1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Instruktionen der Akademie für die Malerei

12. November 2001

Georg Gsell, Zeichenmeister der Kaiserlichen Kunstkammer, wird von der Akademie der Wissenschaften beauftragt einige Anweisungen auszuarbeiten, an die sich die an der Expedition teilnehmenden Maler halten sollen:

https://p.dw.com/p/1M47

§ 1
"Die Maler führen alles, was von den nach Kamtschatka gehenden Professoren zum Malen und Zeichnen übergeben wird, mit höchster Sorgfalt und größtmöglichem Fleiß aus. Außerdem werden sie ein Tagebuch haben, in das sie, was immer auch zu zeichnen ist, eintragen sollen, ebenfalls was an Denkwürdigkeiten auf dem Gebiet der eigenen Kunst anderen überliefert werden muss.

§ 2
Von den Landschaften
Sie werden die Landschaften und Städte nach dem Vorbild, das ihnen die Gelegenheit bietet, zeichnen. Und zugleich werden sie Mühe darauf verwenden und mögen sich darein schicken, dass sie täglich am Vormittag, wenn die Witterung heiter ist und nachdem Zeit und Örtlichkeit dazu bestimmt sind, eine Zeichnung so anfertigen, dass man besonders die Lage des Horizonts entnehmen kann. Und nicht auf den Anblick soll abgezielt werden, sondern vielmehr müssen sich die Maler alle Sorgfalt angelegen sein lassen, dass daraus alles klar erkannt werden kann. Deshalb ist es ratsamer, etwas großzügigere und weitläufigere Zeichnungen zu liefern als allzu beengte. Fernerhin sind Wälder, Ebenen, Felsen, Wüsten, Wege, Gebäude, Gehöfte, Häfen, Wasserfälle usw. alles an seinem Ort zusammenzustellen, wodurch es offenkundiger und klarer wiedergegeben wird. In der Richtung aber, die sich dem Blick zunächst darbietet, sind Bäume in der Gesamthöhe der Zeichnung anzuordnen, und dieselben sollen weder zu gewöhnlich noch gänzlich fremdartig sein. Das alles ist so einzurichten, dass den dritten Teil der gesamten Zeichnung der Himmel, das übrige die eigentliche Gegend ausfüllt.

§ 3
Von den Vierfüßern
Bei den Vierfüßern, bei denen sehr viel daran liegen wird, dass beide Seiten gezeichnet werden, kommt besonders das folgende in Betracht:
1) die Augen, die freilich keineswegs, wie bei den Affen und bei anderen derartigen Tieren zu sehen ist, querliegend angeordnet, sondern meist längs, gewissermaßen gestreckt erblickt werden,
2) die Ohren: ob sie herabhängen oder ob sie diese aufrecht tragen, muss genau untersucht werden,..."

© Zitat: Die Große Nordische Expedition; Ausstellung der Franckeschen Stiftungen; Katalog Hrsg. von Wieland Hintzsche, Gotha: Perthes, 1996