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Ist das der neue Kapitän?

Tobias Oelmaier28. März 2016

Während Co-Trainer Thomas Schneider vor der Presse eine schlechte Figur macht, schlägt sich Aushilfs-Kapitän Sami Khedira bestens - und untermauert Ansprüche auf eine Dauerrolle mit der Binde. Nicht nur gegen Italien.

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Sami Khedira PK Pressekonferenz Deutsche Fussball Nationalmannschaft
Bild: picture-alliance/dpa/M. Gilliar

Lässig sitzt er da bei der Pressekonferenz des Deutschen Fußballbundes in München vor dem Freundschaftsspiel gegen Italien (Dienstag, 20:45 MESZ im DW Audio-Livestream). Frischt geduscht, ausgeruht. Kein Wunder, hat er doch den freien Ostersonntag auf der Couch bei seiner Familie in Stuttgart verbracht. Sami Khedira erwidert die Blicke der Journalisten aufmerksam, begleitet seine Antworten mit einem souveränen Lächeln. "Die Engländer haben uns die Augen geöffnet", sagt er über die 2:3-Niederlage beim Spiel am vergangenen Samstag in Berlin, in dem er das DFB-Team als Kapitän aufs Feld geführt hatte. "Nach dem 2:0 haben wir den Betrieb eingestellt, nicht komplett, aber um zwei oder drei Prozent. Und die haben dann am Ende gefehlt."

Dabei hätten sie noch im Januar mit der Mannschaft zusammengesessen und resümiert, dass die letzten anderthalb Jahre "nicht so rund gelaufen" seien, speziell in der Qualifikation. Und sie seien sich bewusst gewesen, dass sie die letzten beiden Tests vor der unmittelbaren EM-Vorbereitungsphase nicht verlieren sollten. Vor allem an der Abstimmung im Mittelfeld habe es gehapert. "Dabei haben wir auf dem Spielfeld miteinander gesprochen. Aber es gibt solche Tage... Und die Engländer haben es gut ausgenutzt", versucht Khedira den Rückschlag des Weltmeisters zu erklären. Und er nennt sogar Namen: "Mit Antonio Rüdiger und Jonathan Tah in der Innenverteidigung hat es noch nicht so gut geklappt. Kein Vorwurf an die beiden, aber die Kompaktheit fehlt noch."

Sprachrohr und Ansprechpartner

Khedira, inzwischen 28 und sichtlich gereift durch seine Engagements in Spanien und Italien, gibt sich klar und doch verbindlich. Ein echter Kapitän. Auch wenn er die neue Rolle herunterzuspielen versucht. "Es ist eine Ehre, die deutsche Mannschaft aufs Feld zu führen", sagt der Vertreter des am Knie verletzten Bastian Schweinsteiger artig. "Jeder, der Basti abschreibt, macht einen großen Fehler." Auch, wer danach die Binde trägt, sei nicht so wichtig. "Wichtig ist, was im Team passiert. Wir haben mit Manuel Neuer, Mats Hummels, Toni Kroos, Thomas Müller und Jerome Boateng wichtige Spieler, deren Stimme zählt", und bringt am Ende dann auch noch sich ins Spiel.

Dass er nicht nur nach Außen wirkt machen seine Kommentare zu Teamkollegen Mario Götze deutlich. Er habe lange mit dem Bayern-Reservisten gesprochen, erzählt Khedira. "Ich war damals bei Real Madrid in ähnlicher Situation wie er. Er ist sehr klar, arbeitet viel, weiß, was er kann, hat Selbstvertrauen, auch wenn er bei Bayern wenig spielt. Er fordert trotzdem Bälle, arbeitet an sich und bekommt hier Unterstützung von der Mannschaft." Und von seinem Kapitän.

Ein mundfauler Co-Trainer

Zuvor war ein schmallippiger, unsicherer, genervt wirkender Co-Trainer Thomas Schneider ans Mikrofon getreten. Immer wieder zucken seine Mundwinkel. Viel mehr, als dass er am Morgen mit Familie und Hund im Englischen Garten spazieren war, erfährt die Öffentlichkeit nicht von ihm. Fragen zur Aufstellung laufen ins Leere. Plattitüden stattdessen: "Wir wollen mit einem guten Ergebnis gegen Italien in die Pause bis zur Vorbereitung gehen", sagt er. Die Italiener seien "in Frühform, fast schon komplett in allen Bereichen, das hat man gegen Spanien gesehen. Sehr flexibel, sehr schwer zu bespielen." In Standardsituationen wolle man dann Mann gegen Mann spielen.

Länderspiel Deutschland - England Joachim Löw Thomas Schneider
Löws rechte Hand: Thomas Schneiders PK-Auftritt bringt keine neuen ErkenntnisseBild: picture-alliance/dpa/A. Hilse

Wer das dann tun soll? Keine Antwort. Auch nicht in der Kapitänsfrage. Das Khedira die Binde weiter trage, sei "nicht in Stein gemeißelt". Na dann.