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Positiver Trend

20. Januar 2012

Die Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln macht in Deutschland Fortschritte. Das geht aus einer Untersuchung hervor, deren Ergebnisse Staatsministerin Maria Böhmer vorstellte.

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Migranten und Migrantinnen Foto: Rainer Jensen (dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wenn in Deutschland von Menschen mit Migrationshintergrund die Rede ist, dann heißt das offiziell: Sie sind nach 1950 in die Bundesrepublik eingewandert oder haben mindestens einen Elternteil, der nicht aus Deutschland stammt. Fast 20 Prozent der Einwohner in Deutschland haben ausländische Wurzeln. Mehr als die Hälfte von ihnen hat einen deutschen Pass.

Deutschland ist ein Einwanderungsland: Der Anteil der Migranten steigt von Jahr zu Jahr. In deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln oder München hat schon heute mehr als jeder zweite Jugendliche unter 15 Jahren ausländische Wurzeln.

Bessere Partizipation

Im Zweiten Integrationsindikatorenbericht - der erste erschien vor zwei Jahren -, geht es um den Verlauf der Integration in Deutschland von 2005 bis 2010: Welche Schulabschlüsse machen Jugendliche mit Migrationshintergrund, wie ist ihre Beteiligung an der Ausbildung? Wie entwickelt sich die Teilnahme von Menschen mit Migrationshintergrund am Erwerbsleben? Es geht auch darum, inwieweit die gesellschaftliche Partizipation der 16 Millionen Menschen aus Zuwandererfamilien in Deutschland gesichert ist. Vorgestellt wurde der Bericht von Staatsministerin Maria Böhmer am 12.01.2012.

Böhmer sprach von maßgeblichen Fortschritten im Bereich der Integration in den letzten Jahren. In zahlreichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens habe sich die Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund verbessert. "Das gilt inbesondere für in Deutschland geborene Menschen mit Migrationshintergrund. Und es trifft für die Kernbereiche der Integration zu - für die frühe Bildung, für den Bereich Bildung insgesamt, den Ausbildungsbereich und den Arbeitsmarktbereich."

Kitas wichtig für Sprachförderung

Kinder, die in einer Kita in Berlin-Kreuzberg um eine Sandkiste herum sitzen und spielen. Foto: Svenja Pelzel 2010
Spielende Kita-Kinder in Berlin-KreuzbergBild: Svenja Pelzel

Auch wenn mittlerweile schon mehr Migrantenfamilien ihre Kinder unter sechs Jahren in eine Tagesbetreuung geben, kommt Böhmer zu dem Ergebnis, "dass, wenn es um die Betreuung von Kindern in den Kindertagesstätten geht, wir nach wie vor im Kindergartenbereich eine geringere Betreuungsquote haben im Vergleich zu deutschen Kindern." Der Kindergarten sei jedoch eine wichtige Voraussetzung für die frühe Sprachförderung.

Laut Bericht stieg die Betreuungsquote von Migrantenkindern von 2008 bis 2010 um 34 Prozent, ist aber immer noch deutlich geringer als bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. Allerdings spielen auch das Platzangebot im jeweiligen Bundesland und die wöchentliche Arbeitszeit der Mutter eine Rolle.

Positive Trends bei Schülern

Teilnehmerin einer Qualifizierungsmaßnahme assistiert bei der Blutabnahme Foto: Jens Ressing dpa/lno +++(c) dpa - Report+++
Muslimische Auszubildende assistiert einem ArztBild: picture alliance/dpa

Nach den Worten der Bundesintegrationsbeauftragten zeigt der Bericht positive Trends bei Schülerinnen und Schülern: Der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne Schulabschluss ging um 15 Prozent zurück. Außerdem ist der Anteil der Migranten ohne Schulabschluss in der zweiten Generation (2010: 2,8 Prozent) nur etwa halb so hoch wie der in der ersten Generation (5,7 Prozent).

Weiterführende Analysen lassen darüber hinaus darauf schließen, dass nicht der Migrationshintergrund über die schulische Entwicklung entscheidet. Der wesentliche Faktor ist vielmehr die soziale Herkunft der Schüler. Von erheblicher Bedeutung ist laut Böhmer, ob die Umgangssprache in der Familie Deutsch ist: "Die Eltern müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Wir müssen sie aber auch stärker in die Bildungsarbeit einbinden", so die Bundesintegrationsbeauftragte.

Anstrengungen im Ausbildungsbereich verstärken

Staatsministerin Böhmer betonte, dass trotz positiver Entwicklungen die Anstrengungen im Ausbildungsbereich weiterhin verstärkt werden müssen, denn mit einer Ausbildungsquote von rund 13 Prozent bei den 15- bis 25-Jährigen nehmen junge Migrantinnen und Migranten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (16 Prozent) immer noch seltener an einer Berufsausbildung teil.

Gleichzeitig nahm aber gegenüber 2005 der Anteil der Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln, die eine allgemeinbildende Schule mit der Fach- oder Hochschulreife verließen, um 28 Prozent zu.

Indischstämmige jungeFrau im Labor - in der Hand ein Reagenzglas, vor ihr ein Mikroskop DPA-Erfassungsdatum: 04.11.2010
Junge indischstämmige Frau im LaborBild: picture alliance/Dinodia Photo Library

Auch für den Arbeitsmarkt sind positive Trends zu beobachten: Die Erwerbslosenquote bei Migrantinnen und Migranten sank deutlich von 18,1 Prozent im Jahr 2005 auf 11,8 Prozent im Jahr 2010. Sie lag damit aber immer noch deutlich über jener der Gesamtbevölkerung.

Ein Problem ist die bisher häufig fehlende Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen und Abschlüssen. Staatsministerin Böhmer betonte:"Das kürzlich verabschiedete Anerkennungsgesetz bringt hier einen entscheidenden Fortschritt. Es ist ein Meilenstein der Integration."

Migranten im Öffentlichen Dienst unterrepräsentiert

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung verwies darauf, dass Migranten im Öffentlichen Dienst mit einem Anteil von knapp zehn Prozent noch immer unterrepräsentiert seien.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU) Foto: Britta Pedersen (dpa)
Staatsministerin Maria BöhmerBild: picture-alliance/dpa

Verbesserungen gäbe es dagegen im pädagogischen Bereich, weil der Anteil von Ausländern am Fachpersonal in Kindergärten und Grundschulen (+21 Prozent), an weiterführenden Schulen (+27 Prozent) und Hochschulen (+8 Prozent) sich deutlich erhöht habe. "Auch der Öffentliche Dienst muss die Vielfalt unserer Gesellschaft abbilden. Wir benötigen mehr Beschäftigte mit Migrationshintergrund im Öffentlichen Dienst als Brückenbauer", betont Maria Böhmer. Daher habe die Bundesregierung eine Werbekampagne für mehr Migranten im Öffentlichen Dienst gestartet.

Das Ziel der gleichen Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund sei in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zwar noch nicht erreicht, sagt Böhmer: "Die Entwicklung geht aber klar in die richtige Richtung. Das zeigen vor allem die Ergebnisse für in Deutschland geborene Menschen mit Migrationshintergrund."

Autorin: Sabine Ripperger
Redaktion: Thomas Kohlmann