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IWF-Chefin Lagarde beerbt sich selbst

11. Februar 2016

Sie war maßgeblich an den harten Verhandlungen mit Griechenland beteiligt. In ihrem Heimatland Frankreich ist sie unter Druck. Doch nun steht einer zweiten Amtsperiode von Christine Lagarde nichts mehr im Wege.

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IWF-Chefin Christine Lagarde (Archivbild: AP Photo/Rodrigo Abd)
"Umsichtige Krisenmanagerin": IWF-Chefin Christine Lagarde (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/R. Abd

Die französische Ex-Ministerin Christine Lagarde hat gute Aussichten auf eine zweite Amtszeit als Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Es gebe keinen Gegenkandidaten, sagte eine IWF-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Frist für Nominierungen war am Mittwoch abgelaufen.

Seit 2011 ist Lagarde die erste Frau an der Spitze der globalen Finanzorganisation. Ihr Vertrag läuft bis Anfang Juli. Die endgültige Ernennung für eine zweite Amtszeit soll bis Anfang März in trockenen Tüchern sein.

Juristischer Schatten

Allerdings liegt noch ein juristischer Schatten über ihrer Kandidatur: Im Dezember hatte ein Gericht in Paris entschieden, dass Lagarde wegen ihrer Rolle im Zuge einer 400-Millionen-Euro-Zahlung an den Unternehmer Bernard Tapie ein Verfahren droht. Im fraglichen Zeitraum war Lagarde französische Finanzministerin. Sie wehrt sich gegen die Vorwürfe und versicherte mehrfach, sie habe stets gesetzestreu im Interesse des Staates gehandelt.

Bei ihrer Nominierung hatte die 60-Jährige die Unterstützung der deutschen Bundesregierung. "Frau Lagarde war in den schwierigen Zeiten nach der Finanzkrise eine umsichtige und erfolgreiche Krisenmanagerin, die ganz wesentlich zu dem hohen Ansehen des IWF beigetragen hat", hieß es aus dem Finanzministerium in Berlin.

Synchronschwimmerin mit langem Atem

Lagarde gilt als gut vernetzte, geschickte Verhandlerin. Als frühere Synchronschwimmerin hat sie im doppelten Sinn einen langen Atem. Vor ihrer Laufbahn beim IWF machte sie als Rechtsanwältin Karriere: Von 1999 bis 2004 leitete sie die US-Kanzlei Baker & McKenzie.

Der Internationale Währungsfonds mit Sitz in Washington ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Er hilft vor allem hoch verschuldeten Ländern mit Darlehen aus Finanzengpässen. Zuletzt war der IWF in der Griechenland-Krise in den Schlagzeilen. Gemeinsam mit EU und Europäischer Zentralbank war er Teil der sogenannten Troika. Viele Griechen werfen dem IWF vor, zu harte Bedingungen für die Gewährung von Krediten zu stellen.

Von 2000 bis 2004 hatte der spätere Bundespräsident Horst Köhler den IWF geleitet. Deutschland ist nach den USA und gemeinsam mit Japan einer der größten Anteilseigner des Fonds, dem insgesamt 188 Länder angehören. Laut ungeschriebenen Regeln stellen die Europäer den Chef des IWF und die USA den der Weltbank. In vielen Schwellenländer wird dies inzwischen allerdings kritisiert.

jj/cr (dpa, afp, rtr)