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Jemen sucht die Urheber der Paketbomben

2. November 2010

Nach dem Fund zweier Paketbomben aus dem Jemen fahnden die Behörden nach den Drahtziehern. In vielen Ländern wurden inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Doch nicht jeder ist damit einverstanden.

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Tonerkassette (Foto: AP)
In dieser Tonerkassette war Sprengstoff verstecktBild: AP

Der Jemen hat am Dienstag (02.11.2010) eine Großfahndung nach den Hintermännern der vereitelten Paketbomben-Anschläge eingeleitet. Militär und Geheimdienste suchten vor allem nach dem mutmaßlichen Bombenbauer Ibrahim el Asiri, sagte ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden. Der saudi-arabische El Kaida-Kämpfer werde in den Provinzen Maarib oder Shabwa vermutet.

Gefahndet werde auch nach dem radikal-islamischen Prediger Anwar el Awlaki, der hinter einem vereitelten Anschlag auf einen Flug in die USA vor rund einem Jahr stecken soll. El Awlaki gilt als Vordenker des Terrornetzwerks El Kaida im Jemen. US-Präsident Barack Obama hatte den US-Sicherheitsdiensten und der Armee im vergangenen April die Erlaubnis erteilt, el Awlaki zu töten, weil dieser mehrere Terroristen zu Anschlägen angestachelt haben soll.

Plastiksprengstoff in Tonerkassetten

Am Freitag waren auf Flughäfen in Großbritannien und Dubai zwei im Jemen aufgegebene Paketbomben entdeckt worden, die an jüdische Einrichtungen in den USA adressiert waren. Eine der Bomben war am Flughafen Köln/Bonn umgeladen worden. In den Paketbomben befanden sich Laserdrucker, in deren Tonerkassetten Plastiksprengstoff versteckt war. Auch enthielt die Kassette einen Zündmechanismus unter anderem aus Handy-Bauteilen. Der Sprengstoff ist mit Röntgengeräten nur schwer zu entdecken, mit Spürhunden in Reinform gar nicht.

Inzwischen verschärften Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Kanada die Sicherheitsmaßnahmen im Flugverkehr. In Deutschland wies das Bundesverkehrsministerium die Flugsicherung an, Maschinen aus dem Jemen bis auf weiteres nicht mehr in den Luftraum einzulassen. Damit solle sichergestellt werden, dass keine Fracht aus dem Jemen nach Deutschland komme, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. "Jetzt müssen mögliche Lücken im System der Luftfrachtsicherheit aufgedeckt und geschlossen werden."

Regierung erwägt weitere Flugverbote

Nach den Worten von Innenminister Thomas de Maizière erwägt die Bundesregierung auch Verbote für Flugzeuge aus anderen Ländern. "Die Zuverlässigkeit der Drittstaaten und deren Kontrolle werden wir zu überprüfen haben", sagte de Maizière bei einem Besuch auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (Foto: dapd)
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere im Frachtzentrum des Flughafens Köln/BonnBild: dapd

Jemen kritisiert deutsches Einflugverbot

Die jemenitische Regierung kritisierte diesen Schritt. Die Entscheidung sei eine "kollektive und unlogische Bestrafung", teilte ein Regierungssprecher in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa mit. Das Einflugverbot nutze lediglich den Terroristen der El Kaida, "die immer versucht haben, auf diese Weise den Interessen und dem Ruf Jemens zu schaden". Sein Land werde dennoch auch weiterhin mit der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen den Terrorismus zusammenarbeiten, versicherte der Sprecher.

Wie jetzt bekannt wurde, hat der US-Geheimdienst Mitte September drei verdächtige Pakete abgefangen, bei denen es sich möglicherweise um einen Probelauf des Terrornetzwerks El Kaida für die verhinderten Anschläge handelte. Die US-Behörden hätten die Sendungen vor deren Eintreffen am Zielort Chicago beschlagnahmt und untersucht, verlautete aus Regierungskreisen in Washington. Unter anderem seien Bücher und Dokumente sicher gestellt worden, die vermutlich von El Kaida stammten. Sprengstoff hätten die Pakete nicht enthalten.

Autor: Martin Muno (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Eleonore Uhlich