Interview mit Curd Jürgens - Juni 1967 | Schauspieler im Gespräch | DW | 28.02.2011
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Schauspieler im Gespräch

Interview mit Curd Jürgens - Juni 1967

"In Wien wurde ich mit dem Beruf näher bekannt" - Curd Jürgens über die Anfänge seiner Karriere

Curd Jürgens als Clarence Darrow in einer Szene von Rintels Im Zweifel für den Angeklagten im Dezember 1975 in der Komödie in Berlin.

Curd Jürgens als Clarence Darrow in einer Szene von Rintels "Im Zweifel für den Angeklagten" im Dezember 1975 in der Komödie in Berlin.

Laut dem „Spiegel“ vom 21.6.82 soll er die Devise vertreten haben: „Es ist wichtiger den Jahren mehr Leben zu geben als dem Leben mehr Jahre.“ Und in der Tat: schaut man sich die Lebensbilanz von ihm an, so kommt ein Mensch zum Vorschein, der sich diese Maxime sehr zu Herzen nahm. Über 160 Filmrollen, fünf Ehen, unzählige Liebesaffären, ungebrochener Drang zu Luxus und Alkohol, zwei Herzoperationen – Curd Jürgens schöpfte aus dem Vollen und war zugleich einer der meistbeschäftigten und bestbezahlten deutschen Schauspieler.

Ein Reporter wird zum Schauspieler

Geboren wurde Curd Jürgens am 19.6.1915 in München, wo er die ersten zehn Lebensjahre verbrachte. Anschließend kam er nach Berlin – seine Schulausbildung absolvierte er an der Herder-Schule, einem Reform-Realgymnasium. Sein Einstieg ins Berufsleben führte ihn zunächst zu dem ersten Spätabendblatt Berlins, dem „8-Uhr-Abendblatt“. Dort versuchte sich Curd Jürgens als Reporter, doch bald sollte seine Zuneigung zur Schauspielerei siegen. Und so nahm er zugleich Schauspielunterricht bei Walter Janssen, bevor 1936 sein Bühnendebüt kam: an dem Berliner Metropoltheater wurde Curd Jürgens als singender Bonvivant engagiert. Über das Theater am Kurfürstendamm und die Komödie in Berlin gelang ihm 1941 der Sprung an das Wiener Burgtheater – dort sollte er jahrelang immer wieder zu sehen sein. Doch schon ein Jahr vor seinem Debüt am Metropoltheater wurde man in einer anderen Sparte auf ihn aufmerksam, die ihn später zum Weltstar machen sollte.

Der Film ruft

(v.li.): Victor de Kowa als SS-Gruppenführer Schmidt -Lausitz, Curd Jürgens als General Harras und Regisseur Helmut Käutner bei den Dreharbeiten zu dem Film Des Teufels General nach der Vorlage von Carl Zuckmayer im November 1954 in Hamburg.

(v.li.): Victor de Kowa als SS-Gruppenführer Schmidt-Lausitz, Curd Jürgens als General Harras und Regisseur Helmut Käutner bei den Dreharbeiten zu dem Film "Des Teufels General" nach der Vorlage von Carl Zuckmayer im November 1954 in Hamburg.

„Königswalzer“ – so der Titel des ersten Films, den Curd Jürgens 1935 drehte, in dem er die Rolle des Kaisers Franz Joseph übernahm. Zwar eine unbedeutende Nebenrolle, der bald auch weitere solche folgten, doch dem jungen Schauspieler wurden zunehmend immer größere Rollen anvertraut. In etwa 17 Filmen spielte Curd Jürgens bis 1945. Und es waren nicht immer hochwertige Klassiker, in denen er zu sehen war, sagte man ihm doch nach, dass er bei der Rollenwahl dem finanziellen Aspekt eine durchaus bedeutende Rolle beigemessen habe. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Curd Jürgens, der 1945 die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, vorwiegend in österreichischen Produktionen zu sehen. Meist waren es Unterhaltungsstreifen, in denen er zu sehen war, doch bald sollte auch das deutsche Kino sich für den Schauspieler anfangen erneut zu interessieren.

Cur Jürgens und Maria Schell in dem Film Der Schinderhannes (BRD, 1958)

Cur Jürgens und Maria Schell in dem Film "Der Schinderhannes" (BRD, 1958)

Durch den Film zum Weltstar

Ab 1950 drehte der „normannische Kleiderschrank“, wie Curd Jürgens gerne von der Presse bezeichnet wurde, wieder in Deutschland. Es entstanden zahlreiche Filme mit ihm, und es sollten noch fünf Jahre vergehen, bis auch der internationale Durchbruch folgte, und zwar mit der Verfilmung von Carl Zuckmayers Drama „Des Teufels General“, in dem er die Rolle des General Harry Harras übernahm. Der Film wurde zu einem großen Erfolg und Curd Jürgens zeigte nun hier die ganze Kunst seines schauspielerischen Könnens. Nun begann für den aufgehenden Star eine fruchtbare Zeit, in der Filmproduktionen in der BRD, in Frankreich, den USA und in Großbritannien mit ihm gedreht wurden. Zwischendurch trat Curd Jürgens auch im Theater auf, doch der Film blieb sein Hauptbetätigungsfeld. Seine Meinung über die Theaterauftritte kolportierte „Der Spiegel“ in seiner Ausgabe vom 24.4.63: „Im Grunde bin ich und bleibe ich ein Mann des Films. Das Theater ermattet mich. Jeden Abend zur selben Stunde in die Haut derselben Persönlichkeit zu schlüpfen, ist eine allzu schwere Knechtschaft…“ – und so brachte es „der Mann des Films“ auf ansehnliche 160 Streifen, in denen er mitwirkte. Man erinnert sich heute noch an solche Filme wie „Die Helden sind müde“, "Michael Strogoff", „Die Herberge zur 6. Glückseligkeit“ oder auch „Die Luftschlacht um England“ – um nur einige zu nennen. Auch in einem Bond-Film spielte Curd Jürgens den Gegenspieler des Agenten seiner Majestät – den Großreeder Carl Stromberg.

Lebemann und Lebenskünstler

Curd Jürgens und Sophia Loren während der Berliner Filmfestspiele 1963

Curd Jürgens und Sophia Loren während der Berliner Filmfestspiele 1963

Curd Jürgens liebte aber nicht nur den Film – er war auch dafür bekannt, dass er ebenso den Luxus liebte und hatte das Image eines Lebemannes. Immer wieder lieferte er der Presse Schlagzeilen aus seinem exzessiven Leben. Bekannt war seine Vorliebe für Luxusautos, er unterhielt auch mehre Wohnsitze samt Hauspersonal. Der inzwischen zum Weltstar aufgestiegene Schauspieler äußerte sich etwa über die Ehe gegenüber dem „Kölner Stadt Anzeiger“ (Ausgabe vom 29./30.3.80): „Ehe ist ein Klub mit zwei Mitgliedern, aus dem man austreten kann, wenn man keine moralischen Verpflichtungen mehr hat.“ Vier Mal ist Curd Jürgens aus diesem „Klub“ ausgetreten – in die letzte, fünfte Ehe trat er 1978 ein, doch diese hielt nur vier Jahre, denn Curd Jürgens starb am 18.6.82 in Wien.

Im Juni 1967 sprach Christine Kaiser für die Deutsche Welle mit Curd Jürgens in Berlin unter anderem über die Anfänge seiner Karriere und seine Zukunftspläne.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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