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Joachim Gauck: Merkel wird im Verhältnis zu Polen andere Akzente setzen

11. November 2005

Vorsitzender des Vereins "Gegen Vergessen – Für Demokratie" im Interview von DW-WORLD.DE - Deutsch-polnisches Schulbuchprojekt startet am 1. Dezember 2005

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Der Vorsitzende des Vereins "Gegen Vergessen – Für Demokratie" und ehemalige Bundesbeauftragte für Stasi-Akten, Joachim Gauck, geht davon aus, dass die designierte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Verhältnis zu Polen andere Akzente setzen wird als Gerhard Schröder. In einem Interview von DW-WORLD.DE sagte Gauck: "Polen sind gegenüber den östlichen Nachbarn mindestens so skeptisch wie gegenüber den westlichen, also uns. Mit Angela Merkel könnte eine stärkere Beachtung des unmittelbaren Nachbarn wieder Raum greifen." Man habe "immer wieder, manchmal mit einem gewissen Erstaunen, die große Nähe des scheidenden Bundeskanzlers zu Putin und Russland gesehen", fügte der 65-Jährige hinzu.


Zusammen mit dem Jüdisch-Historischen Institut in Warschau startet der Verein "Gegen Vergessen – Für Demokratie" am 1. Dezember 2005 ein Schulbuch-Projekt. In dem Buch sollen fast 500 Geschichten jüdischer Kinder zwischen zwölf und 18 Jahren in Konzentrationslagern im Dritten Reich dokumentiert werden. "Wir haben erlebt, dass solche Themen die heranwachsende Generation stärker bewegen, wenn sie mit der eigenen Altersgruppe zusammenhängen", so Gauck, der mit dem Projekt einen Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung leisten, sich damit aber nicht nur an junge Leute wenden möchte. Gauck: "Wir haben zwar in Deutschland wie in keinem anderen Land eine Kultur des Erinnerns, die manchmal sogar neurotisch wird. Gleichzeitig sieht es so aus, als ob sich die Gesellschaft aufteilt in eine Zivilgesellschaft mit ihrem Bürgerengagement einerseits und andererseits in einen Teil, der sich stärker als Konsument und Zuschauer definiert." Mit dieser Zweiteilung "können wir nicht zufrieden sein".

11. November 2005
254/05