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Japaner gedenken der Tsunami-Opfer

11. September 2011

Ein halbes Jahr nach der verheerenden Erdbeben-, Tsunami- und Atom-Katastrophe wurde in Japan der Opfer gedacht. Überschattet wurden die Zeremonien vom Rücktritt des neuen Wirtschaftsministers Yoshio Hachiro.

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Ein Mann betet vor einem Blumenstrauß und den Trümmern eines Schiffs (Foto:Kyodo News/dapd)
Bild: Kyodo News/AP/dapd

In der Hafenstadt Minamisanriku, deren Küstengebiete am 11. März von der 15 Meter hohen Flutwelle weggespült wurden, versammelten sich am Sonntag (11.09.2011) zahlreiche Menschen zu Trauerveranstaltungen. Ähnliche Zeremonien gab es auch in vielen anderen Gemeinden im am schwersten betroffenen Nordosten des Landes.

Am 11. März hatten ein Erdbeben der Stärke 9,0 und eine nachfolgende gigantische Flutwelle verheerende Schäden angerichtet. Nach jüngsten Berichten kamen etwa 15.800 Menschen ums Leben, mehr als 4000 gelten noch immer als vermisst. Im Atomkraftwerk Fukushima kam es infolge der Naturkatastrophe in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze und damit zum schlimmsten Atomunglück seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986.

Viele Trümmer sind beseitigt

Ein halbes Jahr später sind die Trümmer weitgehend geräumt oder zumindest sortiert. Die Mehrzahl der Obdachlosen konnte aus ihren Notunterkünften in Übergangswohnungen umziehen. Soweit die positive Bilanz.

Aber noch immer leben mehr als 80.000 Japaner in Evakuierungszentren oder bei Verwandten. Im Katastrophengebiet erstrecken sich nach wie vor riesige Schlammfelder, wo einst Häuser und Geschäfte standen. Der Wiederaufbau des Gebietes wird voraussichtlich mehrere hundert Milliarden Euro kosten und etwa ein Jahrzehnt dauern.

Die Angst vor Verstrahlung wächst

Aus der Atomruine Fukushima entweicht nach wie vor Radioaktivität. Nach den Explosionen und Bränden in Fukushima wurde eine 20-Kilometer-Sperrzone um das havarierte Atomkraftwerk eingerichtet. Bei den Anwohnern wächst die Angst vor einer Verstrahlung. In den vergangenen Wochen wurden immer wieder radioaktiv belastetes Wasser, Fleisch, Fisch, Gemüse und Tee entdeckt. Zwar beteuern die Behörden, es bestehe keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit, doch nach dem stümperhaften Umgang mit dem Atomunfall haben immer weniger Menschen Vertrauen in die Behörden.

Bei vielen Betroffenen wächst auch die Kritik an der Regierung, deren Vorgehen sie als zu langsam und ziellos bezeichnen. Der ehemalige Ministerpräsident Naoto Kan musste seinen Posten nach anhaltender Kritik an seinem Krisenmanagement räumen.

Ein Mann im Schutzanzug geht auf ein Auto zu (Foto: dapd)
Rund um die Atomruine Fukushima wurde eine Sperrzone errichtetBild: dapd

Die unbedachten Äußerungen des Ministers

Sein Nachfolger Yoshihiko Noda, der sein Amt Anfang September antrat, besuchte am Samstag erstmals die im Nordosten des Landes gelegenen Präfekturen Miyage und Iwate. Er versprach, die Wiederaufbauarbeiten zu beschleunigen. Mit seinem Besuch versuchte der Ministerpräsident auch, das Vertrauen seiner Landsleute in die neue Regierung zu stärken.

Noda entschuldigte sich außerdem vor der Presse für Äußerungen seines Wirtschafts- und Handelsministers Yoshio Hachiro, der Fukushima als "Stadt des Todes" bezeichnet hatte. Außerdem soll Hachiro bei einem Besuch in dem zerstörten Atomkraftwerk über seine mögliche Strahlenbelastung gescherzt haben. Der erst vor einer Woche ernannte Hachiro trat inzwischen wegen dieser Äußerungen zurück.

Autor: Martin Muno (dapd, afp, dpa)
Redaktion: Ursula Kissel