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Islamkonferenz als Vorbild

Rainer Sollich14. März 2008

Die Islamkonferenz soll das Verständnis zwischen Deutschen und Muslimen verbessern. Doch der Dialog zwischen Staat und Muslimen wird noch viel Geduld erfordern, meint Rainer Sollich.

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Symbolbild Kommentar
Bild: DW

Man stelle sich das einmal vor: Der Innenminister von Saudi-Arabien lädt Vertreter von eingewanderten Christen zu einer "Christentumskonferenz", um mit ihnen über einen gesellschaftlichen Wertekonsens und ein gemeinsames Verfassungsverständnis zu diskutieren. Er macht sich für eine bessere Integration der christlichen Minderheit stark. Und obwohl es in der Bevölkerung viele Vorurteile gibt und verunsicherte Bürger immer wieder gegen neue, fremd wirkende Gotteshäuser in ihrer Nachbarschaft protestieren, betont der Minister die Gleichrangigkeit der Konfessionen vor dem Gesetz und spricht sich für christlichen Religionsunterricht an saudischen Regelschulen aus.

Vorbildfunktion

Unvorstellbar bleibt ein solches Szenario auf absehbare Zeit nicht nur in Saudi-Arabien, wo christliche Arbeitsmigranten aus Asien massiv religiös diskriminiert werden, sondern auch in vielen liberaleren islamischen Ländern, einschließlich der Türkei. Man darf also grundsätzlich erst einmal festhalten, dass die vom deutschen Innenminister vor eineinhalb Jahren initiierte Islamkonferenz vielen anderen - auch westlichen - Ländern durchaus zum Vorbild gereichen könnte.

Sie verfolgt gesellschaftspolitisch absolut notwendige Ziele: Wolfgang Schäuble will durch den Dialog zwischen Vertretern von Staat und Islam nicht nur die jahrzehntelang vernachlässigte Integration der über drei Millionen Muslime in Deutschland voranbringen. Er setzt sich auch für die Anerkennung ihrer Religion ein, verbunden mit der Erwartung, dass sich die Ausübung dieser Religion im Rahmen des deutschen Grundgesetzes und der deutschen Werteordnung bewegen müsse.

Es ist Schäuble hoch anzurechnen, dass er sich bei diesem schwierigen Dialog auf das Wesentliche und potentiell Machbare konzentriert. Denn die eigentlichen Probleme liegen im Bereich der gesellschaftlichen Integration - und sind schwer genug zu lösen. Islamischer Religionsunterricht in deutscher Sprache wird inzwischen zwar allgemein als notwendig erachtet. Aber nicht nur die deutschen Bundesländer, sondern auch die Muslime selbst haben hierzu unterschiedliche Vorstellungen. Und das, wie sich immer wieder zeigt, nicht nur in dieser Frage. Der durch die Islamkonferenz angestoßene Dialogprozess ist wichtig. Er wird aber allen Seiten noch sehr viel Geduld abverlangen.