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"Ivan" tobt über südlichen US-Staaten

Wim Abbink16. September 2004

Nach seinem tödlichen Zug durch die Karibik hat der Hurrikan "Ivan" nun auch in den USA erste Menschenleben gefordert. Hunderttausende sind auf der Flucht. Derweil wütet ein weiterer Tropensturm: "Jeanne".

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Gefährliches Naturschauspiel: Panama City Beach, FloridaBild: AP

"Ivan" steuerte die Küste am Donnerstag (16.09.2004) mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Stundenkilometern an und traf mit voller Wucht auf das Festland. US-Präsident George W. Bush hat wegen des Hurrikans für weitere Bundesstaaten im Süden der USA den Notstand ausgerufen. Betroffen sind Alabama, Louisiana und Mississippi. Zuvor war schon Florida zum Katastrophengebiet erklärt worden.

Bei dem Wirbelsturm handelt es sich um den sechstgrößten je in den USA gemessenen Hurrikan. Seine Ausläufer waren am stärksten entlang eines 644 Kilometer breiten Küstenstreifens zu spüren: Der Tropensturm peitschte meterhohe Flutwellen ans Land, die Häuser wegrissen und Wassermassen tief ins Landesinnere trieben. Hunderttausende sind ohne Strom.

Mindestens 12 Menschen starben, als mehrere von "Ivan" ausgelöste Folge-Tornados zahlreiche Häuser teils oder ganz niederrissen. Das Zentrum des Wirbelsturms befand sich zu diesem Zeitpunkt noch etwa 160 Kilometer von der Golfküste entfernt. Insgesamt soll der Hurrikan im Karibikraum mindestens 77 Menschen das Leben gekostet haben.

New Orleans in Angst

Die Südstaaten-Metropole New Orleans lag nun doch nicht, wie befürchtet, auf dem direkten Kurs von "Ivan". Der unter Meeresniveau liegenden Stadt am Mississippi-Delta droht jetzt aber eine giftige Flut aus Abwasser, Chemikalien und schmutzigem Fluss-Wasser. "Ivan" zog östlich der Stadt ins Landesinnere und schwächte sich dabei leicht ab.

Hurricane Ivan
Ivan nimmt Kurs auf Alabama und MississippiBild: AP

Im Golf von Mexiko, wo rund ein Viertel des Erdgases und Öls der USA gefördert wird, schlossen die Energieunternehmen inzwischen ihre Plattformen und brachten Tausende Mitarbeiter in Sicherheit. Versicherungsexperten gingen davon aus, dass "Ivan" in den USA bis zu zehn Milliarden Dollar (etwa 8,2 Milliarden Euro) allein an durch Policen gedeckte Schäden verursachen wird - die Ausfälle der US-Ölindustrie nicht mitgerechnet.

Neue Sturmwarnungen

Hurrikan Ivan, Zuschauer beobachtet die Brandung
Rette sich, wer kannBild: AP

Seit mehr als einer Woche wütet "Ivan" in der Karibik. Bisher hat der Wirbelsturm dort mindestens 68 Menschenleben gefordert und schwere Verwüstungen angerichtet. Jamaika und Grenada waren besonders betroffen. Auch auf Kuba wurden zahlreiche Bäume entwurzelt und Straßen überflutet.

Und die Serie der Hiobsbotschaften reißt nicht ab: Nach den Hurrikans "Charley", "Frances" und "Ivan" hat sich ein neuer tropischer Sturm in der Nähe von Puerto Rico zusammengebraut. "Jeanne" beschleunigte auf knapp 130 Kilometer pro Stunde und gilt damit als Hurrikan. Dort kamen bisher zwei Menschen ums Leben.

Immer mehr Wirbelstürme

Seit 1995 beobachten Wetterforscher jährlich doppelt so viele große Hurrikane im tropischen Atlantik vor Amerika wie in den 30 Jahren zuvor. Einen einfachen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Sturmkatastrophen sehen Experten wie der Hurrikan-Forscher William Gray von der Colorado State University jedoch nicht.

Nach Ansicht Grays ist eine großflächige Umwälzung der Ozeane Ursache der Wirbelstürme. Die Unterschiede in Temperatur und Salzgehalt des Wassers verursachten wiederkehrende Sturmperioden, die dann 30 bis 40 Jahre andauern. Nach Grays Ergebnissen dauerte die letzte Sturm-Phase von 1925 bis 1965: "Und 1995 ging es wieder los. Wir werden viel Land untergehen sehen in den nächsten Jahren."

Hurrikan Ivan
Alles dicht: Maßnahmen gegen die Zerstörung in FloridaBild: AP