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Israel besorgt über Irans Atomwaffen

7. Juli 2004

IAEO-Chef Mohammed el Baradei will während seines Besuchs in Israel Tel für einen atomwaffenfreien Nahen Osten werben. Seine Chancen gelten als gering. Denn: Israel fühlt sich von seinen Nachbarn bedroht.

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Hinweis auf eine Atomanlage in Israel: Wozu wird sie wirklich genutzt?Bild: ap

Israel hat sich gegenüber dem Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Mohammed el Baradei, besorgt über das iranische Atomwaffenprogramm gezeigt. Nach seinem Treffen mit dem Vorsitzenden der israelischen Atomenergiekommission, Gideon Frank, sagte el Baradei am Mittwoch (7.7.2004) in Tel Aviv, er habe in dem Gespräch für eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten geworben. Israels Nachbarn sähen ein militärisches Ungleichgewicht. Israel wolle dieses Thema jedoch erst diskutieren, wenn es einen umfassenden Frieden im Nahen Osten gebe.

Experten: Israel hat Atomwaffen

Israel verfügt nach Meinung aller Experten seit Jahren über Atomwaffen. Zur Abschreckung lässt das Land den Besitz durchblicken, gibt ihn offiziell aber nicht zu. Israel ist nicht Mitglied des Atomwaffensperrvertrags und unterliegt deshalb nicht den Inspektionen der IAEO. Ministerpräsident Ariel Scharon hatte am Dienstag gesagt, seine Regierung werde auch weiterhin nicht offenlegen, ob Israel Atomwaffen besitze. Die Politik der "atomaren Zweideutigkeit" habe sich als erfolgreich erwiesen.

Das heißt schlicht: Kein Wort über Kernwaffen. Israel bestätigt weder, dass es Atomwaffen besitzt noch dementiert das Land dies. Unter internationalen Experten gilt indes als sicher, dass Israel solche Waffen besitzt - spätestens seit vierzig Jahren, als Israel die Atomanlage in Dimona im Süden des Landes in Betrieb nahm. Das Land soll heute zwischen 100 und 200 Atombomben besitzen, die entweder von Flugzeugen abgeworfen oder auf die Mittel- und Langstreckenraketen vom Typ "Jericho" montiert werden können.

Israel lehnt Inspektionen ab

El Baradei hatte seinen bis Donnerstag dauernden Besuch in Israel am Dienstagabend begonnen. Er will auch noch mit Scharon zusammentreffen. Laut israelischen Medien will er vorschlagen, IAEO-Inspektoren ins Land zu schicken, die das Atomprogramm beobachten sollen. Israel lehnt solche Inspektionen strikt ab. Nach seiner Ankunft am Dienstagabend hatte der IAEO-Chef gesagt, er würde es gerne sehen, wenn das Land den Atomwaffensperrvertrag unterstütze. Er wolle aber keinen Druck ausüben.

Die israelische Regierung möchte dem Besuch el Baradeis möglichst wenig Bedeutung zukommen lassen. Er wird weder den israelischen Atomreaktor in Dimona in der Negev-Wüste noch die nukleare Forschungsanlage in Nahal Sorek besuchen. Seitdem Libyen keine

Atomwaffen mehr herstellen will, wächst der Druck auf Israel, seinerseits auf Atomwaffen zu verzichten. Das Land verweist jedoch auf Nahost-Staaten wie Syrien oder Iran, die Israel vernichten wollten.

Iran weist Vorwürfe zurück

Iran hat unterdessen Vorwürfe Israels und der USA zurückgewiesen, es arbeite an der Entwicklung von Atomwaffen. Außenamtssprecher Hamid Resa Assefi sagte am Mittwoch, die Klagen Israels zielten darauf ab, "die eigenen Atomwaffen zu verstecken und den Widerstand gegen internationale Verpflichtungen zu rechtfertigen". Die Vorwürfe seien völlig unbegründet.

Das Verhalten Israels basiert unter anderem auf einer Abmachung mit den USA aus dem Jahr 1969. Dabei verpflichtete sich das Land, kein Wort über den etwaigen Besitz von Atomwaffen zu verlieren. Die USA drängen Israel im Gegenzug nicht dazu, sich internationaler Kontrolle zu unterstellen. Israel gehört zusammen mit Indien und Pakistan zu den Ländern, die den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet haben. Dieser sieht unter anderem regelmäßige Kontrollen durch die IAEA vor. Israel begründet sein Verhalten unter anderem damit, dass früher oder später auch andere Länder in der Region, etwa Iran, über Atomwaffen verfügen werden.

Schweigen ist Gold, Reden ist Gefängnis

Nur selten wurde das israelische Schweigen durchbrochen. In den 80er Jahren verriert der israelische Atomforscher Mordechai Vanunu einem englischen Reporter Einzelheiten über das israelische Atomprogramm. Vanunu verbrachte dafür 18 Jahre im Gefängnis. Im Jahr 2001 räumte Israels Außenminister Schimon Peres ein, dass sein Land schon 1956 von Frankreich 'atomare Kapazitäten' erhalten habe. (ali)