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Der Experte

Marcel Dresse5. November 2008

Mit Joseph Biden als Stellvertreter hat Obama die Präsidentenwahl gewonnen. Der Senator aus Delaware soll das außen- und sicherheitspolitische Defizit des künftigen Präsidenten ausgleichen. Ein Porträt.

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Präsidentschaftskandidat der Demokraten Barack Obama und sein Running Mate und Joseph Biden nebeneinander (picture-alliance)
Unterstützung für Obama: Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten stellt seinen Running-Mate vorBild: picture-alliance/ dpa

Die erste Reaktion war bezeichnend: "Das würde der unterhaltsamste Vizepräsident der Geschichte werden!", so die Einschätzung eines Moderators des US-Fernsehsenders Fox zur Ernennung Joseph Bidens zum Vizepräsidentschaftskandidaten der US-Demokraten. Dass diese Einschätzung nicht aus der Luft gegriffen ist, hat sich vielfach in den Reden des Senators gezeigt. Diese sind häufig durch Selbstironie und Humor gekennzeichnet, und auch an Kritik an seinen politischen Gegnern wird nicht gespart.

Außenpolitische Erfahrung trifft vorschnelle Äußerungen

Wird er von den Obama-Anhängern akzeptiert? Joe Biden umringt von Obama-Anhängern bei einer Wahlkampfveranstaltung
Wird er von den Obama-Anhängern akzeptiert? Joe Biden auf einer Wahlkampfveranstaltung der US-DemokratenBild: AP

Doch neben verbaler Schlagfertigkeit neigt Biden auch zu unvorsichtigen Äußerungen wie im Frühjahr, als er Barack Obama als "ersten Mainstream-Afroamerikaner, der sich gut ausdrückt, intelligent und sauber ist und gut aussieht" bezeichnete und damit Teile der schwarzen Bevölkerung in den USA verärgerte.

Doch diese Differenzen sind mittlerweile ausgeräumt und Obama hofft, dass durch die Zusammenarbeit mit Biden die Kritik an seiner mangelnden außen- und sicherheitspolitischen Erfahrung abnimmt. Denn Biden ist ein erfahrener Außenpolitiker, der als Internationalist und Anhänger der Vereinten Nationen gilt. Durch zahlreiche Auslandsreisen knüpfte er Kontakte mit bedeutenden ausländischen Politikern. Erst kürzlich besuchte er den georgischen Präsidenten Saakashwili im Rahmen der aktuellen politischen Unruhen in der Region.

Einer hat sich durchgesetzt: Präsidentschaftskandidaten der amerikanischen Demokraten bei einer TV-Debatte
Einer hat sich durchgesetzt: Die Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten bei einer TV-DebatteBild: AP

Bereits 1973 zog er für den Bundesstaat Delaware in den US-Senat ein und war damals mit 29 Jahren das jüngste Mitglied der Versammlung. Mittlerweile ist er ein anerkannter Politiker und leitet den auswärtigen Ausschuss des Senats. Die beiden Anläufe 1988 und 2008, als er sich zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten küren lassen wollte, scheiterten jedoch. Beim ersten Versuch warf man ihm vor, aus einer Rede eines britischen Oppositionsführers abgekupfert zu haben.

Ein Mann des Volkes

Joseph Robinette Biden wurde am 20. November 1942 als Sohn eines Autohändlers in Scranton, Pennsylvania geboren und studierte nach dem Schulabschluss Jura. Nachdem er seine Frau 1972 bei einem Autounfall verlor, bei dem auch seine Tochter verstarb, ist Biden in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Söhne aus erster Ehe und eine Tochter.

Joe Biden entstammt einfachen Verhältnissen und repräsentiert die Arbeiterklasse. Er ist ein Mann des Volkes. Auch das unterscheidet ihn vom Präsidentschaftskandidaten Obama, dem mehrfach elitäres Verhalten vorgeworfen wurde.

Politischer Wandel dank Routinier aus Washington?

Amerikanischer Soldat beim Häuserkampf. Der Krieg im Irak: Obama war dagegen, Biden dafür
Der Krieg im Irak: Obama war dagegen, Biden dafürBild: AP

Im Jahr 2002 stimmte Biden zwar für den Einmarsch in den Irak, entwickelte sich später jedoch zu einem scharfen Kritiker der Politik Bushs. Als einer der alteingesessenen Politiker in Washington ist Joseph Biden nicht gerade das beste Beispiel für Obamas Wahlkampfslogan "Wandel für Amerika" und die Forderung nach einem neuen Politikstil in Washington. Zumal Biden noch zu Beginn des Wahlkampfes deutlich gemacht hat, dass er Obama für das Amt des Präsidenten für zu unerfahren halte.