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Intel und der Chip-Mangel

23. Juli 2021

Der US-amerikanische Chip-Hersteller Intel profitiert zwar von der hohen Nachfrage nach Halbleitern, legt jedoch bei den Geschäftszahlen nicht zu. Der Chip-Mangel, glaubt Intel, hält aber noch eine Weile an.

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Computer hardware Cyberkrieg Symbolbild
Bild: picture-alliance/picturedesk.com/H. Ringhofer

"Ich erwarte, dass die Talsohle bei den Engpässen in der zweiten Jahreshälfte durchschritten wird", äußerte Intel-Chef  Pat Gelsinger am Donnerstag. Es werde aber noch ein oder zwei Jahre dauern, "bis die Industrie die Nachfrage vollständig erfüllen kann." Diese Nachfrage kommt nicht zuletzt von Autoherstellern weltweit, und die müssen etwa in Europa ihre Produktion einschränken.

Intel hingegen produziert auf vollen Touren und verkaufte im vergangenen Quartal allein 40 Prozent mehr Notebook-Prozessoren. Die in der Corona-Pandemie erhöhte PC-Nachfrage ist es auch, die den Markt bei Halbleitern leerfegt.

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Intel-Logo an einem Bürogebäude in MünchenBild: Peter Kneffel/dpa/picture-alliance

Durchschnittspreise sinken

Die Erlöse der PC-Sparte des Konzerns stiegen allerdings deutlich weniger stark als die Stückzahlen - das Plus lag bei 6,4 Prozent auf 10,1 Milliarden Dollar. Grund: gesunkene Durchschnittspreise der verkauften Chips. Auch der Umsatz von Intel im Geschäft mit Rechenzentren hielt nicht mit und sank binnen eines Jahres um 9,3 Prozent auf 6,45 Milliarden Dollar. Alles in allem blieb der Konzernumsatz in der Folge mit 19,6 Milliarden Dollar praktisch unverändert. Auch der Gewinn war mit einem Minus von 0,8 Prozent auf 5,06 Milliarden Dollar auf Vorjahresniveau.

Intel ist wie andere Hersteller dabei, Produktionskapazität aufzubauen, hat aber Probleme mit der Fertigung, weil die Einführung modernerer Produktionsprozesse sich wegen Rückschlägen bei der Entwicklung verzögert. Zugleich wächst die Konkurrenz - nicht nur durch den kleineren Erzrivalen AMD oder auch Bosch, der gerade in Dresden eine neue Fabrik eröffnet hat, sondern zum Teil auch durch bisherige Kunden wie Apple, die eigene Chips entwickeln.

Zweifel in der Branche

Konkurrent Texas Instruments hatte am Mittwoch eine deutlich vorsichtigere Prognose abgegeben: Die Chip-Nachfrage sei stabil und man wisse nicht, wie es bis zum Rest des Jahres laufen werde. Beobachter hatten das als Eingeständnis gewertet, die Aufträge für Halbleiter könnten zurück gehen.

China Chip Produktion
Konkurrenzprodukt aus ChinaBild: picture-alliance/dpa/Imaginechina

Auch Analysten melden Zweifel an, ob die starken Prognosen Intels gerechtfertigt sind. Der Chip-Riese will im laufenden Jahr zulegen, weil er erwartet, dass die "explosive Nachfrage" nach Halbleitern auch im kommenden Jahr anhalten wird.

Kinngai Chan, Analyst bei Summit Insights Group aus New Jersey, sagte, er glaube den Prognosen Intels nicht, dass der PC-Markt auch im nächsten Jahr wachsen werde: "Schon jetzt beobachten wir einen Lageraufbau bei Chromebooks und Spiele-Computern", so Chan, "und wir gehen davon aus, dass das Angebot auch bei Notebooks im vierten Quartal des Jahres der Nachfrage entsprechen wird."

Und die Autos…

In der schwer gebeutelten Autoindustrie hatte es in der letzten Zeit des öfteren geheißen, der Mangel an Halbleitern für Autos gehe auf eben diese hohe Nachfrage bei Computern und den entsprechenden Chip-Verbrauch zurück. Hersteller wie Daimler und Volkswagen hatten in dieser Woche angedeutet, sie hätten mehr verkaufen können, wenn es mehr Chips auf dem Markt geben. Autobauer hatten die Produktion bereits gedrosselt.

Elektroauto Opel Ampera
Hoher Bedarf an Halbleitern - Elektroauto aus deutscher ProduktionBild: picture-alliance/imageBROKER/N. Michalke

Die Börsen scheinen der für Intel günstigen Prognose zu misstrauen, nach der die Lieferflaute bei Chips noch bis ins kommende Jahr dauern wird: Intel-Aktien gaben nach Bekanntgabe der Zahlen bis zu drei Prozent nach.

Die kommende Woche dürfte mehr Klarheit bringen. Dann legen auch die Branchen-Größen  AMD, Samsung, Qualcomm und Hynix Zahlen und Prognosen vor.

ar/hb (rtr, dpa)