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Intelligente Sonnenanbeter

3. Juni 2009
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Pantherchamäleon (Foto: Picture alliance/Okapia)
Dosieren ihr Sonnenbad präzise: Pantherchamäleon aus MadagaskarBild: picture-alliance / OKAPIA KG, Germany

Ob Chamäleons Angst vor Sonnenbrand haben, ist nicht bekannt. Dass sie trotzdem höllisch aufpassen, nicht zu lange in der prallen Sonne zu brutzeln, ist nun wissenschaftlich bewiesen.

Im Mittelpunkt der Forschung: das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) und seine eigenwillige Art, den lebenswichtigen Vitamin-D-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Denn Vitamin D brauchen die farbenfrohen und oft surreal anmutenden Reptilien dringend, damit die Knochen optimal mit Kalzium versorgt sind. Grillen und andere Insekten lassen sich eben nur fangen, wenn Beine, Wirbelsäule und Kiefer kräftig und schnell beweglich sind.

Doch Vitamin D ist in der Nahrung nicht ausreichend vorhanden. Deswegen synthetisiert es das Pantherchamäleon, ähnlich wie der Mensch, mit Hilfe von UV-Strahlen selbständig unter der Haut. Sonnenbaden ist für das Chamäleon lebenswichtig!

Tankt das Chamäleon dagegen zuviel Sonne, entsteht mehr Vitamin D als für das Tier gesund ist. "Pantherchamäleons scheinen die Fähigkeit zu haben, ihren Vitamin-D-Pegel zu messen und die Sonnenbäder entsprechend anzupassen", erklärt Kristopher Karsten von der Texas Christian University in Fort Worth. Die Forscher vermuten, dass die Tiere einen speziellen Gehirnrezeptor für das Vitamin besitzen.

Wie die Forscher das herausgefunden haben?

Die Forscher beobachteten Pantherchamäleons beim Sonnenbaden. Je nachdem, wie viel Vitamin D die Reptilien vorher mit der Nahrung aufgenommen hatten, hielten sie sich unterschiedlich lange in der prallen Sonne auf. Die Tiere, die Grillen fraßen, die zusätzlich mit einem Vitamin-D-haltigen Puder bestäubt waren, verließen recht früh die Sonne und wechselten in den Schatten. Die Chamäleon-Gruppe ohne Vitamin-Nahrungsergänzungsmittel dagegen aalte sich deutlich länger in der Sonne.

Die Versuche und Ergebnisse der Arbeitsgruppe um Kristopher Karsten sind im Fachmagazin "Physiological and Biochemical Zoology" (Bd. 82, Nr. 3, Mai/Juni 2009) nachzulesen.

Das Pantherchamäleon lebt ausschließlich (endemisch) auf Madagaskar. Die Insel vor Ostafrika ist berühmt für seine Vielfalt an Chamäleonarten. Weltweit gibt es etwa 160 Spezies. Sie kommen hauptsächlich in Afrika (außer Norden) vor aber auch in Indien, Sri Lanka sowie auf der Arabischen Halbinsel.

Pantherchamäleon Flash-Galerie
Um die Farbe zu wechseln, aktivieren die Tiere kleinste Muskeln, um bestimmte Farbpigmente zu überdecken, beziehungsweise freizulegen.Bild: Volker Otte

Einzigartig: das Chamäleon-Auge

Chamäleon-Augen gelten als sehr hoch entwickelt und sind besser als das menschliche Auge. Die Tiere sind in der Lage, bis zu einen Kilometer Entfernung scharf zu sehen und mögliche Feinde schon früh zu erkennen. Eine weitere Besonderheit ist ihre natürliche "Sonnenbrille". Auf ihrer Netzhaut können sich winzige Öltropfen anlagern, die den Lichteinfall abschwächen und damit die empfindlichen Sehnerven schützen.

Eine weitere Fähigkeit, die ausschließlich Chamäleons besitzen: sie können ihre Augen unabhängig voneinander bewegen. Sie sind so angeordnet, dass sich die Sehfelder nicht zu einem Bild überschneiden, sondern immer zwei einzelne Bilder entstehen. Bis heute wissen Forscher nicht, wie die beiden Bilder verarbeitet werden.

Wechselnde Farbpracht

Eine weitere Einzigartigkeit der bizarren Reptilien: sie können ihre Farbe wechseln. Das tun sie jedoch nicht, wie oft angenommen wird, zur Tarnung sondern zur Kommunikation. So zeigen die Tiere während der Balz besonders kräftige, auffällige Farben und Muster. Am schnellsten wechseln die Farben während eines Kampfes oder in einer für das Tier gefährlichen Situation. Bei kranken und alten Tieren verblassen die Farben.

Autorin: Ulrike Wolpers

Redaktion: Judith Hartl