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Innogy startet nicht brillant, aber solide

7. Oktober 2016

Für die gebeutelten deutschen Stromversorger wachsen die Bäume auch nach ihrer Aufspaltung nicht in den Himmel: Die RWE -Ökostromtochter Innogy legte am Freitag ein verhaltenes Debüt an der Frankfurter Börse hin.

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Deutschland Innogy geht an die Börse
Bild: Getty Images/H. Foerster

Innogy: Größter Börsengang seit 2000

Vorübergehend rutschten die Aktien sogar unter den Ausgabepreis von 36 Euro, den sie zum Handelsschluss wieder erreichten. Innogy hatte die Preisspanne wegen der starken Nachfrage nach den Papieren voll ausgereizt.

Mit dem Ausgabepreis von 36 Euro pro Aktie brachte der Börsengang auf einen Schlag fünf Milliarden Euro ein. Damit ist Innogy der größte Börsengang in Deutschland seit dem der Deutschen Post im November 2000 und der größte in der gesamten EU seit 2011.

Geld, das RWE gut gebrauchen kann

Innogy-Chef Peter Terium (im Artikelbild rechts) verteidigte den Schritt: "Wir sind sehr, sehr zufrieden. Das ist gut für die Kasse von Innogy, das ist gut für die Kasse von RWE", sagte er in Frankfurt. Die RWE-Aktie ging um 7,4 Prozent in die Knie und war damit stärkster Verlierer im Leitindex Dax.

Zum Emissionspreis wird Innogy mit 20 Milliarden Euro bewertet und gilt damit als heißer Anwärter für den Einzug in den Nebenwerteindex MDax noch in diesem Jahr. Die hochverschuldete RWE kommt hingegen auf weniger als neun Milliarden.

Den Erlös teilen sich Innogy und RWE. "Die zwei Milliarden sind ein sehr wesentlicher Beitrag für unseren 6,5-Milliarden-Euro-Investitionsplan", sagte Terium, der ausgiebig die schwere Börsenglocke geläutet hatte. Mit dem Geld will er vor allem die Verteilnetze ausbauen, die das "Rückgrat der Energiewende" seien.

 "RWE hat ein paar Milliarden auf der hohen Kante. Die werden sie vielleicht auch brauchen", sagte der Niederländer, der bis zum Börsengang auch RWE-Chef war. Denn die Verhandlungen mit dem Bund über die Umsetzung des Atomausstiegs laufen noch. "Wir sind da jetzt abgesichert."

Ganz auf Dividende gesetzt

Doch Experten verweisen darauf, dass die Wachstumsaussichten von Innogy mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen und dem Vertrieb begrenzt sind. Gleiches gelte für die E.ON -Kraftwerkstochter Uniper, die seit Mitte September an der Börse ist. Größter Gewinnbringer von Innogy sind die Strom- und Gasnetze. Die vom Staat zugesagten Renditen werden ebenso sinken wie bei der Windenergie, auf die Innogy beim Ökostrom setzt. "Von Innogy sind zwar stabile Geschäfte zu erwarten, aber keine Wachstumssprünge", sagt Thomas Deser, Portfoliomanager bei Union Investment.

Deshalb hatten Innogy und die Investmentbanker die Aktie der RWE-Tochter auch als Dividendentitel vermarktet - mit Erfolg. Investmentfonds, Pensionskassen und andere große Anleger hatten Aktien für deutlich mehr als zehn Milliarden Euro geordert, die meisten aus den USA und Großbritannien. Ein Insider sagte, die Emission sei zu 36 Euro dreifach überzeichnet gewesen.

Der US-Vermögensverwalter Blackrock hatte schon im Vorfeld fest zugesagt, Papiere für 940 Millionen Euro abzunehmen. 70 bis 80 Prozent des bereinigten Gewinns sollen schon für dieses Jahr ausgeschüttet werden - das ist eine Rendite von 4,2 Prozent, wie Banker vorrechnen.

Auch die Börse selbst kann profitieren

Auch E.ON will sich auf Ökostrom konzentrieren und hatte im September die Kraftwerkstochter Uniper abgespalten, deren Aktien aber an die eigenen Aktionäre verteilt. Die Uniper-Aktie liegt mit 10,83 Euro nicht weit über dem ersten Kurs von 10,02 Euro.

Experten sehen die Börsengänge beider Energieversorger trotzdem positiv. "Der Börsenplatz Deutschland ist durch die großen Transaktionen dieses Jahres wieder deutlich stärker in den Fokus auch ausländischer Investoren gerückt", erklärte EY-Börsengangs-Experte Martin Steinbach. Deutsche Fonds zeichneten bei Innogy gerade einmal ein Zehntel des Emissionsvolumens.

dk/tko (rtr/afp)