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IWF-Chefin mahnt Deutschland

18. April 2017

In dieser Woche treffen sich Weltbank und IWF zu ihrer Frühjahrstagung. Vorsichtig richtet IWF-Chefin Lagarde schon mal den Finger Richtung Deutschland - wieder geht es um die Leistungsbilanz des Exportriesen.

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Deutschland IWF Lagarde in Berlin
IWF-Chefin Christine Lagarde unlängst in BerlinBild: Reuters/H. Hanschke

Der Exportüberschuss der Deutschen ist der Chefin des Internationalen Währungsfonds ein Dorn im Auge. Zwar sei es legitim für ein Land mit alternder Bevölkerung wie Deutschland, auf Exportüberschüsse zu zielen, so Lagarde. "Vier Prozent mögen vielleicht gerechtfertigt sein, acht Prozent sind es nicht", sagte die IWF-Chefin mit Blick auf die Höhe des Überschusses in der Leistungsbilanz in einem Interview mit großen europäischen Zeitungen.

Im vergangenen Jahr erreichten die deutschen Exporte in die Welt mit einem Wert von 1,20 Billionen Euro einen Rekord. Die Importe hatten einen Wert von 954,6 Milliarden Euro. Wenn ein Land deutlich mehr Waren ins Ausland verkauft als es selbst einkauft, spricht man von einem Exportüberschuss oder Handelsbilanzüberschuss.

"Nicht mehr tragbar"

Deutschland hat seit Jahren einen Exportüberschuss. Das wird international immer wieder kritisiert, auch von Seiten der neuen US-Regierung oder der EU-Kommission. Zuletzt hatte sich auch der französische Präsidentschaftsbewerber Emanuelle Macron kritisch geäußert und die deutsche Exportstärke als "nicht mehr tragbar" bezeichnet.

IWF-Chefin Lagarde forderte Deutschland in dem Interview, das die Tageszeitung "Die Welt" am Dienstag brachte, jetzt erneut auf, mehr in die eigene Infrastruktur zu investieren. "Wir empfehlen noch weitere Investitionen dieser Art, zum Beispiel in mehr Breitbandtechnologie", so Lagarde. "Positiv ist jedoch, dass Deutschland bereits investiert – die Finanzierung der Flüchtlinge inbegriffen." Es sei aber ein langsamer Prozess, sagte die IWF-Chefin.

Besorgt äußerte sich Lagarde wegen der am kommenden Sonntag beginnenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Sie dürfe "als Direktorin des IWF über Frankreich leider nicht viel sagen", sagte sie. "Doch es gibt ganz eindeutig eine wachsende Besorgnis über den unsicheren Wahlausgang dort."  Auch der Internationale Währungsfonds blicke mit Sorge auf die Wahlen.  

"Wachsende Besorgnis"

Einige Ideen während des Wahlkampfs zielten auf das Zerbrechen der derzeitigen Strukturen der Europäischen Union hin. Je früher diese Unsicherheit beseitigt werde, desto besser sei dies für die Wirtschaft in Europa und in der Welt. Bei der Wahl am Sonntag zeichnet sich ein enges Rennen ab. Am wahrscheinlichsten bleibt, dass Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National und der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron bei der ersten Runde vorn liegen. Die Stichwahl findet am 07. Mai statt.

Der Währungsfonds stellt später an diesem Dienstag erstmals nach Amtsantritt von US-Präsident Trump seinen Bericht zur Lage der Weltwirtschaft vor. Der IWF hatte in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass die protektionistischen Tendenzen der Trump-Regierung mittelfristig zum Hemmnis für die Konjunktur werden könnten. Zumindest kurzfristig wird jedoch mit positiven Effekten und einer leichten Erholung der Weltwirtschaft gerechnet.

ar/hg (dpa, rtr)