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Studentenfilmfestival

9. Mai 2011

"Sehsüchte" – Seit 40 Jahren ist das internationale Studentenfilmfestival im In- und Ausland beliebt. Hier machen Studenten nicht nur die Filme, sondern organisieren das Festival auch komplett in Eigenregie.

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Studentenfilmfestival Sehsüchte (Foto: DW / Nadine Wojcik)
Im Foyer des Thalia-KinosBild: Nadine Wojcik

"Ich hätte nie gedachte, dass mein Film jemals außerhalb von Südafrika gezeigt werden würde." Lillian Million strahlt über das ganze Gesicht. Die 21-Jährige hat gerade erst ihr Filmstudium beendet. In ihrem Abschlussfilm "Lindela" (12 min.) erzählt sie von einem Südafrikaner, der irrtümlich für einen illegalen Migranten aus Simbabwe gehalten wird und auf abenteuerliche Weise seine Identität beweisen muss.

"In Südafrika gibt es viele Illegale aus Simbabwe oder Mosambik", sagt Lillian. "Mit meinem Film wollte ich zeigen, welche Fremdenfeindlichkeit teilweise bei uns herrscht." Dass ihr Film nun auch zu den "Sehsüchten" nach Potsdam eingeladen wurde und ihr Schauspieler zusätzlich noch als bester Darsteller geehrt wurde, macht sie stolz. "Ich treffe hier so viele junge Filmemacher aus so vielen verschiedenen Ländern. Die Gespräche ermutigen mich, weiter Filme zu machen und vielleicht sogar aus meinem Kurzfilm einen abendfüllenden Film zu drehen."

Studenten führen auch beim Festival Regie

Studentenfilmfestival Sehsüchte (Foto: DW / Nadine Wojcik)
Warten auf die VorstellungBild: Nadine Wojcik

Über 1300 Filme wurden dieses Jahr bei dem internationalen Studentenfilmfestival eingereicht, 100 schafften es in die endgültige Auswahl. 27 Länder sind damit auf dem Festival vertreten, fast alle Studenten der gezeigten Filme sind zum Festival angereist – mit Hilfe von Sponsoren konnte jeweils für ein Teammitglied die Reise und die Unterkunft gezahlt werden.

Weltweit gibt es unzählige Filmfestivals, aber Festivals, die sich ausschließlich Filmen von Studenten - also angehenden Regisseuren, Drehbuchautoren und Kameramännern - widmen, sind selten. Das Potsdamer Festival "Sehsüchte" ist europaweit das größte seiner Art. Weltweit gibt es allerdings kein einziges, das in alleiniger Regie von Studenten steht.

Das sei deutlich spürbar, sagt Annabel Verbeke. Und zwar auf eine sehr angenehme Art und Weise. Die 24-Jährige hat gerade ihr Regiestudium in Brüssel beendet und reist mit ihrem Abschlussfilm derzeit von Festival zu Festival. Die "Sehsüchte" sind bereits das zehnte, zu dem ihr Dokumentarfilm "Les enfants de la mer/mere" (30 min.) eingeladen wurde. Annabel genießt es sehr, dass die Atmosphäre in Potsdam viel entspannter sei als bei herkömmlichen Filmfestivals. "Hier nehmen sich nicht alle so furchtbar wichtig, und wir sprechen offen über zukünftige Projekte. Und wer weiß, vielleicht drehen wir ja irgendwann einmal gemeinsam einen Film."

Seit 40 Jahren süchtig nach Film

Filmstudentin Annabel Verbeke (Foto: DW / Nadine Wojcik)
Filmstudentin Annabel VerbekeBild: Nadine Wojcik

Eine erste Finanzspritze hat Annabel in Potsdam schon bekommen: Ihr Film wurde in diesem Jahr als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Anders als bei vielen Filmfestivals ist dies nicht nur eine Papierurkunde, sondern auch mit einem Preisgeld verbunden.

Studentisches Flair und ein buntes Rahmenprogramm prägen die Atmosphäre bei den "Sehsüchten". Die Studenten der Filmhochschule Konrad Wolf, die das Festival jedes Jahr organisieren, sorgen mit Fußballturnieren, Parties und Filmworkshops für zusätzlichen Austausch unter den jungen Filmschaffenden.

"Seit sechs Monaten kennen wir nur ein Wort: Sehsüchte!" stöhnt Lisa Basten und lacht kurz auf. Gemeinsam mit rund 20 Kommilitonen des Studienganges Medienwissenschaft organisiert sie das Festival, parallel zum Studium versteht sich. Seit 40 Jahren funktioniert das schon so – obwohl jedes Jahr eine neue studentische Mannschaft die Regie übernimmt und damit eigentlich fast wieder bei Null anfängt.

"Ich lerne einfach unglaublich viel", sagt Lisa. "Ich war zum Beispiel vorher noch nie auf einer Pressekonferenz und hier habe ich plötzlich meine eigene abgehalten." Außerdem sei das Festival in der Branche bekannt und damit auch ein Türöffner für das spätere Berufsleben. Und das gilt nicht nur für die vertretenen Filme-, sondern auch für die Festivalmacher.


Autorin: Nadine Wojcik
Redaktion: Gaby Reucher