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Jeder gegen jeden

Nada Steinmann14. April 2004

In Mazedonien wird am 14. April der Nachfolger des bei einem Flugzeugabsturz getöteten Präsidenten Boris Trajkovski gewählt. Beobachter hoffen auf eine faire Wahl mit der nötigen Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent.

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Schwerer Schlag für Mazedonien: Der Tod von Boris Trajkovski:Bild: AP

Der charismatische Trajkovski galt als Mittler in dem von ethnischen Spannungen geprägten Land. Er hatte sich überzeugend für die Umsetzung des Friedensabkommens von Ohrid und eine Stärkung der Rechte der albanischen Minderheit eingesetzt. Sein Tod hat die Menschen verunsichert. Wer soll nun an die Stelle Trajkovskis treten und den inneren Ausgleich in Mazedonien voranbringen?

Harte Konkurrenz

Im Wahlkampf stehen sich die Kandidaten der zwei mazedonischen Parteien, die regierenden Sozialdemokraten (SDSM) und die oppositionelle national-konservative VMRO-DMPNE sowie die beiden albanischen Parteien, die Demokratische Union für Integration (DUI) und die Demokratische Partei der Albaner (DPA) unversöhnlich gegenüber. Bei politischen Beobachtern entsteht der Eindruck, dass in dem von hoher Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Misere und sozialen Unruhen geplagten Land auf dem Balkan jeder gegen jeden agiert. Nur in einem Punkt sind sich alle Politiker einig: Sie wollen in die NATO und in die EU.

Spannungen

Aber was wird aus dem schwierigen Verhältnis zwischen mazedonischer Mehrheit und albanischer Minderheit? Wie können die wirtschaftlichen und sozialen Probleme gelöst werden? Sasko Kedev, Kandidat der Opposition will die Menschen in Mazedonien einigen; zuerst die Mazedonier, dann alle anderen Volksgruppen. Er kritisiert die Regierung von Ministerpräsident Branko Crvenkovski wegen des Ausbleibens von ausländischen Investitionen und der anhaltenden Wirtschaftskrise.

Favorit Crvenkovski

Für seinen Gegner aus den Reihen der regierenden Sozialdemokraten, den derzeitigen Premierminister Branko Crvenkovski ist klar, dass Mazedonien 2007 Mitglied der NATO wird. Auch er macht sich stark für ein besseres Zusammenleben zwischen Mazedoniern und Albanern und verspricht, das "mazedonische Boot" in ruhigere Gewässer zu führen. Umfragen zufolge hat Crvenkovski die meisten Chancen bei den Präsidentschaftswahlen.

Hilfe von der NATO

Die albanischen Parteien verlangen in erster Linie mehr Rechte für ihre Volksgruppe. Der Kandidat der mitregierenden albanischen Partei Demokratische Union für Integration (DUI) und frühere Kommandant der UCK, Gzim Ostreni, macht sich stark für die Umsetzung des Ohrider Abkommens und für ein multiethnisches Mazedonien: "Für Mazedonien ist wichtig, dass die NATO beim Aufbau der mazedonischen Armee hilft, einer Armee, die Mazedonien später einmal im Bündnis vertreten kann. Das bedeutet für uns einen großen Fortschritt, weil alle Bürger Mazedoniens so eine Armee achten werden."

Schärfer sind die Aussagen seines Gegners im Block der albanischen Parteien: Zudi Xhelili von der Demokratischen Partei der Albaner (DPA). Er werde keine Gesellschaft anerkennen, in der die Albaner Bürger zweiter Klasse seien, erklärt Xhelili kategorisch.

Wenig Hoffnung

Drei Jahre nach den blutigen Unruhen in Mazedonien herrscht noch immer Misstrauen zwischen den Volksgruppen. Auch untereinander sind die Parteien der jeweiligen Volksgruppen zerstritten. Ob in dieser Lage einer der insgesamt vier Kandidaten für das höchste Amt im Lande als Präsident die Versöhnung und Einigung vorantreiben kann, bleibt ungewiss. Die Bürger Mazedoniens jedenfalls sind die ständigen Auseinandersetzungen leid. Die Frage ist deshalb: Wie viele Bürger werden am 14. April an den Wahlen teilnehmen?