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Internationale Proteste gegen Raketenstart

5. April 2009

Nordkorea hat eine Langstreckenrakete gestartet - angeblich um einen Satelliten ins All zu bringen - und damit weltweite Empörung ausgelöst.

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TV-Berichterstattung über den Raketenstart (Foto: AP)
Nicht nur in Südkorea wurde der Raketenstart aufmerksam verfolgtBild: AP

Laut US-Außenministerium wurde die Rakete am Sonntag (05.04.2009) um 10.30 Uhr Ortszeit (4.30 Uhr MESZ) von der Anlage Musudan-ri im Nordosten des Landes abgeschossen. Sie bewegte sich in östlicher Richtung über Japan hinweg und verschwand dann im Himmel über dem Pazifik. Die Trägerrakete habe einen Fernmeldesatelliten in eine Erdumlaufbahn gebracht, meldete die amtliche nordkoreanishe Nachrichtenagentur KCNA. Allerdings erklärten die US-Streitkräfte: "Kein Objekt hat den Orbit betreten." Nach südkoreanischen Angaben sind alle Teile der Langstreckenrakete ins Meer gestürzt.

Proteste in Südkorea gegen den Raketenstart(Foto: AP)
In Seoul gab es heftige Proteste gegen den nordkoreanischen RaketenstartBild: AP

Die USA, Südkorea und Japan werfen der Regierung in Pjöngjang vor, unter dem Vorwand eines Satellitenstarts die Technologie für eine militärische Langstreckenrakete vom Typ "Taepodong 2" zu erproben. Damit würde das kommunistische Land gegen UN-Resolutionen verstoßen. Der Weltsicherheitsrat berief daher auf Antrag Japans eine Dringlichkeitssitzung ein.

Obama: Nordkorea isoliert sich weiter

US-Präsident Barack Obama verurteilte den Raketenstart scharf. In einer Rede in Prag sagte er: "Die Entwicklung und Weitergabe von Technologie für ballistische Raketen durch Nordkorea stellt eine Bedrohung für die nordostasiatische Region und den internationalen Frieden dar." In der Rede warnt Obama Nordkorea zudem vor einer weiteren Isolation.

In Tokio sagte Ministerpräsident Taro Aso, das Vorgehen Nordkoreas sei "ein äußerst provokativer Akt". Südkorea versetzte seine Streitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte Nordkorea. Er bedauere, dass Pjöngjang trotz internationaler Kritik am Start der Rakete festgehalten habe, heißt es in einer bei den Vereinten Nationen in New York veröffentlichten Erklärung. Ban ruft Nordkorea darin zur Einhaltung der UN-Resolutionen und zur Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche über die atomare Abrüstung des Landes auf.

Besorgt zeigte sich auch das Auswärtige Amt in Berlin. Der Start der Rakete sei "eine klare Provokation", welche die Lage auf der koreanischen Halbinsel weiter zu verschärfen drohe, sagte eine Sprecherin von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Es müsse alles getan werden, um Nordkorea von diesem falschen Weg abzubringen.

Undurchsichtige Motive

Kim Jong Il (Foto: AP)
Will die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit: Nordkoreas Machthaber Kim Jong IlBild: AP

Nordkorea baut schon seit längerer Zeit an mehrstufigen militärischen Raketen, in deren Reichweite sich unter anderem Südkorea und Japan befinden. Oliver Thränert, Experte für atomare Rüstung von der Stiftung Wissenschaft und Politik, glaubt, dass Pjöngjang damit vor allem gezielt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich ziehen will. "Die neue amerikanische Obama-Administration soll dazu gebracht werden, Nordkorea nicht aus den Augen zu verlieren, da sie sich bisher vor allem auf Iran und andere Hotspots der internationalen Politik konzentrierte", analysiert Thränert.

Darüber hinaus sieht er noch ein weiteres Ziel der nordkoreanischen Regierung: wirtschaftlichen Profit. "Ich gehe davon aus, dass Nordkorea seine mehrstufigen Raketen in der Zukunft gerne verkaufen möchte. Eine Voraussetzung dafür ist, dass man die Funktionstüchtigkeit dieser Raketen unter Beweis stellen muss." In der Vergangenheit hatte es in dieser Richtung immer wieder enge Kooperationen mit dem Iran und Pakistan gegeben.

Bereits im Juli 2006 hatte Nordkorea von seiner Ostküste aus eine Rakete vom Typ "Taepodong 2" abgefeuert. Die Reichweite einer solchen Rakete erstreckt sich bis zum US-Bundesstaat Alaska. Nach amerikanischen Angaben war der Test jedoch gescheitert.

Die Regierung in Moskau und die chinesische Regierung riefen alle Seiten zur Zurückhaltung auf. In einer Erklärung des Außenministeriums in Peking hieß es, alle Seiten sollten um die Wahrung des regionalen Friedens bemüht sein. China ist Nordkoreas wichtigster Verbündeter. (gri/sti/wa/wga/afp/dpa/rtr)