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Internationale Pressestimmen der vergangenen Woche

Ursula Kissel29. Dezember 2007

Pakistan nach dem Mord an Bhutto

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Der Mord an der Oppositionsführerin Benazir Bhutto hat eine Welle der Gewalt in Pakistan ausgelöst. Noch ist nicht geklärt, wer in den Anschlag verwickelt war und ob die Parlamentswahl wie geplant am 8. Januar stattfindet. Einige Kommentatoren der internationalen Tagespresse fürchten, dass mit dem Tod Bhuttos auch die Demokratisierung Pakistans ein Ende haben könnte.

Die niederländische Zeitung TROUW zeichnet ein düsteres Bild der Lage in Pakistan:

"Der Tod von Oppositionsführerin Benazir Bhutto schafft in Pakistan ein lebensgefährliches Vakuum. Demokratisierung sollte der Ausweg sein. Doch dieser Weg ist durch die Ermordung der Oppositionsführerin verschlossen. Was bleibt, ist ein Land mit Dutzenden Atomsprengköpfen, gelegen in einer der instabilsten Regionen der Welt und mit einem General Musharraf, formal ein ziviler Präsident, der völlig in Misskredit geraten ist."

Die österreichische Zeitung DER STANDARD sieht Präsident Pervez Musharraf in der Pflicht:

"Der Staatschef wird über seinen Schatten springen und mit den pro-demokratischen Kräften zusammenarbeiten müssen, um die Nation nach dem Schock über Bhuttos Ermordung noch zusammenzuhalten. Musharraf und seine Generäle werden sich von den Islamisten lossagen müssen, wenn sie noch Kredit im Westen erhalten wollen. Ist Pervez Musharraf dazu in der Lage?"

Die schwedische Tageszeitung DAGENS NYHETER analysiert die Gefahrenlage in Pakistan:

"Schrecklicherweise kam der Selbstmordanschlag alles andere als unerwartet. (...) (Bhuttos) Tod zeigt, wie gefährlich es in diesem Land ist, sich als Politiker zu betätigen. Er bestätigt, dass der Kurs Pakistans in Richtung Chaos weist, dass die geplante Wahl im Januar nicht frei und gerecht durchgeführt werden kann, dass das Land ein unzuverlässiger Alliierter der USA im Kampf gegen den Terrorismus ist und dass die Gewalt wohl weitergehen wird."

Auch die französische Zeitung LE FIGARO betrachtet die Situation in Pakistan voller Sorge:

"Das Regime von Präsident Musharraf, das in den vergangenen Monaten bereits stark geschwächt wurde, wird für die Verschlechterung der allgemeinen Lage verantwortlich gemacht werden - auch wenn die Urheber des abscheulichen Verbrechens auf Seiten der radikalsten Islamisten gesucht werden müssen. (...) In Zeiten, in denen die Taliban ihre Präsenz in Afghanistan verstärken und der benachbarte Iran noch immer eine Bedrohung ist, wird Pakistan zu einer der weltweiten Hauptsorgen im Jahr 2008."

Zuletzt die britische Zeitung THE TIMES:

"Es kann kein modernes Pakistan ohne Demokratie geben. Nach einer vergleichsweise kurzen Verzögerung müssen die Wahlen stattfinden. Und das Militär sollte nur aus den Baracken kommen, um ausreichend Sicherheit für die Menschen zu gewährleisten, die zu den Urnen gehen. (...) Um Bhutto zu ehren, muss Pakistan zeigen, dass die Demokratie immer über mörderischen Extremismus siegen wird."