Jan Seghers: Die Braut im Schnee
9. Dezember 2005Eine junge Zahnärztin wird an einem Winterabend brutal in ihrem Haus am Mainufer in Frankfurt-Oberrad ermordet. Kommissar Robert Marthaler ahnt, dass die Tat auf irgendeine Weise mit der Biografie des allein lebenden Opfers zu tun haben muss. Erst beim zweiten Mord sieht der Ermittler etwas klarer, doch dann wird der wenig diplomatische Marthaler wegen eines Wutanfalls auf einer Pressekonferenz von dem Fall entbunden.
Hinter dem Pseudonym des Autors, Jan Seghers, verbirgt sich der als Romancier und Essayist bekannt gewordene Schriftsteller Matthias Altenburg. Nach dem erfolgreichen Seghers-Erstling "Ein allzu schönes Mädchen" im vergangenen Jahr darf Einzelgänger Marthaler, ein altmodischer Mensch mit Liebe zur klassischen Musik und Hang zum Übergewicht, seinen zweiten Fall lösen.
Erinnerungen an Mankell
Der Stil des Buchs und auch die Brutalität der Morde erinnert dabei wieder an Bücher von Henning Mankell, von dessen Kommissar Wallander sich Altenburg zum Schreiben von Krimis inspirieren ließ, wie er selbst sagt. Wie seinem schwedischen Vorbild gelingt auch Altenburg eine atmosphärisch-dichte Geschichte - mit viel Frankfurter Lokalkolorit.
Gut ist der versierte Erzähler Altenburg als Jan Seghers vor allem in den Parallel-Handlungen, wenn es zum Beispiel um Marthalers Beziehungen zu den Kollegen im Präsidium geht oder um das Verhältnis zu seiner tschechischen Freundin Tereza. Doch bei der Täter-Opfer-Psychologie bleibt Seghers wie bereits im ersten Marthaler-Buch eher an der Oberfläche. Aber spannend ist der Krimi - der bis zum Schluss voller Überraschungen steckt.
Jan Seghers
Die Braut im Schnee
Wunderlich, 2005
ISBN 3-8052-0808-1
EUR 19,90