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Als Orang-Utan diffamiert

14. Juli 2013

Wieder steht Italien wegen Rassismus im Fokus. Nachdem dunkelhäutige Fußballstars schon mit Bananen beworfen wurden, ist jetzt Integrationsministerin Cécile Kyenge erneut zum Ziel rassistischer Beleidigung geworden.

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Porträt Cecile Kyenge (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Der Vorfall hat einen Sturm der Entrüstung in Italien ausgelöst. Regierungschef Enrico Letta nannte die Bemerkung "unentschuldbar". Andere Politiker forderten sogar den Rücktritt von Senator Roberto Calderoli.

Der Lega Nord-Politiker hatte bei einem Treffen seiner rechtspopulistischen Partei gesagt, Integrationsministerin Cécile Kyenge habe Ähnlichkeiten mit einem Orang-Utan.

In seiner Rede im nördlichen Treviglio bei Bergamo hatte er die Politik der aus dem Kongo stammenden Ministerin kritisiert. Sie könne schon Ministerin sein, dann aber "in ihrem Land", hatte Calderoli auf ihre Herkunft angespielt.

Calderoli (Foto: AP Photo/Alessandra Tarantino, File)
Für Roberto Calderoli ist alles ein MissverständnisBild: AP

"Das sprengt jeden Rahmen"

Regierungschef Letta von der Demokratischen Partei sagte in einer offiziellen Erklärung, eine solche Äußerung könne nicht hingenommen werden. Sie sprenge jeden Rahmen. Zugleich sagte er der Ministerin seine "Solidarität und Unterstützung" zu.

Senatspräsident Pietro Grasso verlangte von Calderoli, der auch stellvertretender Senatspräsident ist, sich bei Kyenge persönlich zu entschuldigen. Calderoli sprach derweil sein Bedauern aus und erklärte, seine Bemerkungen seien als Teil einer breit angelegten politischen Parteitagsrede zu verstehen.

Ministerin Kyenge wandte sich nicht direkt an Calderoli. Der Nachrichtenagentur Ansa sagte sie lediglich: "Ich nehme Calderolis Äußerungen nicht persönlich, aber sie machen mich traurig wegen des Bildes, das sie von Italien vermitteln."

Immer neue Provokationen

Calderoli ist als Provokateur bekannt. 2006 musste er wegen islamfeindlicher Hetze als Reformminister der damaligen Regierung Silvio Berlusconi zurücktreten.

Kyenge, eine aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Augenärztin, ist bereits seit ihrem Amtsantritt in diesem Jahr Zielscheibe zahlreicher rassistischer Angriffe geworden. Dabei tut sich insbesondere die Lega Nord hervor, die mit Berlusconis Volk der Freiheit (PdL) verbündet ist, sich derzeit aber in der Opposition befindet.

Im Sport haben mehrere derartige Vorfälle bereits für Negativschlagzeilen gesorgt. Zuletzt noch im Mai, als bei einem Fußballspiel zwischen dem AC Milan und dem AS Rom Mailands dunkelhäutiger Stürmer Mario Balotelli von römischen Fans mit rassistischen Schmähgesängen beleidigt wurde.

Im Februar war der aus Ghana stammende Spieler im Stadtderby gegen Inter Mailand mit Pfiffen und Buhrufen empfangen worden. Einige der Fans von Inter Mailand warfen aufblasbare Bananen auf das Spielfeld, um den 22-Jährigen Spieler zu provozieren.

Boateng (l.) und Balotelli (Foto: REUTERS)
Wiederholt von rassistischen Fans angegriffen: Mario Balotelli (r.) und Kevin-Prince BoatengBild: Reuters/Alessandro Garofalo

Bei einer Testpartie gegen einen Viertligisten im Januar hatte der ebenfalls dunkelhäutige AC Mailand-Spieler Kevin-Prince Boateng aus Protest gegen andauernde rassistische Schmährufe gegen ihn das Spielfeld verlassen.

uh/ml (afp,dpa, rtr)