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Investitionsstruktur verändert sich zu Ungarns Vorteil

28. April 2004

- Arbeitsminister zieht positive Bilanz über Arbeitslosigkeit, Investoren und EU-Beitritt

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Budapest, 27.4.2004, BUDAPESTR ZEITUNG, deutsch, Ágnes Lukács

Der EU-Beitritt Ungarns in dieser Woche bewog Arbeitsminister Sándor Burány dazu, mit der Budapester Zeitung ein Interview über die bevorstehenden Veränderungen der ungarischen Arbeitspolitik, den Stand der Arbeitslosigkeit und die Kontrolle der Schwarzarbeit zu führen.

Frage

: Nach offiziellen Statistiken betrug die Arbeitslosenrate im Dezember 2003 insgesamt 5,5 Prozent. Wie würden Sie diese Zahl bewerten?

Antwort

: Dieser Wert zeigt eine Verbesserung im Vergleich zum selben Zeitraum im vergangenen Jahr. Die Zahl der Beschäftigten steigt beständig, dabei sinkt die Arbeitslosenrate, alles in allem ist das eine positive Entwicklung. Vergleicht man diese Zahl mit den Werten in den benachbarten Ländern, wie beispielsweise in der Slowakei, wo die Arbeitslosigkeit bei 18 bis 20 Prozent stagniert, oder mit der Arbeitslosenrate von 12 Prozent in Deutschland, können wir in Ungarn zufrieden sein. Mit den 5,5 Prozent liegen wir sogar unter dem EU-Durchschnitt von etwa 8%. Dennoch: Auch wenn der Wert nur 1 Prozent betrüge, würde ich das immer noch als zu viel einschätzen, aber im Großen und Ganzen können wir uns nicht beschweren.

Frage

: Mit welchen Methoden versuchen Sie, die Arbeitslosigkeit im Zaum zu halten?

Antwort

: Einerseits sind wir bestrebt, neue Arbeitsplätze zu schaffen, andererseits versuchen wir, die bestehenden zu erhalten beziehungsweise zu retten, wenn die Gefahr besteht, dass sie eingespart werden. Dafür stehen dem Ministerium zwei verschiedene Quellen zur Verfügung: Ein Budget von 2 Mrd. Ft. (ca. 7,9 Millionen Euro – MD) für die Förderung von neuen Unternehmen und eine Mrd. Ft. als Krisenkontingent, welches wir zur Erhaltung von Arbeitsplätzen nutzen können. Der marktwirtschaftlichen Entwicklung können wir jedoch nur sehr begrenzt entgegenwirken. (...)

Frage

: In der letzten Zeit ist in Ungarn eine Tendenz zu beobachten, dass immer mehr Unternehmen das Land verlassen und einen neuen Standort suchen. Wie gefährlich ist das für die ungarische Wirtschaft?

Antwort

: Zur natürlichen Entwicklung der Marktwirtschaft gehört auch eine gewisse Strukturveränderung mit der Zeit. Zwar gibt es einige Unternehmen, die darauf aufbauen, billige Arbeitskräfte zu beschäftigen. Die versuchen jetzt in anderen Länder wie Rumänien, Bulgarien oder China neue Standorte zu finden. Allerdings muss ich bemerken, dass diese Tendenz eng mit der positiven Entwicklung der ungarischen Löhne zusammenhängt. Auf der anderen Seite gibt es immer noch viele Firmen, die in Ungarn investieren und auch hier einen neuen Unternehmensstandort errichten wollen. Damit kommen auch fortschrittlichere Technologien ins Land. Ich möchte betonen, die Bilanz ist immer noch positiv: Die Zahl der Arbeitsplätze, die neu entstehen, ist weiterhin größer, als die Zahl der Arbeitsplätze, die in Ungarn verschwinden. Trotzdem tut es mir um jedes Unternehmen leid, das Ungarn verlassen will.

Frage

: Seit mehreren Jahren beschweren sich vor allem ausländische Investoren darüber, dass es zu wenig gut ausgebildete Fachkräfte in Ungarn gibt. Wie versuchen Sie, diesen Umstand zu ändern?

Dieses Problem ist auch mir bewusst. Eine konkrete Hilfe wird dabei im Rahmen der Erwachsenenbildung geboten. Dieser Bereich gehört in der nächsten Zeit zu den wichtigsten Themen des Ministeriums. Im Rahmen eines Treffens mit dem Bildungsminister Bálint Magyar ist bereits ein Vorschlag zur Verbesserung der Fachausbildung ausgearbeitet worden, den wir im Parlament unterbreiten wollen. Bereits seit dem Jahr 2002 ist eine generelle positive Entwicklung zu vermerken, da seit diesem Zeitpunkt die verschiedenen Wirtschaftskammern mehr Mitspracherecht im Bereich Fachausbildung haben. Ihre Ansichten sind von großer Relevanz, da sie mehr Einblick in die aktuelle Lage der Wirtschaft haben, das heißt, sie wissen, wann und wo welche neuen Fachkräfte gebraucht werden. Wir sind im Allgemeinen bestrebt, die Ausbildung der Fachkräfte und die Erwachsenenbildung den Bedingungen und Erwartungen des Arbeitsmarktes anzupassen. (fp)