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Erneuerbare Energien brauchen Lobby

26. Juni 2009

Wind und Sonne verursachen keine umweltschädlichen Klimagase. Dennoch werden Öl und Kohle mit 240 Milliarden US-Dollar jährlich subventioniert, während die erneuerbaren Energien mit nur 20 Milliarden gefördert werden.

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Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bei der Gründungskonferenz für die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) am 26.01.2009 in Bonn (Foto: dpa)
Macht sich stark für Bonn -Bundesumweltminister GabrielBild: picture-alliance / dpa

Damit sich das ändert, haben in diesem Jahr rund 100 Staaten die "Internationale Agentur für erneuerbare Energien", IRENA, gegründet. Mit ihrer Hilfe soll das Image der regenerativen Energien aufgewertet werden. Die mehr als 110 Mitgliedsstaaten entscheiden voraussichtlich am Montag (29.6.2009) im ägyptischen Scharm el Scheich, wo die neue Organisation ihren Sitz haben wird. Neben Wien und Abu Dhabi bewirbt sich eine deutsche Stadt.

Werben für Bonn als Klimahauptstadt


Die frühere Bundeshauptstadt hat sich als Sitz von UN-Organisationen einen Namen gemacht, seit Parlament und Regierung Mitte der neunziger Jahre Richtung Berlin aufbrachen. Heute residieren 18 UN-Programme und UN-Organisationen am Rhein. Und viele von ihnen haben mit Nachhaltigkeit zu tun: Das Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), das die jährlich stattfindenden Weltklimakonferenzen vorbereitet, oder das UN-Programm zur Wüstenvermeidung befinden sich hier. Nach Ansicht von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wäre Bonn als Sitz der IRENA auch deshalb ideal, weil kaum ein Land die erneuerbaren Energien so fördere wie Deutschland. Man installiere Windkraft- und Solaranlagen mit einer Milliarde Euro pro Jahr in Entwicklungsländern. "Es geht darum, Strom, Licht und Energie auch in die Lehmhütten der Slums zu bringen, mit erneuerbaren Energien - und dafür verfüge Deutschland über die meisten Erfahrungen."

SPD-Politiker Hermann Scheer (Foto: privat)
Experte für Alternative Energien - Hermann ScheerBild: presse/Hermann Scheer

Rote Genossen mit grüner Kompetenz


Gabriels Parteifreund Hermann Scheer hat als Umweltexperte der SPD viele Jahre dafür gekämpft, eine schlagkräftige, internationale Interessensvertretung für die sanften Energien zu gründen, eine Art IAEO der erneuerbaren Energien. Die Internationale Energieagentur IAEO mit Sitz in Wien, 1957 gegründet, hat die Verbreitung der Kernenergie maßgeblich gefördert und jetzt soll die IRENA das Gleiche für die Erneuerbaren leisten. Lange Zeit wurde Scheer als heißer Kandidat für den Posten als erster Generaldirektor der IRENA gehandelt, aber daraus wird nichts wegen der Bewerbung Bonns um den Sitz der Agentur. "Beides würden wir auf gar keinen Fall kriegen", begründet Gabriel die Entscheidung.

Auf dem Dach des früheren Abgeordneten-Hochhauses Langer Eugen in Bonn prangt das blau-weiße Logo der Vereinten Nationen (Foto: dpa)
Sind schon da - UN in BonnBild: picture-alliance/ dpa

Scheichs locken mit Sonne und Scheinen

Ohnehin zeigten sich Beobachter zuletzt skeptisch, ob sich Bonn durchsetzen kann. Abu Dhabi, die glitzernde Wirtschaftsmetropole der Vereinigten Arabischen Emirate, lockt mit dem Argument, vor allem auf der südlichen Welthalbkugel liege die Zukunft der Erneuerbaren. Ausserdem wollen die Emirate der neuen Agentur zum Start rund 22 Millionen Dollar schenken, wenn sie den Sitz bekommen. Sigmar Gabriel läßt sich den Ärger darüber nicht anmerken. Für ihn ist die IRENA schon jetzt eine Erfolgsgeschichte: "Es gab noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik eine internationale Initiative, bei der so schnell so viele Staaten mitgemacht haben", schwärmt der Minister und nennt 110 Mitgliedsstaaten der IRENA bei der Gründung im Januar in Bonn. Wahrscheinlich am Montag (29.6.) fällt in dem äpytischen Luxus-Badeort die Entscheidung. Für Wien, für Abu Dhabi oder vielleicht doch noch für Bonn?

Autor: Jens Thurau

Redaktion: Karin Jäger