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Internet-Zeitung wirbt für Frieden in Nahost

Igal Avidan (qantara.de)16. August 2005

Journalisten aus Israel, den Palästinensergebieten, aus Ägypten und Jordanien versuchen durch die neue Internet-Zeitung "Partners for Peace" den Dialog miteinander voranzutreiben.

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Dialog als Weg zur VerständigungBild: DW-TV

Unter dem Dach der Plattform "Partners for Peace" veröffentlichen Israelis, Palästinenser, Ägypter und Jordanier Berichte und Analysen zum Stand der gegenseitigen Beziehungen. Durch Begegnungen der Redakteure, wie Ende Mai in der jordanischen Hauptstadt Amman und demnächst in Jerusalem, versucht die regionale Friedensbewegung für die Unterstützung eines friedlichen Dialogs in den jeweiligen Völkern zu werben.

Dem Frieden Impulse geben

Geboren wurde die so genannte Kopenhagener Gruppe 1995, als sich israelische und ägyptische Intellektuelle, Politiker und Publizisten auf Initiative des ehemaligen Chefredakteurs der dänischen Zeitung "Politiken", Herbert Pundik, und auf Einladung des dänischen Außenministeriums trafen. Die Begegnung sollte dem kalten Frieden zwischen beiden Staaten warme Impulse geben. Nach der Ermordung Yitzhak Rabins und dem Wahlsieg des konservativen Likud-Blocks bei den Parlamentswahlen in Israel wurde Ende 1996 der Dialog auch auf Palästinenser und Jordanier erweitert.

Anfang 2005 wurde die neue Zeitung im Internet mit Finanzierung des dänischen Außenministeriums lanciert. "Wir haben keine Ambitionen für eine Papierzeitung, weil wir die Mittel dafür nicht haben und weil unsere Partner Probleme mit der Meinungsfreiheit haben", sagt Pundik. Die Macher der neuen Internet-Zeitung möchten auf keinen Fall, dass es zu Reibereien mit den Regierungen kommt. Da die Leser alle Englisch können, verzichtet man auf die Übersetzung ins Hebräische und Arabische. Es gibt auch keinen gemeinsamen Leitartikel, weil jedes Regionalbüro allein für die Berichterstattung aus dem Land verantwortlich ist.

Konflikt und Dialog als Thema

Die Berichterstattung soll den Friedenswillen zum Ausdruck bringen, sagt Herausgeber Shlomo Gal. "Bisher erreichen uns 500 Internet-Leser täglich, und wir möchten tausende erreichen," so Gal. Vier Redakteure - in Ägypten, Jordanien, den Palästinensergebieten und Israel - ergänzen die Nachrichten aus den lokalen Medien mit Kommentaren. Berichte über Annäherung und Dialog werden durch Berichte über Konflikte und Probleme ergänzt, wobei auch Positionen der radikalen Palästinenserorganisation Hamas, die Israels Existenz in Frage stellt, berücksichtigt werden.

Täglich informiert das Israel-Büro die Leser, zum Beispiel über das Interesse des Verteidigungsministers Schaul Mofas, drei Städte im Westjordanland noch vor Beginn der Räumung von Siedlungen den Palästinensern zu übergeben. Voraussetzung sei, dass die Palästinenserbehörde Waffen von Militanten einsammelt. Scharons engster Berater Dov Weisglass verspricht, Israel werde nach der Räumung von Gaza illegale Vorposten im Westjordanland evakuieren. Andererseits warnt der bisherige Armeechef Mosche Yaalon, dass nach der Räumung die Gewalt in dem Gebiet wieder ausbricht.

Hamas kommt auch zu Wort

Das israelische Gründungsmitglied Dave Kimche ruft Israel dazu auf, die Verhandlungen über das Endabkommen sofort nach dem Rückzug aus Gaza zu beginnen. Der palästinensische Arbeitsminister Ghassan Khatib äußert die Befürchtung, dass Israel einen Keil zwischen Gaza und dem Westjordanland treiben wolle. Berichtet wird auch, dass die Hamas die Verschiebung der palästinensischen Wahlen als ein Ende des Waffenstillstandes betrachtet.

Ägypten informiert über den neuen israelischen Botschafter in Kairo, über die bevorstehende Stationierung ägyptischer Truppen, um einen ordentlichen israelischen Rückzug zu ermöglichen. Zugleich warnt der ägyptische Botschafter in Israel, Assef Ibrahim, dass seine Sicherheitskräfte keine Angriffe auf Israel aus Gaza verhindern würden. Aus Jordanien erfahren die Leser, dass der israelische Polizeichef in Amman die Sicherheit auf dem Tempelberg erörtert hat, und dass der Export aus der israelisch-jordanischen Freihandelszone zugenommen hat.

Zumindest über ein Thema scheinen sich die Leser der Zeitung einig zu sein - Israelis wie Araber. 85 Prozent von ihnen befürworten eine Rückkehr an den Verhandlungstisch – ohne Vorbedingungen. Nun müssen nur noch ihre Landsleute zustimmen.