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Politik

Iran - Türkei: Schwierige Nachbarschaft

Shabnam von Hein
13. März 2017

Auch das Verhältnis zwischen der Türkei und dem Iran ist angespannt. Die Türkei baut mit den sunnitischen Königshäusern am persischen Golf eine Front gegen den schiitischen Iran auf. Teheran ist alarmiert.

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Iran - Türkischer Präsident Recep Tayyip Erdogan zu Besuch in Teheran
Der Iran und die Türkei stehen in den verschiedenen Regionalkonflikten auf unterschiedlichen SeitenBild: picture-alliance/abaca

Die Türkei hat im Nahen Osten eine Sonderstellung. Sie ist Mitglied der NATO und sie ist eine Regionalmacht. Sowohl im Irak als auch in Syrien ist die Türkei ein wichtiger Partner für die USA. Die türkische Regierung hofft auf ein besseres Verhältnis zur US-Regierung unter Donald Trump.

Mit Präsident Trump hofft die Türkei Irans Einfluss im Nahen Osten eindämmen zu können. Der Iran und die Türkei stehen in den verschiedenen Regionalkonflikten auf unterschiedlichen Seiten: Im Irak unterstützt der Iran die Kurden und hat einen großen Einfluss auf die schiitische Zentralregierung. In Syrien unterstützt der Iran gegen den Willen der Türkei massiv den Machthaber Bashar Assad. 

"Die Türkei und der Iran sind nie strategische Freunde gewesen", sagt Majid Tafreshi, Experte für zeitgenössische Entwicklungen im Iran. "Das Verhältnis zwischen der Türkei und dem Iran ist seit fünfhundert Jahren wechselhaft. Bis heute gibt es Grenzkonflikte zwischen beiden Ländern. Sie sind Nachbarn. Und seine Nachbarn kann man sich nicht aussuchen, seine Verbündeten schon."

Eine Front gegen den Iran im Nahen Osten

Mit US-Präsident Donald Trump scheint die Türkei den richtigen Verbündeten gefunden zu haben. Der US-Präsident und wesentliche Teile seiner Administration sehen den Iran als Wurzel allen Übels im Nahen Osten an. Diese Haltung teilt neuerdings auch die türkische Regierung und sorgt damit für Verwirrung in Teheran.

Türkei Mohammed Sarif und Mevlut Cavusoglu Ankara
Nach dem Putschversuch: Irans Außenminister wird von seinem Amtskollegen in Ankara empfangenBild: picture alliance/abaca

Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif wirft der türkischen Regierung Undankbarkeit vor. Ende Februar erklärte Zarif: "In der Nacht des Putschversuchs haben wir bis zum Morgen kein Auge zugemacht. Wir haben der türkischen Regierung Informationen zugeliefert und sie unterstützt."

Tatsächlich hatten nach dem Putschversuch in der Türkei im vergangenen Juli die iranisch-türkischen Beziehungen einen kurzen Frühling erlebt. Zarif wurde in Ankara von seinem Amtskollegen wie ein Bruder empfangen. Diese Bruderschaft war zum Bedauern der iranischen Politiker allerdings nur von kurzer Dauer.

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuþoðlu erhob Mitte Februar auf der Münchener Sicherheitskonferenz schwere Vorwürfe gegen Teheran: "Das iranische Regime steckt hinter einigen Ereignissen und hinter der Instabilität der Region. Seine sektiererische Politik untergräbt die Sicherheit vieler arabischer Staaten am Persischen Golf, zum Beispiel in Bahrain oder Saudi Arabien."

Historische Vergangenheit des Osmanischen und Persischen Reiches

Mit Saudi Arabien und den Golfstaaten will die Türkei eine Front gegen den Iran aufbauen. Präsident Erdogan ist in den letzten Wochen nach Saudi Arabien und Bahrain gereist, um die Zusammenarbeit mit den arabischen Ländern zu verstärken.

Dem Iran warf er bei seinem Besuch in Bahrain vor, konfessionelle Konflikte zu schüren. Der Iran soll auch am Zerfall des Iraks und Syriens interessiert sein. Diese Aussagen sorgen für heftige Reaktionen aus dem Iran: Politiker dort werfen der türkischen Regierung vor, das nach dem ersten Weltkrieg untergegangene Osmanische Reich wiederbeleben zu wollen.

DEU Infografik Kurdische Siedlungsgebiete
Für Teheran gelten die Kurden als iranisches Volk

Sowohl die Türkei wie auch der Iran rechtfertigen ihre Einmischungen im Irak und in Syrien historisch. Die Gebiete des heutigen Iraks und Syriens gehörten bis vor 100 Jahren abwechselnd zum persischen oder zum osmanischen Reich. Bis heute gelten die Kurden für Teheran als iranisches Volk. Mit der Präsenz der türkischen Armee im Norden Syriens und im Irak verbindet die Türkei einen Anspruch auf Gebiete, die einst zum Osmanischen Reich gehörten "Warum wundern sich manche, dass wir in Mossul Truppen haben? Die Stadt gehörte der Türkei!" sagte Erdogan Ende 2016.

"Es geht um die Iran-Phobie in der Region"

"Die Türkei und der Iran sind wichtige Regionalmächte. Ein Frieden in Syrien wird nur mit ihrer Zusammenarbeit möglich sein", betont Hossein Zamanlou. Der Politikwissenschaftler aus Istanbul gibt sich gegenüber der Deutschen Welle überzeugt, dass beide wieder zusammenfinden. "Immerhin stehen beide an der Seite Russlands", so Zamanlou. 

Anfang März traf Irans Präsident Hassan Rohani am Rande des ECO-Gipfeltreffens in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad seinen Amtskollegen Erdogan. Rohani bezeichnete die Intensivierung der freundlichen Beziehungen zwischen den Nachbarländern als Grundlage der Außenpolitik Irans und fügte hinzu: "Der Iran ist gegen jede Verletzung der territorialen Integrität in der Region, insbesondere in Syrien und im Irak".

Die iranische Regierung weiß, dass sie deeskalieren muss, analysiert der Forscher Tafreshi aus Teheran. Es gehe weder um Syrien noch um den Irak. "Es geht um ein Iran-Phobie-Projekt in der Region."