1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pulverfass Hebron

4. Dezember 2008

Ein Besitzstreit hat den geballten Hass zwischen radikalen Juden und Palästinensern zum Ausbruch gebracht. Die jüngsten Ausschreitungen gehen noch über das hinaus, was der gewalterfahrene Ort sonst gewohnt ist.

https://p.dw.com/p/G92r
Hebron im Westjordanland (Bild: AP)
Schwere Unruhen erschüttern HebronBild: AP

Der Konflikt dreht sich um ein Haus, auf das sowohl Palästinenser als auch Juden Besitzansprüche erheben. Seit März 2007 wohnen dort mehrere jüdische Siedlerfamilien. Sie geben an, das vierstöckige Gebäude rechtmäßig von Palästinensern gekauft zu haben - dies wird jedoch von den angeblichen Verkäufern bestritten. Wegen der ungeklärten Besitzverhältnisse hatte der Oberste Gerichtshof Israels im November die Räumung des Hauses angeordnet. Daraufhin kamen hunderte radikale Siedler nach Hebron, um die Durchsetzung des Gerichtsbeschlusses zu verhindern.

Schwere Unruhen

Jüdische Siedlerin widersetzt sich Festnahme (Foto: AP)
Jüdische Siedlerin widersetzt sich FestnahmeBild: AP

Bei neuen gewalttätigen Zusammenstößen am Mittwochabend (03.12.2008) setzten israelische Sicherheitskräfte Blendgranaten ein, um eine Gruppe radikaler Siedler aus einem zur militärischen Sperrzone erklärten Palästinenser-Viertel zu vertreiben. Etliche Siedler wurden festgenommen. Ein Vertreter der israelischen Armee mutmaßte, ultra-rechte Israelis wollten zwischen Juden und Muslimen einen "Krieg der Religionen" provozieren.

Warnung an Siedler

Israels Regierungschef Ehud Olmert und Außenministerin Zipi Livni richteten eindringliche Warnungen an die radikalen Siedler. Er werde niemandem gestatten, die israelische Demokratie herauszufordern, erklärte Olmert. Livni ergänzte, ihr Land könne es nicht hinnehmen, dass die jüdischen Siedlungen im Westjordanland in "Wildwest-Gebiete" verwandelt würden. Verteidigungsminister Ehud Barak kam am Donnerstag (04.12.2008) mit Vertretern der Siedler zu einem Gespräch zusammen. An der Räumung des Hauses werde in jedem Fall festgehalten, betonte Barak anschließend. Einen Zeitpunkt für die Räumung wollte er nicht nennen.

Israels Regierungschef Olmert (r.) und Außenministerin Livni (Foto: AP)
Besorgte Mienen: Premier Olmert und Außenministerin LivniBild: AP

Auch Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas verurteilte die Gewalt in Hebron. Zugleich forderte er die israelische Regierung auf, mit aller Härte gegen die - so wörtlich - "Siedlerbanden" vorzugehen. In Hebron leben wenige hundert jüdische Siedler inmitten von fast 200.000 Palästinensern. Im gesamten Westjordanland gibt es etwa 100 nicht genehmigte Siedler-Außenposten, gegen die die israelische Regierung bisher nur wenig unternommen hat. (wa)