1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Geburtshelfer

Rolf Wenkel4. Februar 2009

75 Staaten haben Ende Januar in Bonn die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien, kurz IRENA, gegründet. Einziger Wermutstropfen: Die großen Schwellenländer Brasilien, China und Indien waren nicht dabei.

https://p.dw.com/p/Gmvy
Windrad vor tiefblauem Himmel (Quelle: DW)
Sonne, Wind und Wasser haben eine neue LobbyBild: DW / Mahmoud Tawfik

Der gerade erst beigelegte Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine hat das Thema Energiesicherheit wieder ganz nach oben gebracht - und auch US-Präsident Barack Obama hat dieses Thema für sich entdeckt. Er kündigte an, dass die Produktion erneuerbarer Energien in den nächsten drei Jahren verdoppelt werden solle. Perfekte politische Rahmenbedingungen für die Gründung der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA).

Die Atomwirtschaft hat die Internationale Atomenergiebehörde, die konventionelle Energiewirtschaft hat die Internationale Energieagentur - doch was bislang fehlte, war eine internationale Regierungsorganisation, die die erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse fördert. Zwar gibt es schon den Weltrat für Erneuerbare Energien, das Internationale Parlamentarier-Forum Erneuerbare Energien, es gibt "Ren21" - das "Netzwerk für erneuerbare Energien des 21. Jahrhunderts", es gibt Eurosolar - die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien.

Erstmals eine Regierungsorganisation für erneuerbare Energien

Solarkollektoren (Quelle: AP)
Solaranlage in Geesow in der nordbrandenburgischen UckermarkBild: AP

Doch alle diese Organisationen sind entweder kleine Einrichtungen oder es sind Nicht-Regierungs-Organisationen. Mit IRENA ist erstmals eine internationale Regierungsorganisation gegründet worden, die sehr viel mehr Kapazitäten und internationales Gewicht haben wird, um erneuerbare Energien international zu fördern. Unter den Gründungsmitgliedern finden sich viele europäische Staaten, darunter Frankreich, Italien und Polen. Vor allem Dänemark, Spanien und Deutschland haben die Gründung von IRENA aktiv betrieben.

Aus Afrika finden sich zum Beispiel Ghana, Nigeria und Uganda auf der Unterzeichnerliste, aus Asien haben unter anderem Südkorea und die Philippinen unterzeichnet, aus Lateinamerika Guatemala, Chile und Argentinien. Selbst die USA waren auf der Gründungskonferenz in Bonn mit einer Beobachterdelegation vertreten. Doch es gab auch Enttäuschungen: Die großen Schwellenländer Brasilien, Indien und China - auch BRIC-Länder genannt - haben die Gründungsurkunde noch nicht unterzeichnet.

Über 20 Jahre sind von der ersten Idee bis zur Gründung von IRENA vergangen, und inzwischen hat sich viel verändert. Die Ölpreisschocks haben vielen Ländern vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu befreien. Die drohende Klimakatastrophe hat gezeigt, dass ein isolierter, auf einige Länder beschränkter Einsatz erneuerbarer Energien nicht ausreicht, um die CO2-Emissionen entscheidend zu reduzieren.

Erneuerbare Energien jetzt auf weltweiter Tagesordnung

Sigmar Gabriel vor einem Plakat der IRENA (Quelle: dpa)
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: "Ein historischer Tag."Bild: picture-alliance / dpa

Die Basis für erneuerbare Energien müsse von jetzt noch sehr wenigen auf viele Länder verbreitert werden, so Umweltminister Sigmar Gabriel, und dabei solle die neue Energieagentur helfen. "IRENA wird die politische Unterstützung für die erneuerbaren Energien auf die weltweite Tagesordnung bringen und die Entwicklung von Technologien vorantreiben, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingen verbessern und vor allen Dingen auch konkrete Hilfe anbieten", sagte Gabriel, der Schirmherr des Gründungskongresses. IRENA solle vor allem für Entwicklungsländer eine Hilfe sein. "Anders als die kapitalintensive Kernenergie können erneuerbare Energien ohne teure Stromnetze dezentral an die Bedürfnisse einer Region oder eines Landes angepasst werden."

Gabriel kündigte erneut an, dass Deutschland seinen Anteil an erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 verdoppeln will. Und dass damit zu den bereits geschaffenen 250.000 Arbeitsplätzen noch einmal die gleiche Anzahl neuer, zukunftssicherer Jobs hinzu kommen soll. "In Zeiten der Wirtschaftskrise kommt es darauf an, nicht nur die Lücke in der Nachfrage zu schließen, sondern in die richtige Richtung zu investieren. Es geht darum, Wirtschaft zu modernisieren", so Gabriel. Die Agentur soll möglichst bald ihre Arbeit aufnehmen. Das Jahresbudget soll vorerst 25 Millionen Euro betragen, über den Sitz der Agentur soll im Juni entschieden werden. Auch die Stadt Bonn hat sich dafür beworben.