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Chamenei heizt Zentrifugenstreit an

8. Juli 2014

Im Streit um das iranische Atomprogramm will der Westen Teheran maximal 10.000 Zentrifugen zur Urananreicherung zugestehen. Ajatollah Chamenei fordert nun, die Bestände an Zentrifugen um ein Vielfaches aufzustocken.

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Ajatollah Ali Chamenei (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, hat im hartnäckigen Atomstreit mit dem Westen einen Pflock eingerammt. In einer Rede sprach er sich dafür aus, die Kapazitäten seines Landes zur Uran-Anreicherung praktisch zu verzehnfachen. Derzeit hat der Iran mehr als 19.000 Zentrifugen, davon sind etwa 10.000 in Betrieb. "Unsere Experten sagen, dass wir 190.000 Zentrifugen benötigen", betonte Chamenei. Die Kapazitäten müssten nicht sofort oder in den nächsten zwei bis fünf Jahren aufgestockt werden. Irgendwann führe aber kein Weg daran vorbei. Bei den Atomverhandlungen wolle der Westen aber durchsetzen, dass sich Teheran mit 10.000 Zentrifugen zufrieden gebe. Der Geistliche hat in der Atompolitik seines Landes das letzte Wort.

Die Zentrifugen gehören zu den Hauptstreitpunkten in den Atomverhandlungen zwischen dem Iran und der sogenannten Sechs-Länder-Gruppe. Ein iranischer Diplomat hatte kürzlich erklärt, sein Land rücke von einem Bedarf von 50.000 Zentrifugen nicht ab. Der Westen hält für zivile Zwecke dagegen einige Tausend für ausreichend.

Der Zeitdruck wächst

Die Verhandlungen zwischen dem Iran und der Gruppe der fünf UN-Vetomächte plus Deutschland waren am vergangenen Donnerstag in Wien in die entscheidende Phase gegangen. Bis zum 20. Juli soll ein endgültiges Abkommen zur Beilegung des jahrelangen Atomstreits erreicht werden. Dann läuft das im November geschlossene Übergangsabkommen aus, das als Grundlage für die Verhandlungen dient.

Das Abkommen soll dem Iran die friedliche Nutzung der Atomtechnologie ermöglichen, zugleich aber langfristig verhindern, dass die Islamische Republik Atomwaffen entwickelt. Eine Einigung soll zugleich dafür sorgen, dass die internationalen Wirtschaftssanktionen gegen Teheran schrittweise aufgehoben werden. Allerdings hat der Iran angesichts des schwierigen Verlaufs der Verhandlungen in Wien schon eine Verlängerung der Frist um bis zu sechs Monaten ins Gespräch gebracht.

Die Zahl der Zentrifugen zur Urananreicherung ist einer der Hauptstreitpunkte. Der Iran reichert nach eigenen Angaben derzeit Uran auf fünf bis 20 Prozent an, um es für zivile Zwecke wie die Energiegewinnung oder medizinische Anwendungen einzusetzen. Für eine Atombombe müsste Uran auf 90 Prozent angereichert werden. Die USA und ihre Verbündeten verdächtigen Teheran, nach Atomwaffen zu streben. Sie fordern daher eine drastische Verringerung der Zahl der Zentrifugen.

Atomabkommen mit dem Iran

Die Zentrifugen sind dabei nicht der einzige Stolperstein auf dem Weg zu einem Abkommen. Ein anderes Problem sind Irans Raketen, die Sprengköpfe über eine große Distanz transportieren können. Die USA wollen sie in den Atomvertrag mit einbeziehen, der Iran lehnt dies ab.

kle/as (rtr, afp, ape, dpa)