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It's a No-No

5. Januar 2003

Überall sind Produkte aus den USA zu haben - auch in der arabischen Welt. Dort jedoch werden sie aus Protest gegen die Nahost- und Irak-Politik Washingtons zunehmend boykottiert.

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McDonalds ist nicht in jedem Land gleichermaßen beliebtBild: dpa

Ein Mann trinkt in einem McDonald's-Restaurant eine Coca-Cola, isst einen Hamburger und raucht eine Marlboro-Zigarette. Die Heinz-Ketchup-Flecken in seiner Levi's-Jeans entfernt er mit Ariel-Waschmittel - ein Szenario, wie es in der ganzen Welt vorstellbar ist. Nicht so in Ägypten: Dort will das "Egyptian Committee for Boycott" dafür sorgen, dass die Landsleute kein Ariel mehr kaufen - das Waschmittel sei schließlich nach Israels Premier Ariel Scharon benannt und damit Ausdruck einer "pro-israelischen Einstellung". "Völliger Unsinn", entgegnet der Hersteller Procter & Gamble. "Ariel ist benannt nach dem Luftgeist aus Shakespeares 'Der Sturm'."

Wunden schneiden ins eigene Fleisch?

Diese Art von Kaufverweigerung ist nichts Neues, aber diesmal rechnen die Lizenznehmer und Firmenvertreter in den arabischen Staaten mit besonders starken Auswirkungen. "Die neue Protestwelle wird eine Katastrophe", sagt Mahmud el Kaissuni. Der Manager arbeitet für einen ägyptischen Industrieverband, der 22 Fastfood-Ketten vertritt. Bei diesen entlädt sich regelmäßig der Unmut gegen die USA.

In mehr als 550 Schnellrestaurants in Ägypten ging der Umsatz etwa im vergangenen April um 20 Prozent zurück, Ende Juni lagen die Umsatzeinbußen bei 65 Prozent. Erst im Oktober und November 2002 normalisierten sich die Einnahmen zunächst wieder. Kaissuni zufolge schaden die Boykotte in erster Linie Ägyptern. Denn viele US-Franchise-Unternehmen - etwa McDonald's - werden von arabischen Unternehmern betrieben, und Produkte wie Coca-Cola werden von einheimischen Firmen in Lizenz hergestellt. Doch es geht auch anders.

Hauptsache "von uns"!

Die Alternativen kommen aus einheimischer Produktion: In der West Bank zum Beispiel wird Star Cola hergestellt. Der Iran produziert Zam Zam Cola. Zam Zam schmeckt süßlicher als die original amerikanische Cola, wird aber offenbar gerne genommen. Supermärkte im Irak, in Bahrain und Saudi-Arabien haben das Gebräu gelistet. Benannt ist Zam Zam Cola nach einer heiligen Quelle in Mecca. A propos Mecca: Ein tunesischer Geschäftsmann hat ungeahnten Erfolg mit einem Getränk namens Mecca-Cola. Zehn Prozent der Einnahmen sollen an palästinensiche Hilfsfonds gehen, verspricht die Internetseite der Firma, die das politisch korrekte islamische Getränk demnächst im Maghreb, Frankreich und Deutschland vertreibt.

"Schwarze Liste" droht für alle westlichen Produkte

Angestoßen wurde der Boykott zunächst nach Beginn des zweiten Palästinenseraufstandes im Herbst 2000. Nach der Wiederbesetzung des Westjordanlandes durch Israel im März 2001 kam eine zweite Boykott-Welle, die nach einigen Monaten aber wieder abebbte. Mit der Zuspitzung des Irak-Konflikts wächst jedoch die Ablehnung der Waren aus Übersee.

Ende Januar wollen die zusammengeschlossenen Basisorganisationen aus Ägypten, Jordanien, Syrien, Libanon, Bahrein und den Arabischen Emiraten in Damaskus eine Konferenz einberufen. Dort soll nach Angaben von Kampagnen-Manager Abdelasis el Husseini eine Strategie entwickelt werden, wie alle Produkte aus den USA, Israel und Großbritannien wirkungsvoll boykottiert werden können. Schwarze Listen mit Namen von US-Firmen und Produkten sind bereits wieder im Umlauf. (arn)