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Insolvenzverfahren bei Arcandor ist eröffnet

1. September 2009

Es hat nicht gereicht: Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor ist pleite. Das Amtsgericht Essen hat das Insolvenzverfahren für den zahlungsunfähigen Karstadt-Mutterkonzern eröffnet.

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Die Arcandor-Konzernzentrale in Essen (Foto: AP)
Arcandor in Insolvenz: der Konzern wird zerschlagenBild: AP

Wie das Gericht am Dienstag (01.09.2009) mitteilte, sind von dem Verfahren zunächst 15 Einzelgesellschaften betroffen, die zu dem Konzern gehören. Darunter sind die Holding Arcandor AG selbst, die Karstadt Warenhaus GmbH sowie die Versand-Gesellschaften Primondo und Quelle. Laut Konzern haben die betroffenen Gesellschaften insgesamt 43.000 Mitarbeiter.

Kritik an Millionenzahlung für Eick

Insolvenzverwalter von Arcandor, Klaus Hubert Görg (Foto: dpa)
Sucht nach Investoren: Insolvenzverwalter Klaus Hubert GörgBild: picture-alliance/ dpa

Mit diesem Schritt rückt die Aufspaltung des Konzerns näher. Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick ist mit seinen Versuchen gescheitert, das Unternehmen als Gesamtheit zu erhalten. Nun steht Eick selbst in der Kritik, weil sein Vorstandsvertrag die Auszahlung von Millionenbeträgen vorsieht – obwohl die Firma pleite ist und er seinen Posten erst vor einem halben Jahr angetreten hat. Er legte inzwischen seinen Posten nieder.

Insolvenzverwalter ist nach einer Mitteilung des Amtsgerichts weiterhin Klaus Hubert Görg, der sich bereits in den vergangenen Wochen um den Fall gekümmert hatte. Er will nun für Karstadt, Primondo und Quelle neue Investoren finden. In Sachen Karstadt hatte wiederholt Konkurrent Metro Interesse angemeldet. Die Gruppe denkt an eine Verschmelzung von Karstadt und Kaufhof zu einer "Deutschen Warenhaus AG".

Mit der Eröffnung der Insolvenz fällt nun das so genannte Insolvenzgeld weg, das drei Monate lang von der Bundesanstalt für Arbeit gezahlt wurde. Die Einzelgesellschaften müssen ab sofort die Gehälter selbst finanzieren.

Thomas Cook nicht betroffen

Unberührt vom Insolvenzverfahren bleibt die Reisetochter Thomas Cook, die vergleichsweise gute Geschäfte gemacht hat. Aber auch ihr Verkauf soll Geld für die Gläubiger einbringen.

Proteste der Karstadt-Mitarbeiter (Foto: AP)
Ungewisse Zukunft für die Arcandor-BeschäftigtenBild: AP

An der Rettung von Arcandor hatte sich auch der frühere Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff versucht. Zu den Verlierern gehört neben den Mitarbeitern auch die Quelle-Erbin und Arcandor-Aktionärin Madeleine Schickedanz, der ein Totalverlust ihrer Investitionen droht.

Die 65-Jährige hatte sich bereits vor einigen Wochen in einem Interview mit der Zeitung "Bild am Sonntag" öffentlich gesorgt, dass ihr ein Abrutschen in die Armut drohe. "Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat", hatte sie erklärt. Verloren hat auch die Privatbank Sal. Oppenheim, die ebenfalls Arcandor-Anteile hält und mittlerweile selbst in Not geraten ist. (ml/gri/ap/rtr/afp)