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Internationale Pressestimmen der vergangenen Woche

Zusammengestellt von Stephan Stickelmann6. August 2005

Übernahme von Reebok durch Adidas / Springer-Verlag schluckt TV-Gruppe ProSiebenSat1 / Der Westen und Irans Atomprogramm

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Das iranische Atomprogramm und die Bemühungen des Westens, das Land davon abzubringen, sind ein zentrales Thema der ausländischen Zeitungen. Hören Sie zunächst aber zwei Stimmen zu unternehmerischen Entscheidungen in Deutschland. Die in Barcelona erscheinende Zeitung EL PERIÓDICO DE CATALUNYA kommentiert die Absicht des Sportartikelherstellers Adidas, den US-Konkurrenten Reebok zu übernehmen - Zitat:

"Es ist positiv, dass europäisches Kapital sich den Weg nach Nordamerika bahnt. Die dabei eingeschlagene Methode stieß an den Börsen jedoch auf Bedenken. Dabei ist der Zusammenschluss der Giganten adidas und Reebok nichts anderes als die Antwort auf eine Tatsache: Wenn es um die Vergabe der Schirmherrschaft über sportliche Großveranstaltungen geht, setzt sich seit Jahren immer wieder der große Konkurrent Nike durch. Dass sich zwei Firmen zusammenschließen, um dem Marktführer Konkurrenz zu machen, kann für den Wettbewerb nur förderlich sein."

Der TAGES-ANZEIGER aus Zürich schreibt zur Übernahme der Sendergruppe ProSiebenSat1 durch den Axel-Springer-Verlag:

"Kein anderes Unternehmen in Europa verfügt über soviel Einflussmöglichkeiten wie Springer. Selbst Silvio Berlusconi in Italien kann weniger Medienmacht einsetzen als nun Springer in Deutschland. Trotzdem ist die Medienvielfalt in Deutschland nicht in Gefahr. Springer versteht sich als politisch konservatives Medienhaus, das sich als gewinnorientiertes Unternehmen von den Bedürfnissen der Medienkonsumenten und damit vom Markt leiten lässt. Berlusconi dagegen nützt seine Medien, um persönliche Macht zu erobern und sie zu festigen."

Nun zum iranischen Atomprogramm und die Versuche vor allem der EU, das Land davon abzuhalten. Das in London herausgegebene Blatt THE INDEPENDENT stellt fest:

"Vielleicht will Iran nur erreichen, dass die Europäer ihre versprochenen wirtschaftlichen und politischen Anreize endlich umsetzen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass Teheran sein Atomprogramm aus nationalen Sicherheitsgründen eskalieren will mit dem Ziel, eigene Atomwaffen herzustellen. Die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft ist es, Teheran davon zu überzeugen, dass es nicht im nationalen Interesse des Landes ist, eine Atommacht zu werden."

Die französische Tageszeitung LE FIGARO sieht allerdings wenig Chancen für eine Einigung im Atomstreit. Zur Begründung heißt es:

"In zweijährigen turbulenten Verhandlungen haben Frankreich, Großbritannien und Deutschland, unterstützt von der EU und dann auch von den USA, nicht aufgehört, in Politik, Wirtschaft und Handel Iran Zugeständnisse zu machen. Sie haben gedacht, sie könnten Teheran damit dazu bringen, definitiv auf die atomaren Pläne zu verzichten. Trotz all der Konzessionen hat Iran jedoch in bemerkenswerter Weise daran festgehalten, die Uran-Anreicherung wieder aufzunehmen, die vor acht Monaten als eine von den Europäern gewollte 'Vertrauensmaßnahme' unterbrochen worden war. Gering scheinen jetzt die Chancen zu sein, letztlich doch noch zu einer Einigung in der Atomfrage zu kommen."

DIE PRESSE aus Wien ergänzt:

"Zug um Zug loten die Strategen in Teheran ihren Spielraum aus. Noch haben sie nicht damit angefangen, Uran anzureichern und so das Ausgangsmaterial für Atombomben herzustellen. Noch befinden sie sich auf der Eskalationsleiter eine Stufe davor: Sie wollen Uranerz in Uran-Hexafluorid umwandeln - die Voraussetzung für einen späteren Anreicherungsprozess. Das Spiel hat zwei gefährliche Facetten: Entweder unterschätzen die Mullahs die Entschlossenheit des Westens und provozieren einen neuen Krieg, oder sie bekommen die Atombombe tatsächlich in ihre Hände."

Auf einen besonderen Aspekt weist schließlich die ungarische Zeitung NEPSZABADSAG hin:

"Es ist ein strategisches Doppelspiel. So schlecht das iranische Atomprogramm für den Westen ist, für Russland und China ist es politisch und materiell ein gutes Geschäft. Es ist ein 'Gegengewicht' zu Amerika und daher eine solche Gefahr, dass man für einen Beitrag zur Beseitigung dieses Programms von Washington Zugeständnisse verlangen und auch bekommen kann. Ja sogar von der EU sind Zugeständnisse zu bekommen, die sich gerade in der iranischen Atomfrage so aufführt, als habe sie das Gewicht einer Weltmacht."