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Betancourt ist frei

Wim Abbink2. Juli 2008

Die franko-kolumbianische FARC-Geisel Ingrid Betancourt ist aus ihrer Geiselhaft freigekommen. Betancourt war vor mehr als sechs Jahren entführt worden.

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Ingrid Betancourt nach ihrer Befreiung, Quelle: AP
Ingrid Betancourt nach ihrer BefreiungBild: AP

Die französisch-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt ist nach Angaben der Regierung in Bogota nach mehrjähriger Geiselhaft wieder in Freiheit. Verteidigungsminister Juan Manuel Santos sagte am Mittwoch (2.7.2008), die Befreiung der 46-Jährigen sei durch die kolumbianischen Streitkräfte erfolgt. Neben Betancourt wurden bei der "Aktion Schach" drei US-Bürger und elf andere Geiseln befreit. Niemand sei bei dem Kommandounternehmen im Osten Kolumbiens verletzt worden. Weitere Einzelheiten zu der Befreiungsaktion wurden zunächst nicht mitgeteilt.

Sechs Jahre im Dschungel

Ingrid Betancourt hatte sich 2002 um das Amt des Staatspräsidenten beworben und befand sich mitten im Wahlkampf, als sie in der ehemaligen Guerilla-Hochburg San Vicente del Caguán im Süden des Landes von den Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) entführt wurde. Seitdem wurde sie im Dschungel versteckt gehalten. Zuletzt verlangten die FARC-Rebellen im Austausch für 39 Geiseln einschließlich Betancourts von der kolumbianischen Regierung die Freilassung von 500 ihrer Guerilleros. Nach Angaben der Regierung in Bogota halten die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens etwa 700 Geiseln in ihrer Gewalt.

Finanzierung durch Kokainhandel und Entführungen

Die FARC-Rebellen finanzieren sich vor allem durch den Kokain-Handel und Entführungen. Zuletzt mussten sie aber empfindliche Verluste hinnehmen. So töteten kolumbianische Soldaten Anfang März im Dschungel Ecuadors die Nummer zwei der Gruppe, Raul Reyes. Zudem desertierte eine prominente Kommandeurin der Farc und erklärte öffentlich, die Organisation sei dabei, sich aufzulösen.

Ende Mai hatte die FARC mitgeteilt, ihr Gründer und Anführer Manuel Marulanda sei Ende März einem Herzinfarkt erlegen. Neuer Chef wurde Cano. Politische Beobachter waren davon ausgegangen, dass er an Verhandlungen mit den Regierungen und langfristig an Frieden eher interessiert ist als Marulanda.

Chef kolumbianischer FARC-Rebellen tot, Pedro Antonio Marín
Manuel Marulanda Velez alias Pedro Antonio Marón alias 'Tirofijo'Bild: picture-alliance/ dpa

Geiseln "bei relativ guter Gesundheit"

Ihre große Energie und ihre oft ungewöhnlichen Polit-Aktionen hatten der Ex-Präsidentschaftskandidatin schon vor ihrem Verschwinden internationale Bekanntheit und den Beinamen "Jeanne d'Arc" Kolumbiens eingebracht. Bei Wählern kam die direkte Art Betancourts gut an. Mit ihrer Kritik an der grassierenden Korruption und der Gewalt zwischen Regierungsarmee, rechten Paramilitärs und linken Rebellengruppen eckte die Politikerin allerdings auch an.

Für die Freilassung Betancourts hatten sich weltweit über die Jahre zehntausende Menschen bei Kundgebungen und Demonstrationen eingesetzt. Zuletzt bemühten sich auch Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy und Venezuelas Präsident Hugo Chavez um ein Ende des Geiseldramas. Zuvor hatte es geheißen, Betancourt sei todkrank. Auf Bildern, die vor einigen Monaten veröffentlicht wurden, wirkte sie schwach und gebrochen. Nun teilte Santos jedoch mit, sie sei wie die anderen Geiseln bei relativ guter Gesundheit.