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James - neue Schlüsselfigur der Bayern?

Jörg Strohschein aus Gelsenkirchen
20. September 2017

Bei seinem ersten Bundesligaeinsatz in der Startelf des FC Bayern zeigt James Rodriguez, dass er mit seiner Flexibilität und seinen technischen Fähigkeiten dem Spiel der Münchner deutlich mehr Optionen verleihen kann. 

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James Rodriguez
Bild: Imago/Eibner/R. Thienel

Ein paar nette Worte und Grüße wollte James Rodriguez noch in die kolumbianische Heimat senden. Schließlich war ein südamerikanischer Fernsehsender extra nach Gelsenkirchen gekommen, um den 26-Jährigen genau zu beobachten. Frisch geduscht, mit viel Gel im Haar und einem breiten Grinsen erledigte der Mittelfeldspieler des FC Bayern München sichtlich zufrieden seine angenehme Pflicht. Schließlich hatte James beim 3:0 Auswärtssieg des Rekordmeisters beim FC Schalke 04 kurz zuvor sein bestes Spiel für die Münchener absolviert.

Dass James sich dann auch noch zu seiner Leistung in den deutschen Medien  äußerte, war ebenfalls einer dieser seltenen und besonderen Momente, seitdem er bei den Münchenern unter Vertrag steht. "Ich freue mich, dass die Mannschaft gewonnen hat, ich bin aber auch zufrieden mit mir. Ich bin auch sehr froh, meinen ersten Treffer im Trikot des FC Bayern erzielt zu haben", teilte der Mann des Gelsenkirchener Abends mit. Und so beschwingt und heiter er sich nach den 90 Minuten gab, so leichtfüßig agierte er zuvor auch auf dem Fußballfeld.

Ancelotti: "Er hat sehr mannschaftsdienlich gespielt"

Bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga hatte James in einer ohnehin äußerst engagierten und besonders spielfreudigen Münchener Mannschaft den Unterschied ausgemacht. Die Treffer von Robert Lewandowski (1:0) und Arturo Vidal (3:0) hatte der Mittelfeldspieler mit viel Geschick und vor allem einem außergewöhnlichen Ballgefühl vorbereitet. Das zwischenzeitliche 2:0 erzielte er gleich selbst - mit seinem ersten Torschuss in der Bundesliga überhaupt. Dass die präzise Flanke auf Thomas Müller, der mit seinem Kopfball nur den Torpfosten traf, auch vom Kolumbianer stammte, wunderte in der Schalker Arena zudem niemanden mehr.

Sein erstes Bundesligator: James Rodriguez macht den zweiten Treffer für die Bayern.
Bild: picture alliance/dpa/Revierfoto

"Er hat sehr gut und vor allem mannschaftsdienlich gespielt", sagte FCB-Trainer Carlo Ancelotti. "Es war aber auch zu sehen, dass er körperlich noch nicht bei 100 Prozent ist." Knapp elf Kilometer war James gegen die Schalker gelaufen. Vor allem aber war er einer der Taktgeber des Offensivpressings der Münchener, wenn es darum ging, den Spielern des Ruhrgebietklubs möglichst schnell einen verlorenen Ball wieder abzunehmen.

James stiftet bei Schalkern Verwirrung

Lediglich in der eigenen Hälfte, als er sich dann und wann auf defensive Zweikämpfe einlassen musste, hatte James noch so seine Probleme, dagegenhalten zu können, was wohl auch noch am Trainingsrückstand des Kolumbianers liegt. James war mit einer Oberschenkel-Verletzung in der Saisonvorbereitung mehrere Wochen ausgefallen. Die großen Stärken des James Rodriguez liegen allerdings seit jeher in der Offensive, was er eindrucksvoll unter Beweis stellte.  

James zog es von der rechten Seite immer wieder ins Zentrum, wo er im Wechselspiel mit Thomas Müller häufig Verwirrung und Unruhe bei den Schalkern stiftete und sein Passspiel einsetzen konnte. "Die Abläufe haben dieses Mal gestimmt, vielleicht anders als in den Spielen zuvor", sagte Thomas Müller und spendierte seinem Nebenmann damit ein verstecktes Lob, weil auch Müller sich sichtlich wohlfühlte in dieser taktischen Konstellation. "Er ist ja auch kein reiner Flügelspieler und es zieht ihn immer wieder in die Halbräume", sagte Müller.

Viele Ballkontakte

James' Mitspieler suchten den Kolumbianer auf dem Feld, wann immer es ging. Mit 97 Kontakten war er nach Verteidiger Rafinha am häufigsten am Ball. Mit dieser Spielweise unterscheidet sich James Rodriguez deutlich von Arjen Robben, auf dessen angestammter Position der Kolumbianer agierte. Robben hat seine Vorzüge eher im Tempodribbling und im Torabschluss.

Während die Laufwege des Niederländers auf der rechten Außenbahn zumeist vorgezeichnet sind und er diese Position kaum einmal verlässt, verleiht James dem Bayern-Spiel mehr Flexibilität und Unberechenbarkeit. Der Kolumbianer entscheidet eher situativ, ob und wann er nach Innen zieht oder ob er doch auf der Seite bleibt.

Nicht zufällig hatte Ancelotti bei der Verpflichtung von James, mit dem er bereits bei Real Madrid zusammengearbeitet hatte, gesagt: "Er kann rechts, links oder zentral spielen. Er ist ein fantastischer offensiver Mittelfeldspieler. Wir werden die beste Position für ihn finden und damit besser werden."

Entscheidender Baustein

James könnte, wenn er seine volle Leistungsfähigkeit in den nächsten Wochen erreicht, der entscheidende Baustein werden, damit die Bayern auch im internationalen Wettbewerb, der Champions League, deutlich weiter als zuletzt vorstoßen können. 

James' Unberechenbarkeit auf höchstem spielerischem Niveau gibt Ancelotti und den Bayern ein neues und hochwertiges Mittel im Kampf um die europäische Krone an die Hand. Allein deshalb dürften alle Verantwortlichen in München sehr froh sein, dass der Kolumbianer so langsam richtig in Schwung zu kommen scheint.