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International Telekom Beethoven Competition

12. Dezember 2011

Die DW präsentiert Mitschnitte vom Finale des 4. International Telekom Beethoven Wettbewerbs. Hören Sie die jungen Talente mit unverbrauchten und individuellen Interpretationen von Klavierkonzerten des Meisters.

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4. International Beethoven Competition ; Finalteilnehmer von links: Rémi Geniet, Frankreich ; Chi Ho Han, Korea ; Jingge Yan, China und Prof. Pavel Gililov (Copyright: Deutsche Telekom AG)
Die Finalisten und Juryvorsitzender Pavel GililovBild: Deutsche Telekom AG

Bei Musikwettbewerben stellen Zyniker gern folgende Regel auf: "Lass nicht zu, dass das Publikum dich zu sehr in Herz schließt, denn dann geben die Juroren ihre Stimme bestimmt jemand anderem."

Bei der 4. International Telekom Beethoven Competition, die vom 2. bis zum 8. Dezember in Bonn stattfand, haben die Zyniker recht behalten. Jingge Yan aus China errang bei dem anspruchsvollen Wettbewerb den 1. Platz. Der Juryvorsitzende Pavel Gililov pries das Spiel des jungen Pianisten als "virtuos und unabhängig". Das Publikum hingegen hätte unter den drei Finalisten den Sieger lieber an letzter Stelle gesehen.

Kein Freund von Wettbewerben

Das heißt allerdings nicht, dass der Musiker aus Peking keine Bewunderer gehabt hätte. Nach seinem Vortrag erschien er mehrmals mit breitem Lächeln, um sich zu verbeugen. Dass er Vorbehalte gegen Wettbewerbe hat, war in diesem Moment nicht zu merken. "Ich kann sie eigentlich überhaupt nicht leiden", sagte Jingge Yan der DW nach dem Finale. "Aber diese Beethoven Competition ist etwas Besonderes, weil ich mich dadurch mehr auf Beethoven konzentriert habe. Und die Umgebung und die Leute in Bonn haben mich sehr inspiriert."

In Beethovens Geburtsstadt zu spielen hat die persönliche Wertschätzung des 25-jährigen Pianisten für den großen Komponisten noch anwachsen lassen. "Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen mir und dem Geist Beethovens, so lebhaft und so leidenschaftlich", sagte Jingge Yan. "Ich widme Beethoven wirklich viel Zeit."

Pianist Jingge Yan auf der Bühne beim 4. International Beethoven Competition in Bonn ( Copyright: Deutsche Telekom AG)
Strahlender Sieger: Jingge YanBild: Deutsche Telekom AG

Im Finale trat der junge Chinese mit einer flotten und wirkungsvollen Darbietung von Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 an. Den Mitschnitt können Sie unten downloaden.

Ein Herz für die Jugend

Jingge Yan unterschied sich nicht nur darin von seinen Konkurrenten, dass die Jury ihn anders bewertete als das Publikum: Mit seinem gemustertem Seidenhemd stach er auch optisch gegenüber den Smokings der anderen Pianisten hervor. Hinzu kommt, dass er sechs Jahre älter ist als der Koreaner Chi Ho Han und der Franzose Rémi Geniet, die beide 1992 zur Welt kamen. Sie gehörten mit ihren 19 Jahren zu den jüngsten Teilnehmern des Wettbewerbs, bei dem nur Musiker unter 33 Jahren zugelassen sind.

"Die Leute mögen die Jugend", meinte Juror Pavel Gililov nach dem Finale. "Wenn man vergleichbare Auftritte eines 30-jährigen und eines 19-jährigen hört, schlägt das Herz eher für den jüngeren Kandidaten. Aber das ist nicht der Hauptgrund, dass es diese beiden so weit gebracht haben."

Vielleicht war das Alter ja auch ein Grund, dass das Publikum den Koreaner Chi Ho Han mit 55 Prozent zum Favoriten kürte. Es war nicht der einzige, denn der charismatische Pianist bot eine gelungene Interpretation von Beethovens Klavierkonzert Nr 4. "Erstaunlich reif" und "zutiefst bewegend" sei die Darbietung gewesen, lautete das Urteil des Publikums.

Koreanischer Pianist Chi Ho Han spielt während dem 4. International Beethoven Competition in Bonn ( Copyright: Deutsche Telekom AG)
Publikumsliebling Chi Ho Han holte den 2. PlatzBild: Deutsche Telekom AG

Chi Ho Han wurde in Seoul geboren und studiert in Essen Klavier bei Arnulf von Arnim. Das Naturtalent begann erst vor acht Jahren, Klavier zu spielen. "Ich habe damals bei einem Konzert Tschaikowskys Klavierkonzert No. 1 gehört", erzählt er. "Das hat mich so beeindruckt, dass ich dachte: Das ist es. Pianist will ich auch sein." Die Jury vergab an den 19-jährigen den 2. Platz, der immerhin noch mit 20.000 Euro dotiert ist. Der Sieger erhielt 30.000 Euro, der Drittplazierte 10.000.

Sprungbrett für die Karriere

Viel wichtiger als die Geldpreise sind für die Wettbewerbteilnehmer die zahlreichen Engagements, die dem Sieger winken. Jingge Yan kann sich jetzt darauf freuen, bei Festivals und Veranstaltungen quer durch Europa und Nordamerika aufzutreten, die mit der International Telekom Beethoven Competition eine Partnerschaft eingegangen sind.

Die beiden anderen Finalisten werden ebenfalls einen Karriereschub bekommen, den sie sich nach dem anspruchsvollen Wettbewerb wohl verdient haben.

Französischer Pianist Remi Geniet spielt während dem 4. International Beethoven Competition in Bonn (Copyright: Deutsche Telekom AG)
Der Drittplazierte: Rémi GenietBild: Deutsche Telekom AG

Je näher das Finale rücke, desto klarer zeichne sich ab, dass man heutzutage anders an Wettbewerbe herangehe, sagte Juryvorsitzender Pavel Gililov, und das spiegele sich auch in der Wertung der Jury wider. "Früher standen Technik und korrektes Spiel im Vordergrund. Heute ist das anders. Jetzt sind Musiker gefragt, die ihren Zielen treu bleiben und sich von ihrer eigenen Vorstellungskraft inspirieren lassen."

Im Finale schließlich stand Rémi Geniets konzentrierte und eindrucksvolle Interpretation nicht hinter Chi Ho Hans fesselnder Bühnenpräsenz zurück. Unsere kostenlosen Downloads geben Ihnen einen Eindruck vom Spiel der drei Finalisten bei der Schlussrunde, dem Abschlusskonzert.

Autor: Greg Wiser/ suc
Redaktion: Rick Fulker