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Türkische Jugendliche streben in die DFB-Elf

Arne Lichtenberg6. November 2008

Viele in Deutschland geborene Türken spielen in der türkischen Nationalmannschaft. Deutschstämmige Türken spielten aber bisher nicht für die DFB-Elf. Das soll nun anders werden.

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Zwei fußballbegeisterte Türkinnen sorgen bei der Fußball-EM 2008 für Stimmung.Bild: picture-alliance/dpa

Türkei oder Deutschland? Welches ist mein Heimatland? Für viele in Deutschland lebende Türken ist dies eine nicht so einfach zu beantwortende Frage. Hin und her gerissen zwischen den so unterschiedlichen Kulturen geraten die jungen Leute in Konflikte. Da ist das Vaterland Türkei, dass Heimatland der Eltern oder aber das Geburtsland Deutschland, in dem man aufgewachsen und geboren ist. Wo gehört man nun hin? Vor allem angehende Nationalspieler geraten in einen Zwiespalt.

Claudia Roth für Frauengalerie
Claudia Roth wünscht sich mehr Türken im deutschen Nationalteam.Bild: AP

Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, wundert sich, dass "Fußballer, die hier aufgewachsen sind, die ihren Lebensmittelpunkt hier haben, nicht in der deutschen Nationalmannschaft spielen, sondern dann plötzlich in der türkischen. Ich frage mich, warum müssen Hamit Altintop und sein Bruder, beides Top-Spieler der Fußball-Bundesliga, beide aus Gelsenkirchen, warum spielen die beiden nicht in der deutschen Nationalmannschaft?“

Herzensangelegenheit oder Karrieresprung?

Ömer Toprak
Ömer Toprak hat türkische Wurzeln, spielt aber erfolgreich für die deutschen Junioren.Bild: picture-alliance/ dpa

Der gebürtige Ravensburger Ömer Toprak ist Sohn türkischer Einwanderer und spielt beim SC Freiburg in der 2.Liga. Toprak hat im Sommer mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft die Europameisterschaft gewonnen. Er musste sich aber auch für eine der beiden Staatsbürgerschaften entscheiden. „Ja, wissen Sie, dass ist eine Frage, die sich jeder selber stellen muss, wie viel er sich türkisch fühlt, wie viel er sich deutsch fühlt. Aber für mich war es auch eine sehr schwere Entscheidung, weil ich musste einerseits überlegen: Willst Du für die Türkei spielen, das ist auch eine Herzensfrage und dann musste ich mich als junger Spieler fragen, wie mache ich das mit meiner Karriere, wie kann ich die ein bisschen vorantreiben.“


Die Liste der deutschstämmigen Spieler, die in der türkischen Nationalmannschaft spielen, ist lang: Ümit Davala, Ilhan Mansiz oder Yildiray Bastürk hatten entscheidenden Anteil daran, dass die Türkei bei der WM 2002 Dritter wurde. Hamit Altintop und Hakan Balta, beide in Deutschland geboren, zogen bei der EM 2008 mit der Türkei ins Halbfinale ein. Für Deutschland spielen aber nur wenige. Die Integration auf dem Fußballplatz findet nur langsam statt. Noch immer existieren türkische Fußballvereine wie Türkiyemspor Berlin, und immer wieder kommt es zu rassistischen Anfeindungen auf dem Fußballfeld.

Ehrenamtliche müssen Akzeptanz vermitteln


DFB-Präsident Theo Zwanziger sieht dabei die grundlegende Arbeit bei den kleinen Vereinen: „Diesen Leuten, in hohem Maße ehrenamtliche Tätige, muss man das Wissen vermitteln, damit die Kinder verstehen, wenn sie sich begegnen, warum ein kleiner türkischer Junge in einer bestimmten Situation sich anders verhält, als ein in Deutschland geborener, typischer Deutscher mit dem Namen Helmut Schmidt.“

Aber es gibt auch positive Beispiele: So lief das Aufeinandertreffen der Deutschen und der türkischen Nationalmannschaft im EM-Halbfinale 2008 friedlich ab und da sind noch viele deutsche Trainer wie Jupp Derwall oder Christoph Daum, die in der Türkei Entwicklungsarbeit leisteten und dort verehrt werden. Und die Tendenz, dass sich junge Türken für das DFB-Team entscheiden, ist zunehmend. Neben Serdar Tasci, der im Sommer sein Debüt gab, steht Mesut Özil von Werder Bremen kurz vor dem Sprung ins Team von Bundestrainer Joachim Löw, der übrigens auch schon Trainer in der Türkei war.

Deutschland Fußball DFB Präsident Theo Zwanziger
DFB-Präsident Theo Zwanziger will die Ehrenamtlichen unterstützen.Bild: AP