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Ausländische Wurzeln

5. August 2008

Das Statistische Bundesamt stellt in einem aktuellen Bericht fest: In rund 2,3 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern ist mindestens ein Elternteil Ausländer oder eingebürgert.

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Fünf türkische Frauen sitzen auf einer Bank vor einem Kaufhaus in Berlin (dpa)
Hauptstadt-Alltag: Migrantinnen in BerlinBild: DW

Der Report wurde am Dienstag (05.08.2008) in Wiesbaden veröffentlicht. Insgesamt zählten die Statistiker im Mikrozensus-Bericht 2007, auch "kleine Volkszählung" genannt, knapp 8,6 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern. Knapp ein Viertel davon haben einen so genannten "Migrationshintergrund". Dieser sperrige amtsdeutsche Begriff umfasst alle Zugewanderten, alle in Deutschland geborenen Ausländer sowie alle Kinder aus binationalen Ehen (ein Elternteil deutsch, der andere Ausländer oder Zugewanderter).

Die Statistiker stellten bei ihrer Befragung fest, dass Familien mit Migrationshintergrund deutlich kinderreicher sind als die ohne: 16 Prozent von ihnen hatten drei oder mehr minderjährige Kinder (verglichen mit neun Prozent bei Familien ohne Migrationshintergrund). Bevorzugt leben diese Familien im Westen Deutschlands (30 Prozent gegenüber 14 Prozent im Osten).

Mittlerer Bildungsstand

Grafik Familien mit Migrationshintergrund
Vergleich der Zahl von Familien mit minderjährigen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund (2007) Grafik: DW/Peter SteinmetzBild: DW

Untersucht wurde von den Statistikern in Wiesbaden auch der Bildungsstand der "Migrationsfamilien". Ausschlaggebend dabei sind die "kulturelle Prägung" durch das Heimatland, das Alter sowie die Tatsache, ob man als so genannter Quereinsteiger ins Bildungssystem kommt. Die Bilanz: 50 Prozent verfügten über einen mittleren Bildungsstand.

Bürger aus Migrationsfamilien hatten entweder einen berufsqualifizierenden Abschluss und/oder das Abitur beziehungsweise die Fachhochschulreife. Die andere Hälfte verfügt fast zu gleichen Teilen über niedrige und hohe Abschlüsse. Bildung verbindet: 61 Prozent der befragten Migranten-Paare haben einen gleichen oder ähnlichen Bildungsabschluss. Nur in gut jeder vierten Familie war der Mann besser ausgebildet als die Frau.

Die Statistiker in Bund und Ländern hatten mit dem Mikrozensus 2005 begonnen, Daten zum Migrationshintergrund zu ermitteln. Der Gesetzgeber hatte dafür zuvor die Voraussetzung geschaffen. So sollen in allen "kleinen Volkszählungen" bis 2012 weiter entsprechende Fragen zur Migration gestellt werden.

Ungeliebter Begriff

Eine Deutsche mit ihrem nigerianischen Mann im Interview der Deutschen Welle (All India Radio)
Sie gehören auch zu den Personen mit Migrationshintergrund: Ein deutsch-nigerianisches PaarBild: DW/Kumar

"Migrationshintergrund" - der Begriff fand inzwischen den Weg von den Amtsstuben in die Medien und auch in die Alltagssprache. Bis er erstmals 2006 auftauchte wurde von "Deutschen ausländischer Herkunft", von "Ausländern" oder von Türken, Italienern etc. gesprochen. Das Statistische Bundesamt begründete die Verwendung damit, dass der Begriff bereits seit langem in Wissenschaft und Politik geläufig sei.

Die Betroffenen empfinden die Bezeichnung "Person mit Migrationshintergrund" eher als diskriminierend. So schreibt eine Redakteurin der Wochenzeitung "Die Zeit" mit afrikanischem Vater und deutscher Mutter: "Ich bin jetzt Teil einer ethnischen Minderheit mit Hintergrund! Klingt solide. Nur leider steckt dahinter ein Problem, das man abschieben oder einsperren muss."

Andere ringen dem Begriff inzwischen eine scherzhafte Seite ab. So schrieb das Goethe-Institut Ende vergangenen Jahres einen Wettbewerb aus: Gesucht wurden "Wörter mit Migrationshintergrund". Das Rennen machte der "Tollpatsch" (aus dem Ungarischen), die "Currywurst (aus dem Tamilischen) und der "Engel" (aus dem Griechischen). (hy)