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Streubomben-Konvention

Karin Jäger3. Dezember 2008

Rund 100 Staaten haben sich in Oslo zum weltweiten Verzicht auf Streumunition verpflichtet. Die Unterzeichner bezeichnen die Konvention als Erfolg.

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Eine einzige Streubombe kann bis zu 450 Quadratmeter verwüsten

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem “Meilenstein auf dem Weg der internationalen Rüstungskontrolle“.

Geduld ist gefragt

Es hat allerdings lange gedauert bis zu diesem Schritt. Allein sechs Monate brauchten die Staaten vom Beschluss, Streubomben zu verbieten bis zur Vertragsunterzeichnung. Weitere acht Jahre haben die beteiligten Staaten nun Zeit, die Herstellung und Verbreitung von “Cluster Munitions“ einzustellen.

Libanon UN Räumung von Streubomben in Südlibanon
UN-Einheiten räumen Streubomben in SüdlibanonBild: AP

Noch länger wird es dauern, bis das Problem vollständig aus dem Weg geräumt ist, denn Streubomben gelten als besonders heimtückisch.

Schon im Zweiten Weltkrieg benutzte die Deutsche Wehrmacht so genannte “Sprengbomben“. Sie wurden in großen Behältern aus der Luft abgeworfen und verteilten sich so über das Land.

Eine tickende Zeitbombe

Zur besseren Tarnung wurden sie sogar in Erdtöne eingefärbt. Sie explodieren beim Aufprall nicht. Daher werden ganze Landstriche vermint. Ohne Bodentruppen einzusetzen, kann dem Gegner durch Streubomben großer Schaden zugefügt werden. Besonders fatal - sie können Jahrzehnte als stumme Gefahr in der Erde lauern. Die Hilfsorganisation Handicap International verweist darauf, dass 98 Prozent der Opfer von Streubomben Zivilpersonen seien, 27 Prozent davon Kinder. Kinder halten die faustgroßen Blindgänger oft für Spielzeug.

Irakischer Junge, Opfer von Streumunition
Ein irakischer Junge wurde Opfer einer StreubombeBild: Aktionsbündnis Landmine.de/ Handicap Int.

Bauern treten bei der Feldarbeit darauf. Versehentlich. Manche Blindgänger explodieren bereits bei bloßer Annäherung. Mit schrecklichen Folgen, denn die Splitter, die sich verteilen, sobald der Zündmechanismus ausgelöst wird, töten mitunter nicht sofort, sondern auf Raten. Sie verstümmeln Menschen, zerstören Leben durch ihre heimtückische Wirkung.

In letzter Zeit wurden sie in den Kriegen in Georgien, im Libanon, Irak, Afghanistan und im Kosovo abgeworfen.

Symbolbild Streubomben
Ein Langstreckenbomber der US-Luftwaffe wirft Streubomben über Afghanistan abBild: picture-alliance/ dpa

Die Hilfsorganisation medico international schätzt, dass jedes Jahr 15.000 bis 20.000 Menschen durch herumliegende Streubomben oder Minen getötet oder grausam verletzt werden.

Das Aufspüren durch Experten ist gefährlich und langwierig

Die Unterzeichner von Oslo rechnen demzufolge damit, dass es sehr lange dauern wird, ehe die Gefahr durch Streubomben gebannt ist. Weitere Wermutstropfen: Mit Israel, den USA, Russland, China, Indien und Pakistan haben die wichtigsten Produzenten und Nutzer von Streumunition die Konvention nicht unterzeichnet. Außerdem gelten zahlreiche Ausnahmen: So dürfen die Unterzeichner weiterhin mit Staaten zusammenarbeiten, die Streubomben einsetzen - zum Beispiel die Bundeswehr mit den Streitkräften der USA. Trotzdem begrüßen Hilfsorganisationen wie Handicap International das Abkommen. Handicap-Sprecherin Eva-Maria Fischer verwies in Oslo auf Großbritannien.

Unter Zugzwang?

Die Briten gehörten in der Vergangenheit neben US-Amerikanern und Russen zu den wichtigsten Anwendern von Streubomben. Viele Gegner dieser Waffenart äußerten in Oslo die Hoffnung, dass durch die weltweite Ächtung der moralische Druck auf die Nicht-Unterzeichnerstaaten steigen werden, dem sie sich irgendwann nicht mehr entziehen können.