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Luftangriffe und Raketenfeuer

Bettina Marx, Tel Aviv10. August 2014

In Gaza sprechen weiter die Waffen. Ein Ende der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas ist nicht in Sicht. Denn nach wie vor ist keine der Konfliktparteien bereit, auf Bedingungen der Gegenseite einzugehen.

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Zerstörte Straße in Rafah am 10.8.2014 (Foto: Ibraheem Abu Mustafa/Reuters)
Bild: Reuters

"Alle Optionen sind auf dem Tisch", sagte der israelische Minister Gilad Erdan mit Blick auf die Lage im Gazastreifen am Samstagabend (09.08.2014). Dies schließe auch eine erneute Bodenoffensive ein. Israel werde nicht dulden, dass der Beschuss mit Raketen und Granaten weitergehe. Die Militäroperation "Tsuk Eitan" sei daher noch nicht beendet worden. Die Forderungen der Hamas nach einer Öffnung des Gazastreifens wies Erdan zurück. Dies sei nicht der richtige Zeitpunkt.

Öffnung des Gazastreifens für Israel derzeit keine Option

"Wenn die Palästinenser bereit sind, über die Entwaffnung des Gazastreifens zu sprechen, dann kann man auch über einen Hafen sprechen und über eine Öffnung des Gazastreifens", wiederholte Erdan noch einmal die Position der israelischen Regierung. Grund für die Blockade sei, dass die Hamas den Staat Israel nicht akzeptiere und ihn vernichten wolle. Israel befürchtet, dass die Hamas eine Öffnung der Grenzen dazu nutzen würde, neue Waffen in den Gazastreifen zu bringen. Diese könnten dann wieder gegen Israel eingesetzt werden.

"Daher gibt es die Blockade", betonte der Minister für Kommunikation. In der momentanen Situation hat ein politisches Programm keine Priorität für die israelische Regierung. "Wir brauchen zunächst ein militärisches Programm, um die Infrastruktur der Hamas zu vernichten und die Ruhe für die Bürger Israels wieder herzustellen", so Erdan. Die Welt habe Verständnis für das Sicherheitsbedürfnis Israels. Deshalb unterstütze sie Israel.

Hamas fordert Ende der Gaza-Blockade

Gilad Erdan (Foto: Menahem Kahana/EPA)
Kommunikationsminister Erdan: "Infrastruktur der Hamas vernichten"Bild: picture-alliance/dpa

Die Fronten zwischen beiden Konfliktparteien sind verhärtet. Auch die islamistische Palästinenserorganisation Hamas behaart kompromisslos auf ihrer Forderung nach einem Ende der israelischen Blockade von Gaza. Ihr Ziel: der Bau eines Seehafens und eines Airports. "Gaza braucht ein Tor zur Außenwelt, ein Tor, das sich unter palästinensischer Herrschaft befinden muss", sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri.

Schon seit den neunziger Jahren hat Israel den Zugang zum Gazastreifen stark eingeschränkt. Bis vor sieben Jahren durften aber wenigstens noch palästinensische Arbeiter den Grenzübergang Erez passieren, um in Israel als Tagelöhner zu arbeiten. Doch dann übernahm die Hamas nach einem gewaltsamen Machtkampf die Kontrolle über Gaza. Seitdem hat Israel den schmalen Küstenstreifen fast vollständig abgeriegelt. Ein- und Ausfuhren werden kontrolliert, der Luftraum mit Drohnen und anderen Systemen überwacht und vor der Küste patrouillieren Marineschiffe.

Weiter Sympathien für die Hamas

Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri (Foto: Mohammed Talatene/APA)
Hamas-Sprecher Abu Zuhri: "Gaza braucht ein Tor zur Außenwelt"Bild: picture-alliance/Iandov

Die Menschen im Gazastreifen fühlen sich eingesperrt und ausgegrenzt. "Unsere Forderungen sind wie die jedes anderen Volkes: Freiheit, Unabhängigkeit und einen Ausgang zur Außenwelt, denn wir leben jetzt wie in einem großen Gefängnis", beklagt ein Bewohner Gazas.

Der palästinensische Menschenrechtsanwalt Raji Sourani, Träger des alternativen Nobelpreises, nennt die Blockade des Gazastreifens ein Verbrechen, das zum größten humanitären Desaster des 21. Jahrhunderts geführt habe. 91 Prozent der Einwohner des Gazastreifens lebten unterhalb der Armutsgrenze, 85 Prozent seien von Lebensmittelhilfe abhängig.

Raji Sourani (Foto: Tom Knudson/rightlivelihood.org)
Menschenrechtsanwalt Sourani: "Eine Nation von Bettlern"Bild: Tom Knutson/Right Livelihood Foundation

"Sie haben aus uns eine Nation von Bettlern gemacht. Sie haben uns rückentwickelt. Wir sind abgeschnitten von der Außenwelt. Das ist eine Schande", sagt Sourani. "Die Israelis tun, was sie wollen und zu jeder Zeit. Sie wissen, dass sie sicher sind. Für sie gibt es keine Verantwortung." Auch wenn die Menschen im Gazastreifen des Krieges müde sind und ein Ende herbeisehnen - Sympathien für die Hamas sind nach wie vor da. "Unsere Kinder sind gestorben, unsere Frauen sind gestorben, unsere Häuser wurden zerstört, wir haben nichts mehr, was wir beweinen könnten", so ein Palästinenser aus Gaza. "Wir werden den Widerstand weiterhin unterstützen bis zum letzten Atemzug."