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Israel gedenkt Opfern des Holocaust

28. April 2014

Landesweit heulten zwei Minuten lang die Sirenen: Israel gedenkt der sechs Millionen ermordeten Juden. In Auschwitz findet am Holocaustgedenktag der "Marsch der Lebenden" statt.

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Eine weinende Frau in der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem wird gestützt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Fast alle Menschen in Israel unterbrachen für zwei Minuten ihre Tätigkeiten und verharrten zu Hause, am Arbeitsplatz und auf den Straßen in stillem Gedenken an die Opfer. In der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem (siehe Artikelbild) legten israelische Würdenträger und Vertreter des Staates am Vormittag Kränze nieder. An der Zeremonie nahmen Israels Präsident Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teil.

Netanjahu hatte am Vortag der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und dem Iran vorgeworfen, Israel zerstören zu wollen und damit einen neuen Holocaust anzustreben. Vor dem Zweiten Weltkrieg hätten die Staaten und die meisten Juden die von Hitler-Deutschland ausgehende Gefahr aus Angst vor einem neuen Krieg "nicht hören und nicht sehen" wollen, zitierte die Zeitung "Jerusalem Post" aus einer Rede Netanjahus.

So wie der Antisemitismus der Nazis zu lange nicht ernst genommen worden sei, werde heute die iranische Gefahr heruntergespielt. Der Vergleich heutiger Bedrohungen mit dem einzigartigen Verbrechen des Holocaust ist in Israel umstritten.

Yad Vashem begrüßt Äußerungen von Abbas

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat die Judenvernichtung während der NS-Zeit erstmals als das "schlimmste Verbrechen der Neuzeit" bezeichnet. Abbas äußerte sich während eines Treffens mit einem Rabbiner, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Sonntag berichtete. Die Erklärung kam überraschend, weil arabische Regierungschefs sich in der Regel nicht zum Holocaust-Gedenktag in Israel äußern.

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem begrüßte Abbas' neue Äußerungen. "Die Leugnung des Holocaust ist leider in der arabischen Welt und auch unter Palästinensern verbreitet", teilte eine Sprecherin der Einrichtung in Jerusalem mit. Abbas' Worte könnten daher einen Kurswechsel signalisieren. Man erwarte, dass sich dies auch in Webseiten der Palästinenserbehörde, Lehrplänen und im öffentlichen Diskurs spiegeln werde. Netanjahu kommentierte den ungewöhnlichen Schritt, Abbas wolle nur die Weltöffentlichkeit besänftigen.

"Marsch der Lebenden" in Auschwitz

Im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz in Polen nahmen zugleich Tausende junger Israelis und Juden aus aller Welt am "Marsch der Lebenden" teil. Mit dem alljährlichen Schweigemarsch von Auschwitz nach Birkenau, dem eigentlichen Todeslager, wollten sie in diesem Jahr vor allem an die Vernichtung der ungarischen Juden erinnern.

Innerhalb von nur wenigen Monaten waren die meisten der rund 800.000 ungarischen Juden von Mai 1944 an in die Todeslager deportiert worden. Schätzungen zufolge wurden allein in Auschwitz-Birkenau mindestens 375.000 ungarische Juden ermordet.

Knapp sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs leben in Israel noch etwas mehr als 190.000 Holocaust-Überlebende. Die Mehrheit von ihnen überlebte als Minderjährige in Lagern, konnte fliehen oder sich verstecken.

cr / kle (dpa, afp, ape)