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"Natürlich haben wir sehr viel Angst gekriegt"

Tom Stevenson, Istanbuk / dch19. März 2016

Bei der Bombenexplosion im Stadtzentrum der türkischen Metropole starben mindestens fünf Menschen. Die Straßen der sonst so quirligen Großstadt sind nach dem Anschlag wie ausgestorben. Von Tom Stevenson, Istanbul.

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Absperrung nach Anschlag in Istanbul - Foto: Tom Stevenson (DW)
Bild: DW/T. Stevenson

Helikopter kreisen tief über den Dächern der Innenstadt, die Polizei ist mit einem massiven Aufgebot vort Ort, hatte schon kurz nach dem Anschlag die Hauptgeschäftsstraße abgeriegelt. Immer noch hängt der Geruch der Explosion über der Stadt.

"Wir haben eine Explosion gehört und kurz darauf war auch schon die Polizei vor Ort und hat alles abgeriegelt. Natürlich haben wir sehr viel Angst gekriegt", sagt Jacob, der Manager eines kleinen Kebab-Restaurants. Sein Lokal liegt nur wenige Schritte vom Tatort entfernt. Das Einkommen tausender Menschen hänge vom Leben in dieser Straße ab. "Diese Angriffe hören einfach nicht auf und ehrlich gesagt sollten wir uns nicht darüber wundern", so Jacob. "Die Armee kämpft im Südosten der Türkei gegen die Kurden und bringt dadurch unzählige Menschen gegen sich auf." Der Restaurantmanager ist sauer: "Die müssen einfach damit aufhören: Gewalt erzeugt nur Gegengewalt".

"Sie wollen den Türken Angst einjagen"

Der jetzige Anschlag kommt nur eine Woche nachdem die türkische Hauptstadt Ankara von einem massiven Terrorangriff erschüttert wurde. Dem Attentat dort, zu dem sich die "Freiheitsfalken Kurdistans" bekannten, fielen 37 Menschen zum Opfer. Die "Freiheitsfalken Kurdistans" sind eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Als Begründung für ihre Taten führte die Gruppe die türkischen Militäreinsätze im kurdischen Südosten an. Parallel drohte sie mit weiteren Anschlägen.

Polizeieinsatz in Istanbul nach Selbstmordattentat - Foto: Murad Sezer (Reuters)
Polizeieinsatz in Istanbul nach Selbstmordattentat: Mehr Anschläge trotz der massiven Präsenz von SicherheitskräftenBild: Reuters/M. Sezer

"Sie wollen den Türken mit diesen Anschlägen Angst einjagen. Wir aber werden uns nicht einschüchtern lassen", so Nurman Kurtulus, der türkische Vizepremierminister in einem Statement kurz nach den Anschlägen am Samstag. In einem geheimen Dokument, welches der DW vorliegt, warnten die Sicherheitsbehörden vor einer erhöhten Terrorgefahr an diesem Wochenende und rund um das "Newroz"-Fest. Das kurdische Neujahrsfest fällt dieses Jahr auf den 21. März und wird traditionell zu politischen Kundgebungen und Protesten genutzt.

Erst vor wenigen Tagen, am 17. März, wurden die deutsche Botschaft in Ankara, das Generalkonsulat in Istanbul sowie die deutsche Schule kurzzeitig geschlossen. Grund dafür waren Warnungen aus deutschen Sicherheitskreisen. Die deutsche Schule liegt ganz in der Nähe des jetzigen Anschlagsortes.