Januar 2015. Das lag vor allem daran, dass Sprit und Heizöl deutlich günstiger waren als vor Jahresfrist.

Dieser Trend hielt im Mai an, auch wenn er sich etwas abschwächte: Das Preisniveau für Energie lag nach vorläufigen Zahlen im Mai um 7,9 Prozent unter dem des Vorjahresmonats. Im April (minus 8,5 Prozent) und März (minus 8,9 Prozent) war dieser Effekt jedoch noch größer.

Bei den Nahrungsmittelpreisen konnten die Statistiker in der Summe keine Veränderungen von Mai 2015 auf Mai 2016 feststellen. Von April auf Mai des laufenden Jahres stiegen die Verbraucherpreise nach dieser ersten Berechnung um 0,3 Prozent. Detaillierte Daten für den Mai will die Behörde am 10. Juni veröffentlichen.

Was den einen freut, ist des anderen Leid

Verbraucher profitieren von den gesunkenen Energiepreisen, weil sie günstiger tanken und heizen können. Den Währungshütern der Europäischen Zentralbank (EZB) jedoch bereitet die seit Monaten extrem niedrige Inflation im Euroraum Sorge. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es bald noch billiger wird.

So will die EZB eine Deflation in der Euro-Zone - einen Preisverfall auf breiter Front - unbedingt vermeiden. Mittelfristig strebt die EZB eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen versucht sie, die Kreditvergabe in Schwung zu bringen. So setzte sie im März ihren Leitzins erstmals auf null. Das billige Geld soll die Nachfrage stimulieren und die Preise anschieben. Kritiker halten die Wirkung dieser Geldpolitik für begrenzt, die Nebenwirkungen bekommen Sparer zu spüren: Gerade die in Deutschland so beliebten Anlagen wie Tages- und Festgeld werfen kaum noch Rendite ab.

Realeinkommen fast unbehelligt von Inflation

"Trotz Rekordbeschäftigung und kräftiger Lohnsteigerungen haben wir keinen Inflationsdruck in Deutschland", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Bank ING Diba, Carsten Brzeski. "Für die Verbraucher sind das gute Nachrichten." Ihre Kaufkraft wächst, da die Inflation kaum an den Realeinkommen nagt: Die Verdienste der gut 19 Millionen Beschäftigten mit einem Tarifvertrag zogen im ersten Quartal um 2,1 Prozent an und damit viel stärker als die Preise.

"Der Konsum bleibt die wichtigste Konjunkturstütze", so Brzeski. "Er schirmt uns vor äußeren Einflüssen wie der Konjunkturabkühlung in China ab." Allerdings dürfte sich der zuletzt gestiegene Ölpreis in der zweiten Jahreshälfte bemerkbar machen, so Brzeski. "Die Teuerungsrate könnte dann wieder die Ein-Prozent-Marke berühren."

"Wir rechnen mit Inflationsraten von rund zwei Prozent zum Jahreswechsel", sagte der Chefvolkswirt der Förderbank KfW, Jörg Zeuner. "Die jüngste Erholung der Rohstoffpreise und die robuste deutsche Konjunktur machen diese Erwartung zunehmend wahrscheinlicher."

iw (dpa, afp, rtr)