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Konsumlaune sinkt

29. März 2011

Wachsende Inflationssorgen und internationale Krisenherde dämpfen die Konsumlaune - und im April wird der Japan-Effekt hinzukommen, sagt die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg.

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Eine Kundin an der Fleischtheke im Supermarkt (Foto: DW TV)
Die Preise steigen - die Kauflaune sinktBild: DW-TV
Zerstörter Atomreaktor in Japan (Foto: dapd)
Die Bilder von zerstörten Atommeilern werden die Kauflaune weiter dämpfenBild: AP

Die Angst vor einer Inflation und die internationalen Krisenherde haben der Verbraucherstimmung im März einen leichten Dämpfer verpasst. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) rechnet für April mit einem Rückgang des Konsumklimaindex von 6,0 auf 5,9 Punkte, teilte die GfK am Dienstag (29.03.2011) in Nürnberg mit. Damit ist der im Juni 2010 begonnene Höhenflug des Konjunktur-Barometers vorläufig gestoppt.

Die Reaktorkatastrophe in Japan habe sich auf die Verbraucherstimmung im März noch nicht ausgewirkt, erklärte GfK-Autor Rolf Bürkl. Die für die Erhebung notwendige Befragung von rund 2.000 Konsumenten sei schon vor dem Erdbeben beendet gewesen. Bürkl schloss nicht aus, dass die atomare Bedrohung im April Auswirkungen auf die Kauflaune haben wird. "Auch wenn die persönliche Betroffenheit fehlt, kann die Angst vor einer Verstrahlung Spuren im Verbraucherverhalten hinterlassen", sagte er.

Konjunkturerwartung sinkt

Verbraucher schauen skeptisch auf die Auslagen in einer Kühltheke im Supermarkt (Foto: DW TV)
Skepsis an der KühlthekeBild: DW-TV

Zum Dämpfer in der Konjunkturstimmung trage vor allem ein wachsender Konjunkturpessimismus bei. Der Index der Konjunkturerwartung sank von 57,1 auf 49,5 Punkte. Viele Haushalte rechneten zudem mit etwas geringeren Einkommen als in den Vormonaten - der entsprechende Indikatorwert rutschte von 42,9 auf 40,5 Punkte. Entsprechend wollten Verbraucher ihre Ausgaben leicht zügeln; die Anschaffungsneigung ging von 38,9 auf 34,3 Punkte zurück.

Insgesamt sähen die Verbraucher die deutsche Wirtschaft jedoch weiterhin klar im Aufwind, betonte die GfK. Viele rechneten aber damit, dass die Dynamik angesichts der anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten sowie der rasant steigenden Energie- und Rohstoffpreise in diesem Jahr etwas nachlassen wird. Dennoch seien die Geldbörsen der meisten Haushalte noch immer gut gefüllt. Dazu hätten neben den gestiegenen Löhnen und Gehältern auch vorgezogene Einmalzahlungen in vielen Unternehmen beigetragen. Dadurch gebe es in vielen Haushalten für wichtige Anschaffungen weiterhin genug Geld.

EZB bleibt wachsam

Auf dem Gelände einer Recyclingfirma in Hamburg sind Ölfässer gestapelt, um sie später zu reinigen und neu zu befüllen (Foto: dpa)
Der Preisdruck kommt von den RohstoffmärktenBild: picture-alliance/ dpa

Die meisten Volkswirte nehmen die leichte Eintrübung im Konsumklima gelassen. "Das Konsumklima ist nur leicht gefallen und hält sich sehr, sehr gut - trotz der steigenden Energie- und Ölpreise. Der kleine Rückgang sollte nicht überbewertet werden", sagte Analystin Ulrike Kastens vom Bankhaus Sal. Oppenheim zu Reuters. "Eine Verteuerung von Energie wirkt sich immer negativ auf das Konsumklima aus, denn dies ist ein Produkt des täglichen Lebens. Das muss man in den kommenden Monaten genau beobachten."

Genau beobachten will auch die Europäische Zentralbank die Preisentwicklung in Euroland. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum lag im Februar 2011 bei 2,4 Prozent gegenüber 2,3 Prozent im Januar. Ein Jahr zuvor hatte sie 0,8 Prozent betragen. Zwar kommt der Teuerungsdruck zum größten Teil von den globalen Rohstoffmärkten, doch es besteht die Gefahr, dass er über die Produktionskette mehr und mehr bei den Verbrauchern ankommt. Deshalb hat EZB-Chef Jean-Claude Trichet nach der letzten Zinssitzung des EZB-Rates die Formulierung "starke Wachsamkeit" benutzt, was übersetzt aus der formelhaften Sprache der Frankfurter Währungshüter nichts anderes bedeutet als eine Zinserhöhung nach der nächsten Sitzung des Rates am 7. April.

Autor: Rolf Wenkel (dapd, afp, dpa, rtr)
Redaktion: Henrik Böhme