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Israelischer Jude in Fatah-Spitze gewählt

16. August 2009

Die Palästinenser-Organisation Fatah hat erstmals in ihrer Geschichte einen aus Israel stammenden Juden in ihren Revolutionsrat gewählt. Dieser fordert 'eine gemeinsame Demokratie' für beide Volksgruppen.

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Uri Davis (Foto: AP)
Uri Davis ist der erste israelische Jude in der Führung der FatahBild: AP

Bei dem neuen Führungsmitglied handelt es sich um Uri Davis, einen in Jerusalem geborenen Juden. Davis, der an der El Kuds-Universität im Westjordanland Soziologie lehrt, gehört der Fatah seit 1984 an. Obwohl er einen israelischen und britischen Pass habe, "halte ich mich in erster Linie für einen Palästinenser", erklärte der 66-jährige Professor vor den Fatah-Delegierten. Davis will im Revolutionsrat der Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas alle "nicht-arabischen Aktivisten vertreten, die sich am palästinensischen Kampf beteiligt haben". Der Revolutionsrat ist das zweitwichtigste Gremium nach dem Zentralkomitee der Fatah. Die Bekanntgabe seiner Wahl am Samstag (15.08.2009) wurde mit lautstarkem und langanhaltendem Applaus aufgenommen.

Davis fordert gemeinsame Demokratie mit Palästinensern

Männer in Anzügen sitzen in Kongress-Halle (Foto: AP)
Der Kongress dauerte mehrere Tage länger als geplantBild: AP

Davis engagiert sich seit den 1960er Jahren für das Anliegen der Palästinenser. Zunächst kämpfte er als Menschenrechtsaktivist gegen die Beschlagnahme von Land der arabischen Minderheit in Israel. Mit seinen zunehmend radikaleren Ansichten brachte er über die Jahre jedoch selbst fast die gesamte israelische Linke gegen sich auf. Regelmäßig prangert er Israel als "Apartheidstaat" an, fordert einen Boykott seiner Institutionen sowie die Ersetzung des jüdischen Staats durch einen "demokratischen Staat gemeinsam mit den Palästinensern". Gemeinsam mit seiner palästinensischen Ehefrau lebt Davis im Westjordanland.

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas (Foto: AP)
Präsident Mahmud Abbas sicherte sich auf dem Kongress seine WiederwahlBild: AP

Der 6. Parteitag der Fatah – der erste seit 20 Jahren – war eigentlich bereits am Donnerstag zu Ende gegangen. Allerdings stand die Auszählung der Wahl zum Revolutionsrat, dem Gesetzgebungsorgan der größten Palästinenserorganisation, noch aus. Auf dem Parteitag wurden 19 Mitglieder des 23-köpfigen Zentralkomitees und 80 Mitglieder des aus 128 Parlamentariern bestehenden Revolutionsrates bestimmt. Die mehr als 2000 Delegierten vollzogen beim Zentralkomitee und beim Revolutionsrat einen Generationenwechsel: Von den 80 der 120 Mitglieder, die zur Wahl standen, wurden 70 meist jüngere Kandidaten neu in das Gremium berufen. Unter ihnen waren auch elf Frauen.

Dutzende Tote im Gaza-Streifen

Uniformierte führen Mann ab (Foto: AP)
Der radikale Prediger Musa predigte ein islamisches EmiratBild: AP

Die mit der Fatah konkurrierende Palästinenser-Organisation Hamas ist unterdessen im Gaza-Streifen in gewaltsame Auseinandersetzungen mit Radikalen verwickelt. Die schweren Gefechte zwischen muslimischen Fundamentalisten und Sicherheitskräften der Hamas haben dort mindestens 24 Menschen das Leben gekostet. Während der Kämpfe in Rafah sprengte sich der Führer der radikalislamischen Gruppe Dschund Ansar Allah, Abdel Latif Mussa, nach Hamas-Angaben in die Luft. Er hatte beim Freitagsgebet ein islamisches Emirat ausgerufen und damit die Hamas herausgefordert, die seit gut zwei Jahren im Gazastreifen herrscht. (rri/dpa/afp/AP)