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Jede dritte Frau Opfer von Gewalt

20. Juni 2013

Frauen müssen weitaus häufiger sexuelle und andere körperliche Gewalt erleiden, als bislang vermutet. Die Gewalt gegen Frauen hat "epidemische Dimensionen" erreicht, heißt es in einem Bericht der WHO.

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Symbolbild: Eine Frau versucht sich in Berlin vor der Gewalt eines Mannes zu schützen (Archivfoto. dpa)
Gewalt gegen Frauen SymbolBild: picture-alliance/dpa

Weltweit erleiden etwa 35 Prozent aller Frauen - mehr als jede Dritte - Prügel, Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen oder andere Taten, stellt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Bericht fest, in dem nach Angaben der UN-Organisation erstmals weltweit Daten zu diesen Verbrechen erhoben worden sind.

Für ihre Studie hatte die WHO 81 Länder untersucht. Ihre Erkenntnisse veröffentlichte sie nach verschiedenen Regionen, nicht jedoch nach einzelnen Staaten gegliedert. Besonders häufig sind danach Übergriffe gegen Frauen in großen Teilen Asiens und im Nahen Osten. Dort sind demnach zwischen 37 und 38 Prozent aller Frauen betroffen, in Europa, den USA und anderen Wohlstandsregionen hingegen gut 23 Prozent.

Täter meist die Partner

Die Täter sind überwiegend die männlichen Partner der Frauen: "Gewalt innerhalb von Beziehungen ist die am meisten verbreitete Gewalt gegen Frauen, betroffen sind 30 Prozent aller Frauen weltweit", heißt es in der WHO-Studie. Zudem sei bei 38 Prozent aller Frauen, die Opfer von Morden werden, der aktuelle oder ehemalige Intimpartner der Täter. 7,2 Prozent aller Frauen werden der Studie zufolge Opfer sexueller Gewalt durch andere Menschen als ihre Beziehungspartner. Nicht wenige Frauen und Mädchen erleiden sogar beide Formen der Gewaltausübung.

Nach den in der Studie verwendeten Definitionen reicht körperliche Gewaltanwendung von Ohrfeigen über das Werfen von Gegenständen und massiven Faustschlägen, Fußtritten, Würgen und Verbrennungen bis zur Bedrohung mit Schusswaffen. Sexuelle Gewalt erfasst neben erzwungenem Verkehr auch mit Drohungen oder Gewaltanwendung erreichte sexuelle Praktiken, die die betroffenen Frauen sonst nicht erlauben würden.

Letzte Ehre für die "Tochter Indiens"

In der Untersuchung werden verschiedene Gründe für die Gewalt gegen Frauen genannt, etwa Alkoholmissbrauch und männliches Machtstreben. Kinder, die in einem Haushalt mit Gewalt aufwüchsen, seien zudem anfälliger dafür, selber Gewalt auszuüben. Die WHO kritisierte das Fehlen von Normen in vielen Gesellschaften, die eine Ächtung der Gewalt gegen Frauen zum Ziel haben. In einigen Gesellschaften gehöre Gewalt gegen Frauen sogar zum sozialen Regelwerk, so die WHO.

Unter den Folgen der Gewalt gegen Frauen nennt die Weltgesundheitsorganisation Depressionen und Alkoholprobleme. Vergewaltigte Frauen seien 1,5 Mal öfter mit Geschlechtskrankheiten infiziert als andere. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, doppelt so groß wie bei anderen Frauen. Die Wissenschaftler stellten auch fest, dass jene Frauen, die in ihrer Beziehung immer wieder Gewalt erleben, Gefahr laufen, Kinder mit einem bis zu 16 Prozent geringeren Geburtsgewicht als normal zur Welt bringen.

Die WHO veröffentlichte zugleich eine umfangreiche Handreichung für Kliniken und medizinisches Personal zur besseren Erkennung von Hinweisen auf Vergewaltigungen und andere Formen körperlicher Gewalt. Viele der Frauen würden aus Angst vor Stigmatisierung oder aus Scham die Ursachen von Verletzungen oder auch von psychischen Leiden verschleiern. Das erschwere oft medizinische Hilfe.

wl/re (dpa, epd, afp)